Morphosys und British Biotech verhandeln über Fusion 27.05.04 Beide Unternehmen sind knapp bei Kasse. Synergien bei der Entwicklung von Antikörpern sind möglich Von Jan Dams Frankfurt/Main - Der Konsolidierungsprozess in der angeschlagenen europäischen Biotech-Industrie bekommt neuen Schwung. Das Martinsrieder Biotech-Unternehmen Morphosys verhandelt mit der britischen Gentech-Firma British Biotech über eine Fusion. Da die Verhandlungen aber noch in einem sehr frühen Stadium seien, könne er keine Einzelheiten nennen, sagte Morphosys-Finanzchef Dave Lemus. So bleibt vorerst auch unklar, welches der beiden Unternehmen bei einer Fusion den stärkeren Part übernehmen würde. Anleger und Analysten zeigten sich von den Nachrichten zumindest teilweise erfreut. Der Aktienkurs von Morphosys, einem der ältesten deutschen Biotech-Unternehmen, kletterte nach Börseneröffnung am Montag um 8,24 Prozent auf 19,18 Euro. Auch andere deutsche Biotech-Unternehmen konnten davon profitieren und stiegen im Sog mit Morphosys. Branchenanalysten bewerteten die Nachrichten zurückhaltend. Bei der DZ Bank hieß es zwar, endlich kommt die notwendige Konsolidierung der Branche in Gang. Von einer Traumhochzeit wollte der zuständige Analyst Thomas Höger allerdings nicht sprechen.
Die Skepsis der Branchenkenner ist verständlich, denn beide Unternehmen waren in der Vergangenheit nicht gerade erfolgreich. "Das ist, als ob sich der Blinde und der Taube zusammentun", sagte ein Analyst. British Biotech hatte in den vergangenen Jahren in seiner Medikamentenentwicklung einige Flops zu verkraften, die die Firma viel Geld und Renommee kosteten.
Morphosys im Gegenzug ist es bis heute nicht gelungen, eine eigene Entwicklung aufzubauen. Seitdem die Börsen im Keller sind, fehlt dem Unternehmen zudem das Geld dafür. Mit einem Bestand an liquiden Mitteln von rund 28 Mio. Euro ist Morphosys finanziell eher knapp ausgestattet. Das Unternehmen machte im ersten Halbjahr 2002 Verluste in Höhe von 8,4 Mio. Euro. Die Entwicklung neuer Medikamente aber verschlingt in der Regel hohe dreistellige Millionenbeträge. Die Morphosys-Technologie zur Herstellung von Antikörpern gegen bislang unheilbare Krankheiten dagegen gilt unter Experten als gut.
Darin könnte auch der strategische Ansatz einer Zusammenarbeit zwischen beiden Firmen liegen. British Biotech hat noch rund 50 Mio. Pfund in der Kasse. Zudem besitzt das Unternehmen Erfahrung mit der Entwicklung von Medikamenten. Erfolge kann es allerdings keine vorweisen. Erfahrung und Geld gepaart mit der Technologie von Morphosys könnten daher beiden Unternehmen aus der Klemme helfen, so die Hoffnung der Analysten. Allerdings wäre mit einer Fusion vermutlich ein deutlicher Arbeitsplatzabbau vor allem in Deutschland verbunden, hieß es.
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