Die Saubermänner - Windkraft für China Dicke Luft in China - dickes Geschäft für deutsche Firmen. Das Reich der Mitte gilt mit 26 Millionen Tonnen Schwefeldioxidausstoß 2005 als das Land mit der weltweit schwersten Luftverschmutzung. Nun hat die chinesische Regierung beschlossen, Umweltschutz, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit voranzutreiben. Peking nennt seine Kampagne gleich "Verteidigung des blauen Himmels".
Schließlich hat die Olympia-Stadt auch für 2008 ein "grünes Olympia" versprochen. Deutsche Unternehmen, die in Sachen umweltfreundliche Technologien führend sind, hoffen auf das große Geschäft. Zum Beispiel der Hamburger Windanlagenbauer Nordex, der inzwischen auch in China produziert. Das chinesische Personal dafür wird in Rostock ausgebildet. Eine Reportage von Oliver Hoesch anlässlich des 12. UN-Klimagipfels im November.
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Es ist ihr erster Tag in Deutschland - im Stammwerk Rostock werden sie angelernt. Bald sollen sie Rotorblätter für Windräder bauen - in China.
Ulf Utesch, Betriebsleiter Nordex: "Wir stehen jetzt vor dem Bereich des Schalenbaus. Hier werden die Halbschalen gefertigt, man kann hier sehen, in der linken Schale, das ist die aerodynamische Saugseite, wird bereits ein Rotorblatt gefertigt, eine Halbschale gefertigt, das ist praktisch die zweite Abteilung im Leben eines Rotorblattes."
Lage für Lage werden die Flügel hergestellt. Drei Stück pro Woche. Das Wie ist ihr Wettbewerbsvorteil.
Susan Tian, Materials Management Nordex China: "Die Produktion in China ist bisher nicht so riesig wie hier. Ich finde es gut für uns, das zu sehen, weil die meisten meiner Kollegen neu auf diesem Gebiet sind. Und sie schätzen die Chance hier zu lernen. Und dann wird auch in der großen, neuen Fabrik in China die Produktion gut laufen. Die soll im Dezember starten und ab Januar 2007 mit der Serienfertigung beginnen."
Doch bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Für Geschäftsführer Jörg Scholle ein klarer Fall: Für China muss in China produziert werden.
Jörg Scholle, Geschäftsführer Nordex: "Man muss einmal laut den Gesetzgebungen nachher einen 70prozentigen Anteil lokalisierter Materialien erreichen, und das schafft man natürlich mit so einer großen Komponente wie dem Rotorblatt. Zweitens sind natürlich extreme Transportaufwendungen notwendig, um diese Rotorblätter von Europa nach China zu bringen, und das ist natürlich ein riesen Vorteil, wenn man nur die Rohmaterialien rüberbringt und nicht mehr die gesamten Rotorblätter - Transportschäden, und so weiter."
Hier werden dann andere Rotorblätter produziert - für stärkere Anlagen. Weil achtzig Prozent der Windräder ins Ausland gehen, muss Jörg Scholle weiter an Transportkonzepten feilen. Auch hier, wo das Herz der Windräder, die Windturbinen hergestellt werden.
Jörg Scholle, Geschäftsführer Nordex: "Die gesamte Windenergie ist in Deutschland, Dänemark, Europa entwickelt worden, vorangetrieben, und das ist jetzt einfach ein zehn Jahre, zwölf Jahre Vorsprung, den wir gegenüber dem Rest der Welt haben, und das ist natürlich sehr interessant, das in andere Länder zu übertragen. Die fangen einfach dort an mit ausgereifter Technik, wo wir schon, sagen wir mal, Nordex hat schon 2.800 Anlagen gebaut und in Betrieb - und mit so einem Vorsprung gehen wir natürlich in das Land rein."
Rein müssen jetzt aber zuerst die großen Bauteile in Standard-Container. 66 davon gehen demnächst per Schiff auf die 12.000 Kilometer lange Reise nach China. Speziell gesichert gegen Korrosion und Seegang auf dem langen Seetransport. Einige Wochen wird es dauern, bis sie dann in China auf die Rotorblätter treffen und die Anlagen dort zusammengebaut werden können. Und dort dann so fest im Wind stehen, wie diese hier, vor den Toren von Rostock. |