Ständig liest man in den Printmedien, daß die Aktien von Solarfirmen deswegen so gefallen sind, weil die Läger voll sind. Wenn ich da den Artikel in der Berliner Zeitung lese, frage ich mich: Wieso sind die Läger voll????? Habe mal die Passage rot herausgehoben, die mich zu dieser Frage veranlaßt. www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/...g/0010/index.html Unter der Sonne Brandenburgs Der Bau riesiger Solaranlagen boomt - und bundesweit werden im Land auch die meisten Module hergestelltJürgen Schwenkenbecher, Jens Blankennagel POTSDAM. Das kleine Bauernhaus, das Maria Brand sich in Wusterhausen im Havelland gekauft hat, ist wirklich schön. Es ist aber auch richtig alt. Besonders das Dach wollte die 42-Jährige ganz schnell neu decken lassen, als sie im März von Berlin nach Brandenburg zog. Doch es war sehr schwierig, einen Dachdecker zu finden - obwohl es um einen 18000-Euro-Auftrag ging. "Zwei der drei Dachdecker in der Gegend lehnten ab und sagten: Fragen Sie nächstes Jahr mal wieder an", sagt Maria Brand. "Die Begründung der Handwerker: Wir sind ausgebucht. Wir müssen überall und ständig Solaranlagen installieren." Den Boom der Branche spürt auch die Solarfabrik Aleo in Prenzlau (Uckermark). Dort stellen 680 Mitarbeiter pro Jahr 1,1 Millionen Solarmodule her und beliefertn europaweit 1800 "Solarteure", wie die Fachinstallateure von Photovoltaik-Anlagen heißen. "Die Nachfrage ist richtig groß", sagt Sprecher Hermann Iding. "Viele Leute rufen an, weil sie keine Solarteure mehr bekommen, und sie bestellen trotzdem, weil sie fürchten, nicht genug Solarmodule abzubekommen." Vorteil gegenüber dem Süden Brandenburg ist zwar nicht die Sahara, als Sonnenland zählt es aber durchaus. Immer mehr riesige Solaranlagen entstehen. "Die Mark ist durch ihre vielen Konversationsflächen geradezu prädestiniert dafür, sagt Uwe Hartmann, Landes-Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie. Denn auf den ehemaligen Militärflächen könnten auch große Anlagen entstehen. "Und je größer sie sind, desto preiswerter sind sie im Vergleich", erläutert Hartmann. Und das üppige Flächenangebot wird genutzt. In einem Tagebau bei Meuro (Oberspreewald-Lausitz) will ein Investor noch 2011 zwei Solarfelder ans Netz bringen mit einer Leistung von fast 150 Megawatt (MW). "Weltweit ist derzeit keine Anlage bekannt, die leistungsfähiger ist als diese beiden Felder", sagt Projektentwickler Torsten Käsch. Die Solarzellen auf einer Fläche von fast 540 Fußballfeldern erzeugen Strom für knapp 40000 Vier-Personen-Haushalte. Für Käsch haben Brandenburgs alte Tagebaue oder Militärflächen einen großen Vorteil. "Breisgau in Baden-Württemberg hat zwar zehn Prozent mehr Sonne, aber da muss ich mit 100 Eigentümern von Flächen über den Kauf verhandeln, hier nur mit einem." Für den ehemaligen Militärflugplatz in Altdaber bei Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) wird ein Solarfeld mit 64 MW Leistung geplant, eine ähnliche große Anlage entsteht in Finsterwalde (Spree-Neiße). Selbst der Weltkonzern Google beteiligt sich erstmals am Bau eines Solarparks außerhalb der USA - in Briest bei Brandenburg/Havel. "Insgesamt wurden 2010 landesweit 57 neue Solaranlagen mit 342 Megawatt Leistung für 900 Millionen Euro gebaut", sagt Alexander Gallrein von der Zukunftsagentur Brandenburg. Die Solarstrommenge hat sich damit innerhalb eines Jahres verdreifacht, seit 2006 sogar verzwanzigfacht. Brandenburg war schon vor dem Atomausstieg ein Vorreiter, wenn es um regenerative Energien geht. "Wir sind das Land der erneuerbaren Energien", verkündet der Staatssekretär im Potsdamer Wirtschaftsministerium Henning Heidemanns. "Schon jetzt werden 60 Prozent des in Brandenburg verbrauchten Stroms aus regenerativen Quellen gewonnen." Das sei ein Ziel, das die Bundesregierung erst für 2040 anstrebt. "Wir haben 30 Jahre Vorsprung." Derzeit produzieren die fast 3000 Windräder im Land 80 Prozent des regenerativen Stroms. Doch ihre Zahl kann nicht endlos steigen, fast überall wehren sich inzwischen Bürgerinitiativen. Akzeptanzprobleme haben Solaranlagen dagegen kaum - weder als riesiges Feld noch als Kleinanlage auf dem Hausdach. "Proteste gegen Solaranlagen gibt es fast nie", sagt Gallrein. Schon jetzt sind mehr als 14 000 Solaranlagen im Land installiert, die 13 Prozent des regenerativen Stroms produzieren. "Ob auf ehemaligen Armeeflächen, in stillgelegten Tagebauen, auf den Dächern kommunaler Gebäude oder auf denen der Plattenbausiedlungen - die Solarindustrie hat bei uns Zukunft", sagt Gallrein. Für das Land hat die Nutzung ehemaliger Militärflächen für Solaranlagen noch einen weiteren positiven Effekt: Mit der Verpachtung der Areale oder der Gewinnbeteiligung bietet sich die Möglichkeit, munitionsbelastete Gebiete ökologisch zu sanieren. Anders wäre diese Aufgabe kaum zu finanzieren. Etwa 20 Anlagen stehen in Brandenburg schon auf Konversionsflächen. 5000 neue Jobs in zehn Jahren Dazu kommt noch, dass im Land nicht nur Sonnenstrom produziert wird, sondern vor allem auch die Technik dafür. Vor nicht einmal zehn Jahren entstand die erste größere Solarfabrik, inzwischen gibt es in der Branche 5000 Arbeitsplätze - so viele wie beim Vattenfall-Konzern, der die Lausitzer Tagebaue und umweltunfreundliche Kohlekraftwerke betreibt. "In Brandenburg werden 40 Prozent aller bundesweit produzierten Solarmodule hergestellt", sagt Steffen Streu, Sprecher des Wirtschaftsministers. Das Land gilt inzwischen als "wachstumsstärkste Solarregion Europas." ------------------------------ Fester Preis ist garantiert In Brandenburg gibt es 17676 Anlagen (Stand: 25. 7. 2011), die Strom aus regenerativen Quellen gewinnen (installierte Leistung: 5461 Megawatt (MW). Die meisten Quellen (14325) sind Solaranlagen (Leistung: 692MW). Mehr Strom (fast 4407 MW) produzieren nur die 2967 Windräder. Dazu kommen 320 Biomasseanlagen, 35 Wasserkraftwerke und 29 Gasanlagen (zusammen 361MW). Die Investitionen sind sicher, da die Netzbetreiber den Ökostrom bevorzugt abnehmen müssen und einen Festpreis zahlen, der höher ist als der aktuelle Strom-Börsenpreis. Solaranlagen stehen auch in der Kritik, weil sie übers Jahr gerechnet nur an einen Zehntel der Tage voll Strom liefern und so dauerhaft andere Kraftwerke nötig sind. Sie werden aber auch deshalb so massiv neu gebaut, weil sie am stärksten gefördert werden. Die Betreiber aller Solaranlagen bekommen 20Jahre lang jenen Festpreis für den Strom, der bei Fertigstellung der Anlage galt. 2004 waren es 57 Cent pro Kilowattstunde, Ende 2010 noch 33 Cent. In diesem Jahr liegt der Preis bei knapp 29 Cent - für die leistungsfähigeren Windkraftanlagen gibt es nur knapp 9 Cent. |