28.01.2002 Energiekontor kaufen Hamburgische LB
Die Analysten der Hamburgischen Landesbank stufen die Aktien von Energiekontor (WKN 531350) nach wie vor mit "kaufen" ein.
Energiekontor habe nach entsprechenden Presseartikeln bestätigt, dass man drei Windparks mit insgesamt 32 Windkraftanlagen möglicherweise zurückkaufen werde. Grund dafür sei, dass die Parks die im Prospekt angekündigte Rendite nicht erreichen und einige Anleger dies beim Unternehmen beanstandet hätten. Trotz zweier Windgutachten sei der Windertrag nicht wie vorhergesagt ausgefallen. Obwohl dies Teil des Risikos eines Windpark-Fonds sei, habe sich Energiekontor entschlossen, zu reagieren. Der hohe Anteil von Wiederzeichnern (>50%) solle gehalten werden, daher spiele die Kundenzufriedenheit eine große Rolle für die Bremer. Das Investitionsvolumen für die Parks mit einer Gesamtleistung von 28 MW habe seinerzeit rund 36 Mio. Euro betragen.
Die Analysten der Hamburgischen Landesbank schätzen den Rückkaufpreis auf ca. 10 Mio. Euro, was leicht unter dem eingeworbenen Eigenkapital liegt. Das Unternehmen habe nicht vor, die Parks zu betreiben. Statt dessen werde versucht werden, die Anlagen schnellstmöglich wieder zu verkaufen. Man gehe davon aus, dass Energiekontor es schaffe, sie innerhalb weniger Monate zu veräußern und dass dabei ein Verlust von rund 1 Mio. Euro entstehen werde. Viel schlimmer als dieser eventuelle Verlust sei jedoch die Imagewirkung des Rückkaufs. Nach einem regelrechten Boom bei Windpark-Fonds könnte die Nachfrage jetzt dünner werden.
Zumindest würden die Anleger Fondsprodukte kritischer hinterfragen. Die Rückkaufaktion von Energiekontor habe Signalwirkung für die ganze Branche, was sich deutlich in den Kursreaktionen der Projektierer widerspiegele. Man gehe aber davon aus, dass dieser Imageverlust nicht in einen nachhaltigen Vertrauensverlust übergehe. Die aktuellen Kursreaktionen, insbesondere die von Energiekontor, hielten die Analysten für völlig übertrieben.
Ende Dezember habe das Unternehmen bereits angekündigt, seinen geplanten Umsatz und operativen Gewinn für das Jahr 2001 nicht erreichen zu können. Ursache sei die Veränderung des Genehmigungsverfahrens, wodurch es zu Verzögerungen gekommen sei. Letztendlich führe sie zu einer Verschiebung von zwei Projekten ins Jahr 2002. Es handele sich also nicht um einen Umsatzausfall. Die Erlöse würden nach Vorstandsangaben statt 124 Mio. Euro nur zwischen 92 und 102 Mio. Euro betragen. Das EBIT werde entgegen der Planung von 13,5 Mio. Euro nur zwischen 8,7 und 10 Mio. Euro liegen.
Die Analysten hätten ihre Schätzung für das Jahr 2001 nach unten revidiert, um die ins laufende Jahr verschobenen Projekte zu berücksichtigen. Man senke den Umsatz von 125,6 Mio. Euro auf 97,1 Mio. Euro. Das EBIT sehe man statt bei 14,5 Mio. Euro nur noch bei 9,3 Mio. Euro. Der zweite Faktor, der die Gewinnschätzung beeinflusst habe, sei der Windparkrückkauf. Die Analysten würden den Verlust zwischen Einkaufspreis und Wiederverkaufspreis der Parks auf ungefähr 1 Mio. Euro schätzen. Des weiteren führe der zeitweilige Besitz der Anlagen zu einer Kapitalbindung, die die Investition in neue Projekte leicht einschränke.
Die Umsatzprognose für 2002 senken die Analysten der Hamburgischen Landesbank nur geringfügig von 208 Mio. Euro auf 205 Mio. Euro, weil die ins laufende Jahr verschobenen Projekte für Kompensation sorgen. Das EBIT erwarte man nur noch bei 20,6 Mio. Euro statt bei 22,0 Mio. Euro. Die EBIT-Marge rutsche daher von 10,6% auf 10,0%. Die bis dato im Vergleich zur Konkurrenz sehr hohen Margen könne Energiekontor nicht mehr bieten. Aufgrund der negativen Stimmung gegenüber der Aktie – auch wegen der nicht ausreichenden Kapitalmarktkommunikation – habe man das Beta auf 2,0 erhöht. Insgesamt müsse aber festgestellt werden, dass Energiekontor immer noch mit fantastischen Wachstumsperspektiven aufwarten könne.
An der Langfristprognose bis 2011 würden die aktuellen Ereignisse nicht sehr viel ändern. Das Kursziel senken die Analysten der Hamburgischen Landesbank von 26 Euro auf 25,45 Euro. Die Energiekontor-Aktie sei daher deutlich unterbewertet. Allerdings sollten Anleger die zur Zeit schlechte Marktstimmung für Projektierer im allgemeinen und Energiekontor im besonderen berücksichtigen. Der starke Kursverfall biete eine sehr gute Einstiegsgelegenheit, aber die Erholung der Aktie könne einige Zeit dauern.
Die Analysten der Hamburgischen Landesbank bestätigen ihr Rating "kaufen" mit dem Kursziel von 25,45 Euro |