Der Aktionär N°25 09.06.-16.06.2004
Mehrfacher Ritterschlag
Mit dem Pharmariesen Novartis schloss Morphosys den größten und bedeutendsten Kooperationsvertrag der Unternehmensgeschichte. Gelingt nun der endgültige Durchbruch?
MORPHOSYS / 663 200 Die in Martinsried bei München ansässige Morphosys AG hat turbulente Jahre hinter sich. Horrende Verluste und schwindende Cashreserven machten Ende des Jahres 2002 einschneidende Restrukturierungsmaßnahmen und die Änderung des Geschäftsmodells notwendig. Das Ergebnis der mittlerweile abgeschlossenen Neuorientierung kann sich sehen lassen. Das Biotechunternehmen ist besser aufgestellt als je zuvor, finanziell auf solide Säulen gestellt und steht kurz davor, nachhaltig schwarze Zahlen zu schreiben.
Großer Coup gelandet
Erstmals in der Unternehmensgeschichte ist es den Münchnern im vergangenen Jahr gelungen, auf operativer Ebene einen positiven Cashflow (5,8 Millionen Euro) zu erzielen. Zu den Highlights zählt aber nicht nur die Trendwende bei den Finanzzahlen. Durch Kooperationen mit Lonza Biologics, Boehringer Ingelheim und Pfizer konnte Morphosys sein Partnernetzwerk signifikant erweitern. Mit der vor kurzem bekannt gegebenen Zusammenarbeit mit dem Schweizer Pharmaunternehmen Novartis haben die Münchner jedoch den bisher größten Coup in der Unternehmensgeschichte landen können. Die HuCAL-Techno-logie von Morphosys wird künftig die Basis für die Medikamentenentwicklung bei Novartis darstellen. Teil der Vereinbarung ist eine Kapitalbeteiligung von circa neun Millionen Euro über eine Wandelanleihe und vertraglich fixierte Forschungsgelder und Lizenzzahlungen über 30 Millionen US-Dollar.
Nachhaltig profitabel
Die Gewinnung eines Weltkonzern wie Novartis als Partner -zusätzlich zu den bestehenden Kooperationen mit Schering, Centocor, Bayer oder Pfizer - unterstreicht, dass Morphosys mit seiner Antikörper-Entwicklung genau die Bedürfnisse des Marktes trifft und im Bereich der Antikörper-Entwicklung eine führende Stellung einnimmt. Gewissermaßen als Ritterschlag ist zudem die Tatsache zu sehen, dass sich Partner wie Novartis oder Schering auch an den Münchnern beteiligen. Einer Kapitalbeteiligung geht gerade im Biotech- und Pharmabereich eine akribi-sche Due Dilligence voraus, die Morphosys mehrfach erfolgreich bestanden hat. Im Gegensatz zu den defizitären US-Konkurrenten wie Medarex oder Abgenix dürfte Morphosys dank der Zusammenarbeit mit Novartis in diesem Jahr in der Lage sein, eine schwarze Null und ab 2005 nachhaltig Gewinne zu schreiben. Schätzungsweise 20,7 Millionen Euro Umsatz gehen bei den Münchnern bis Ende 2004 durch die Bücher. Im nächsten Jahr ist eine Steigerung auf 31,2 Millionen Euro und ein Gewinn je Aktie ; von 0,78 Euro zu erwarten, so dass die Aktie mit einem 2005er-KGV von 27 in Anbetracht der hohen zweistelligen Wachstumsraten günstig bewertet ist.
Erstaunlich günstig
Morphosys hat sich in der Antikörper-Entwicklung zu einem dominierenden Player entwickelt, der den Konkurrenten weit voraus ist. Umso erstaunlicher ist der niedrige Börsenwert im Vergleich zu den Peergroup-Unternehmen, die bezogen auf den Umsatz um ein Vielfaches teurer sind, aber noch hohe Verluste schreiben. Langfristig hat die Aktie vor diesem Hintergrund beträchtliches Kurs-Potenzial. Bis Jahresende wird das Kursziel auf 35 Euro taxiert. |