Wasserkraft und "Neue Erneuerbare" liefern weltweit mehr Strom als Atomkraftwerke.
Die weltweite Industrie zur Nutzung der erneuerbaren Energien etabliert sich zunehmend in der Energiewirtschaft. Das ist eines der Ergebnisse des globalen Statusberichts des Netzwerks REN21 für das Jahr 2007. Weil immer mehr Länder weitreichende politische Vorgaben machten, wachsen die Kapazitäten zur Nutzung der Erneuerbaren rasch, so der REN21 Renewables 2007 Global Status Report. Der Bericht wurde erstellt von REN 21, dem Erneuerbare-Energien-Netzwerk für das 21. Jahrhundert, zusammen mit dem Worldwatch-Institut. Er ist eine ermutigende Bestandsaufnahme der rapide wachsenden Märkte für erneuerbare Energien sowie der weltweiten Politik zur Förderung der Erneuerbaren. Der Renewables 2007 Global Status Report beleuchtet zudem die Entwicklung der Industrie und die Nutzung erneuerbarer Energien in ländlichen Gebieten. Laut Report wuchs die installierte Windenergieleistung 2007 um geschätzte 28 Prozent; die netzgekoppelte Photovoltaik legte sogar um 52 Prozent zu.
Wahrnehmung der Politiker und Analysten hinkt weit hinter der Wirklichkeit her - 2,4 Millionen Menschen arbeiten für die Erneuerbaren
"Auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien ist in den letzten fünf Jahren so viel geschehen, dass die Wahrnehmung der Politiker und Analysten weit hinter der Wirklichkeit herhinkt", sagt Mohamed El-Ashry, Vorsitzender von REN21. Der renommierte Forscher Dr. Eric Martinot leitete ein internationales Team von 140 Wissenschaftlern und Mitwirkenden sowohl aus Entwicklungsländern als auch den Industriestaaten, die zu dem Report beigetragen haben. Er betont, erneuerbare Energiequellen wie der Wind, die Sonne, die Erdwärme und die Kleine Wasserkraft böten den Staaten die Möglichkeit, ihre Energieversorgung zu sichern und die wirtschaftliche Entwicklung zu beschleunigen. Mit Verweis auf den Bericht sagt Martinot, dass im Feld der Erneuerbaren mittlerweile 2,4 Millionen Menschen arbeiten und die Stromproduktionskapazität seit 2004 auf 240 Gigawatt (GW) verdoppelt wurde. Über 65 Länder hätten nationale Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren und weitreichende politische Vorgaben gemacht, um diese auch zu erreichen.
Die wichtigsten Ergebnisse des globalen Statusberichts im Überblick
Regenerativstrom-Kapazität 2007 rund 240 Gigawatt
Die weltweite Kapazität zur Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen betrug 2007 geschätzte 240 GW und wuchs seit 2004 um 50 %. Die Erneuerbaren haben nun einen Anteil von 5 % an der installierten Kapazität und 3,4 % an der Stromproduktion. Die "Neuen Erneuerbaren" (Kleine Wasserkraft; moderne Biomasseanlagen, Wind, Solarenergie, Erdwärme, und Biokraftstoffe) haben 2006 so viel Strom erzeugt wie ein Viertel der weltweiten Atomkraftwerke. Die Große Wasserkraft allein deckte rund 15 % des globalen Stromverbrauchs.
95 GW Windenergieleistung, 105 GW Solarthermie und 10 GW Photovoltaik
Am stärksten wuchs die weltweite Windenergie-Leistung: Sie legte 2007 um mehr als 25 % zu und erreichte geschätzte 95 GW. Die netzgekoppelte Photovoltaik ist die weltweit am schnellsten wachsende Energietechnologie, mit einer jeweiligen Wachstumsrate von 50 % in den Jahren 2006 und 2007. Die installierte Leistung liegt mittlerweile bei geschätzten 7,7 GW. Auf über 1,5 Millionen privaten Dächern sind demnach Solarstromanlagen montiert. Freiflächen-Photovoltaikanlagen mit rund 2,7 GW erhöhen die Gesamtkapazität auf rund 10 GW. Weltweit nutzen rund 2,5 Millionen Hauhalte Photovoltaik-Inselsysteme zur Beleuchtung.
Solarthermische Kollektoren liefern warmes Wasser und zunehmend auch Raumwärme für fast 50 Millionen Haushalte rund um den Globus. Die installierte Solarthermie-Kapazität wuchs 2006 um 19 % und erreichte 105 GW.
Entwicklungsländer nutzen rund 40 % der gegenwärtigen Gesamtkapazität zur Nutzung der Erneuerbaren
Biomasse und Geothermie liefern Strom und Wärme. Ihre Nutzung, auch in Fernwärmenetzen, wuchs in zahlreichen Ländern. Über zwei Millionen Wärmepumpen heizen und kühlen Gebäude in 30 Ländern. Die Biokraftstoff-Produktion (Ethanol und Biodiesel) belief sich 2007 auf geschätzte 53 Milliarden Liter, ein Plus von 43 % seit 2005. Ethanol hatte 2007 einen Anteil von 4 % am Treibstoffverbrauch weltweit. Die jährliche Biodieselproduktion wuchs 2006 um mehr als 50 %. In allen Entwicklungsländern zusammen sind rund 40 % der gegenwärtigen Gesamtkapazität zur Nutzung der Erneuerbaren und über 70 % der Solarthermie-Leistung installiert. Auch werden 45 % der Biotreibstoffe in den Entwicklungsländer produziert.
71 Milliarden US-Dollar investiert - ein Drittel für die Photovoltaik
Die weltweiten Investitionen in Erneuerbare erreichten geschätzte 71 Milliarden US-Dollar, davon gingen 47 % auf das Konto der Windenergie und 30 % in die Photovoltaik. In Große Wasserkraftwerke wurden weitere 15 bis 20 Milliarden Dollar investiert.
Dynamik durch Einspeisevergütungen für Ökostrom
Politische Initiativen zur Förderung der Erneuerbaren schossen wie Pilze aus dem Boden: Mindestens 60 Staaten, davon 27 Industrienationen und Schwellenländer sowie 23 Entwicklungsländer, haben Förderprogramme. Am weitesten verbreitet sind Einspeisegesetze, vergleichbar dem deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Über die Hälfte davon trat seit 2002 in Kraft. Die gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen erhielten weltweit kräftige Dynamik, dass etliche Länder neu Regelungen schufen oder bestehende überarbeiteten. In mindestens 44 Ländern gibt es rechtliche Vorgaben für den Anteil der Erneuerbaren, meist in Form von Quoten. Darüber hinaus werden die Erneuerbaren durch staatliche Investitionen, Zuschüsse, Steuererleichterungen und Ausschreibungen gefördert.
Erneuerbare Energien ganz oben auf der internationalen politischen Tagesordnung
Worldwatch-Präsident Chris Flavin unterstreicht, das der Report zeige, wie erneuerbare Energien einen bedeutenden Beitrag zur Deckung des weltweiten Bedarfs leisten können und werden - und wie sie zudem bereits in den kommenden Jahren wesentlich zur Senkung der Treibhausgasemissionen beitragen. "Die Wissenschaft sagt uns, was wir tun müssen, um die Emissionen jetzt zu reduzieren, doch dies wird nur geschehen, wenn die Politik sich noch stärker für das Wachstum der sauberen Energien einsetzt", so Flavin. El-Ashry betont, das die wichtigsten Trends, die in dem Bericht gezeigt werden, das Ergebnis von vorbildlichen Aktivitäten seine, welche nach der Erneuerbare-Energien-Konferenz in Bonn im Jahr 2004 gestartet wurden. "Solche Vorbilder waren so wichtig wie nie zuvor, weil die Erneuerbaren nun auf der internationalen politischen Tagesordnung ganz oben stehen, bei den Vereinten Nationen, wie auch bei der G8", so El-Ashry.
UNEP-Chef Steiner: Der Beginn einer grünen Ökonomie
Der UN-Untergeneralsekretär und Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Achim Steiner ergänzt mit Blick auf das dramatische Wachstum der Erneuerbaren, welches der Report dokumentiert: "Die Ergebnisse kamen im Gefolge der Jahresversammlung der UNEP-Umweltminister in Monaco. Und seitens der teilnehmenden Minister als auch durch Reports wie der von REN21 ist klar, dass wir am Beginn einer grünen Ökonomie stehen, die vom Klimawandel und der Notwendigkeit weit größerer und entschiedener Emissionssenkungen nach 2012 angetrieben wird. Der Renewables 2007 Global Status Report wurde zur "Washington International Renewable Energy Conference" (WIREC) vom 4. bis zum 6. März veröffentlicht, der dritten derartigen Veranstaltung nach den Konferenzen von Bonn (2004) und Peking (2005)
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