Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Zukunft entdeckt - zusammen mit George Bush und der chinesischen Regierung, mit Siemens-Chef Klaus Kleinfeld und Südkorea. Die Zukunft, verkünden sie, liege in Wind, Sonne, Wasser und der Biomasse.
Solche Schwärmerei für die Ökoenergien war bis vor kurzem aus diesen Lagern selten zu hören. Wer die Abkehr vom Öl propagierte, womöglich auch den Ausstieg aus der Atomenergie forderte, galt als Jobkiller oder als Phantast.
Erneuerbare Energien
Wie deutsche Ökofirmen die Welt retten
Von Bettina Weiguny
Deutschland hat bei der Windkraft die Nase vorn 18. Februar 2007 Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Zukunft entdeckt - zusammen mit George Bush und der chinesischen Regierung, mit Siemens-Chef Klaus Kleinfeld und Südkorea. Die Zukunft, verkünden sie, liege in Wind, Sonne, Wasser und der Biomasse.
Solche Schwärmerei für die Ökoenergien war bis vor kurzem aus diesen Lagern selten zu hören. Wer die Abkehr vom Öl propagierte, womöglich auch den Ausstieg aus der Atomenergie forderte, galt als Jobkiller oder als Phantast.
„Green power“ ist angesagt
Auch mit Solarmodulen, hier auf einer Halle in Freiburg, machen Firmen gute Geschäfte Weltweit belächelt wurden die Deutschen in den 80er und 90er Jahren, als die Grünen hierzulande ihre Träume von den erneuerbaren Energien mit staatlichen Geldern zu fördern begannen. Und jetzt?
Jetzt stehen die Deutschen plötzlich als Vorreiter zukunftsträchtiger Technologien im internationalen Rampenlicht. Sie sind Weltmarktführer in einer explodierenden Branche. „Green power“ ist angesagt, das Kyoto-Protokoll kein Fremdwort mehr.
Vorsprung dank staatlicher Päppelung
Selbst in Davos diskutierten die Vorstandsvorsitzenden der Global Player über Biosprit, Solarwafer und Wellenenergie. Und Firmen mit Sitz in Hamburg, Husum, Thalheim und Freiburg sind die Stars in der Fertigung von Solarzellen, Windkrafträdern und Biokraftstoffanlagen.
Den Vorsprung verdanken sie der staatlichen Päppelung durch die ehemalige rot-grüne Bundesregierung. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat der Branche Subventionen in Millionenhöhe gesichert.
Wissen und Technik als Exportschlager
Zum großen Durchbruch verhalfen der Branche nun die weltweite Diskussion um Klimawandel, Erderwärmung und Ölpreisexplosion, der Ärger mit Öl- und Gaslieferungen aus Russland sowie der Wirbelsturm „Katrina“, der New Orleans verwüstete.
Als Rettung bleibt - die Ökoenergie-Industrie. Und Deutschland ist Weltmeister in der Entwicklung von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Wissen und Technik „made in Germany“ sind Exportschlager.
Ein Drittel der weltweit installierten Wasserkraft stammt vom Heidenheimer Maschinenbauunternehmen Voith. Fast jede zweite Windanlage und jede dritte Solarzelle werden hierzulande gefertigt. Bereits 34 Prozent der produzierten Solarzellen wurden ins Ausland geliefert.
Grün ist in - auch an der Börse
Ausländische Investoren werfen bereits ein Auge auf die hiesigen Start-ups. Derzeit überbieten sich der französische Nuklearkonzern Areva und das indische Energieunternehmen Suzlon mit Übernahmeangeboten für die Repower AG.
Seit ein, zwei Jahren sind besonders die Solarwerte wie Q-Cells oder Solarworld die Lieblinge an der Börse. Um dem Trend nachzukommen, legen immer mehr Banken in dem Bereich Publikumsfonds auf - Grün ist in. Darauf stürzt sich der Anleger, ob klein oder etwas größer.
Anderthalb Quadratmeter saubere Zukunft
Auch angelsächsische Beteiligungsgesellschaften haben den Ökostandort Deutschland entdeckt. Private-Equity-Investoren sind auf ständiger Suche, wo sie Geld in die Wind- und Sonnenenergie pumpen können. Kritiker warnen bereits vor einem neuen Hype wie zu Zeiten der New Economy.
Dabei ist die Solarindustrie noch immer ein Winzling, der weniger als ein Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland deckt. Das Potential aber sei enorm, deshalb seien die Anschubhilfen gerechtfertigt, meint Solarworld-Gründer Frank Asbeck. In einigen Jahren müsse sich Branche schließlich selbst tragen. Heute fertigen seine Leute im sächsischen Freiberg im Drei-Schicht-Betrieb mehr als 3000 Solarmodule am Tag - jeweils anderthalb Quadratmeter saubere Zukunft.
Deutsches Knowhow weltweit gefragt
Zwei Drittel der Module verschifft Asbeck, ein Gründungsmitglied der Grünen, inzwischen ins Ausland. Noch vor wenigen Jahren war ein solcher Weltmarkt unvorstellbar. Im Jahr 2000 haben deutsche Firmen Anlagen im Wert von einer halben Milliarde Euro exportiert. 2005 waren es bereits 4,6 Milliarden Euro. „2006 beläuft sich die Höhe der Exporte auf sechs Milliarden Euro“, teilte jetzt der Verband Erneuerbare Energie mit. „Mit der Steigerung von 30 Prozent haben wir unsere hochgesteckte Prognose für das vergangene Jahr erreicht.“
Der weitaus größte Anteil des Exportvolumens entfiel dabei auf die Windindustrie. Deutsches Knowhow besonders im Bereich Maschinenbau sei weltweit gefragt. „Selbst wo General Electric draufsteht, ist größtenteils ,Made in Germany' drin“, sagt der Sprecher des Verbandes Erneuerbare Energien. Die CDU übertrifft sogar die Grünen
Exporte lohnen sich für deutsche Unternehmen, seit auch andere Regierungen die Energieversorgung aus erneuerbaren Energien finanziell fördern. So will China bis zum Jahr 2020 etwa 17 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken und führt dazu ein Einspeisegesetz nach deutschem Vorbild ein. Schweden will 2020 ohne Ölimporte auskommen, Kalifornien ein Drittel des Strombedarfs mit regenerativen Energien decken.
Jetzt, wo Ökostrom weltweit hoffähig ist, erwärmt sich auch Angela Merkel für die CO2-Alternative. Die CDU übertrifft sogar die Grünen, die im Jahr 2020 etwa 25 Prozent der Stromversorgung durch erneuerbare Energien decken möchten. Vorige Woche forderten die Energieexperten der Union überraschend 35 Prozent.
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