Ich dachte ich hole das Thema mal wieder aus der Versenke. Mal sehen, ob es überhaupt wer merkt.
Chevron ist nun seit über 2 Jahren meine Hauptposition im Portfolio. Ich frage mich, warum dem Wert so wenig Aufmerksamkeit gezollt wird, schließlich ist die Marktkapitalisierung deutlich höher als bei BP oder Shell, liegt wohlmöglich daran, dass es hier in Deutschland keine Chevron Tankstellen gibt und das Unternehmen fern und unbekannt erscheint. Warum sich doch ein Blick lohnen könnte: Chevron weist auf den allermeisten Gebieten eine beeindruckende Performance auf. Insbesondere wenn man den direkten Vergleich zu Shell und BP sieht. 1. Wir haben eine sehr hohe Marge (>10%), genau genommen die höchste der Supermajors, auch höher als die von Exxon. Warum ist das wichtig? Ist das nicht vom KGV ohnehin berücksichtigt und nur der net Profit entscheidet? Konkret: Shell zb. verdient ca. genausoviel wie Chevron, fördert aber deutlich mehr Öl und Gas. Das ist ein Nachteil für Shell, ein sehr großer sogar, denn um die Produktion wenigstens konstanz zu halten, muss ein Unternehmen die Menge an Öl und Gas, die gefördert wurde, ersetzen, also neue Quellen erschließen. Wenn ein Unternehmen für den gleichen Profit deutlich mehr Quellen erschließen muss, ist das natürlich deutlich belastender und weniger Mittel stehen für die Aktionäre zur Verfügung. Die letzte Replacement Ratio (wieviel % von dem Geförderten den Reserven wieder hinzugefügt werden konnte, 100% heißt quasi Konstanz der Reserven) war bei Shell bei 44%, bei BP ohne TNK BP, welches verkauft wurde, war sie noch niedriger, bei Chevron war sie bei 112%. Shell hatte lange mehr Reserven (relativ zur Produktion) als Chevron, jetzt hat Chevron 12 Jahre und Shell nur noch 11. Die Marge deutet daraufhin, dass die Entwicklung weitergeht und Chevron den Vorsprung deutlich ausbauen wird. 2. Eng damit verknüft ist natürlich der Return on capital employed. Er sagt aus, wie effizient ein Unternehmen Kapital einsetzt. Chevron und Exxon landen bei über 20%, dabei ist allerdings zu sagen, dass Exxon weniger investiert und mehr Aktien zurückkauft, sich damit also auf die hochwertigen Investments konzentriert, während die anderen Multis stärker investieren und weniger zurückkaufen. Shell liegt bei ca. 15% und Bp bei ca. 16. Darum entwickeln sich Exxon und Chevron auch deutlich dynamischer als Bp und Shell. 3. Das Balancesheet ist bei Chevron das härteste der ganzen peergroup. Die Schulden sind geringer als der Kassenbestand. Chevron hat eine gefüllte Kriegskasse und kann damit jederzeit zuschlagen, wenn sich Möglichkeiten ergeben, z.b. als Chesapeak unter Wert Assets verkauft hat. 4. Chevron hat derzeit deutlich mehr Großprojekte am laufen, als die Konkurrenz, Prognosen sehen die Produktion 2017 ca. 23% höher als zur Zeit, ohne dass es sich dabei um margenschwache Projekte handelt. Ein großer Teil des Anstiegs kommt durch 2 LNG Projekte in Australien die 30 bzw. 60 Jahre laufen sollen. Hier kann der Konzern von den hohen Gaspreisen in Asien profitieren. Aber auch neue Ölprojekte sind kurz vor Abschluss, darunter Großprojekte im Golf von Mexiko. 23% mehr Produktion, die margenstark ist und gleichzeitig ein Herabfahren der Investitionen werden den Free Cashflow in die Höhe treiben und zu Aktienrückkauf in neuen Größenordnungen führen. Hinterher wird die Dividende gezogen. Die Vergangenheit brachte bereits sehr dynamische Dividendenerhöhungen (75% Erhöhung seit 2006), ohne dass solche Produktionsschübe stattfanden. Eine Verdopplung der Dividende in 6 Jahren sollte also realistisch sein, selbst wenn der Ölpreis leicht schwächelt. Diese Projekte starten allerdings erst ab 2014 und erst richtig ab 2015/2016. Geduld ist also gefragt, aber sie könnte sich rentieren. Chevron schüttet derzeit auch nur ca. 30% des Gewinnes als Dividende aus, hier ist also reichlich Potential. Die letzten Jahre stieg die Dividende langsamer als das EPS. Chevron ist auf voller Fahrt vorraus. Nebenbei haben wir hier einen Konzern mit geringer Volatilität und geringerem KGV, sowie hohem Wachstumspotential, eine seltene Mischung. Bp und Shell sehe ich auf breiter Front im Nachteil. Bei Exxon ist es knapper, das gebe ich zu. Wir haben bei Chevron deutlich mehr Projekte und mehr Produktionswachstum bis 2017, eine geringere Bewertung, aber dafür hat Exxon deutlich mehr Reserven (12 vs. 16 Jahre). Mein Fazit ist daher: Exxon ist konservativer, Chevron chancenorientierter, die europäischen Werte sind beiden unterlegen. Die chinesischen sowieso. |