12:43 08.11.11
FRIEDRICHSHAFEN (dpa-AFX) - Der von Daimler (Daimler Aktie) und Rolls-Royce (Rolls-Royce Holdings PLC Aktie) übernommene Dieselmotorenspezialist Tognum (Tognum Aktie) hat sich ein höheres Gewinnziel gesteckt. "Alles in allem stehen bei Tognum die Zeichen auf weiteres profitables Wachstum", sagte Vorstandschef Joachim Coers am Dienstag in Friedrichshafen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll auf 319 Millionen Euro erhöht werden. Zuvor hatte die Firma sich 300 Millionen Euro als Ziel gesetzt (2010: 242,1 Mio Euro). Gleichzeitig bekräftigte Coers, dass die Erlöse im Gesamtjahr 2011 von 2,56 Milliarden im Vorjahr auf rund 2,9 Milliarden Euro steigen sollen.
Im dritten Quartal steigerte das Unternehmen den Umsatz um 17,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 718,8 Millionen Euro. Der bereinigte Konzernüberschuss legte um mehr als 60 Prozent auf 54,3 Millionen Euro zu. Das EBIT wuchs um 40,4 Prozent auf 78,9 Millionen Euro.
Allerdings bereinigt das Unternehmen seine Zahlen vor allem um Effekte aus einem schwankenden Dollarkurs und Abschreibungen in Verbindung mit dem Verkauf des Unternehmens vor knapp sechs Jahren. Der Gewinn sank mit diesen Effekten von 51,6 Millionen Euro auf 35,5 Millionen Euro. Das EBIT schrumpfte von 82,4 Millionen Euro auf 53,1 Millionen Euro. Ende September beschäftigte der Konzern 9697 Menschen.
Tognum stellt Motoren für Jachten, Panzer und Lokomotiven sowie Anlagen zur dezentralen Energiegewinnung und Notstromaggregate her. "Unsere neuen Mehrheitseigner unterstützen uns auf unserem Weg zum weltweit führenden Anbieter von Antriebssystemen und dezentralen Energieanlagen", sagte Coers im Hinblick auf die Übernahme des Konzerns durch Daimler und Rolls-Royce.
Die neuen Eigner halten derzeit gemeinsam 98,3 Prozent der Tognum-Aktien. Die Aktionäre, die Daimler und dem britische Motorenhersteller ihre Papiere noch nicht angedient haben, können dies noch bis Donnerstag um Mitternacht erledigen. Mit dem Erreichen der 95-Prozent-Hürde hatten Daimler und Rolls-Royce bereits das Recht erhalten, die verbleibenden Aktionäre im Gegenzug für eine Abfindung herauszudrängen ("Squeeze-out") und Tognum schließlich ganz von der Börse zu nehmen.
Zu den möglichen Korruptionsfällen in Südkorea enthielt der Zwischenbericht keine neuen Angaben. Tognum untersucht dort Unregelmäßigkeiten bei seiner Tochter MTU (MTU Aero Engines Aktie)Asia bei der Zusammenarbeit mit Vertriebspartnern. 26,7 Millionen Euro sollen geflossen sein. Nach der ermittelnden Staatsanwaltschaft in Ravensburg werden unter anderem sieben "Trainings" für südkoreanische Soldaten überprüft. Dazu gehörten von 2000 bis 2007 unter anderem Reisen nach Thailand, Golfspiele und "Besuche in Etablissements".
Der Konzern hatte wegen der Vorwüfe Ende Oktober das Vorstandsmitglied Peter Kneipp freigestellt. Kneipp war bis Ende 2010 für das Geschäft der Tochtergesellschaft MTU Asia zuständig./asn/dct/DP/wiz |