Ostpreussen 1927 schreibt: Die Marke Goldkehlchen aus Österreich wurde im August 2020 von Berentzen erworben, bisher habe ich den Cider weder im Einzelhandel noch in der Gastronomie gesehen.
Berentzen kauft in den zweiten Jahreshälfte 2014 das österreichische Unternehmen TMP / Citrocasa aus Linz, der Kaufpreis soll zwischen 15-20 Mio € betragen haben. Der damalige Vorstand und heutige Aufsichtsrat Frank Schübel hat in einem Interview bei Finance TV den Jahresumsatz 2015 i.H.v. 17,2 Mio € als „Bodensatz“ in einem aufstrebenden Geschäft bezeichnet.
Nach u.a. diesem Interview und anderen Kampagnen um Citrocasa steigt der Kurs der Berentzen Aktie im Zeitraum von Mitte 2016 bis Mitte 2017 von knapp 6,-€ auf fast 13,-€ und Herr Schübel verkauft im zweiten Halbjahr 2017 eigene Aktien für rund 250.000,-€ mit einem offensichtlich satten Gewinn.
Wo steht der Fruchtsaftanbieter Citrocasa denn heute? Der Umsatz lag im Geschäftsjahr 2020 bei 15,0 Mio € und hat 2021 in Q1-3 weiter um fast 5 % verloren. Ist Citrocasa eine Erfolgsgeschichte?
Vorab ich finde das Produkt Mio Mio sehr gut, aber was hat Berentzen da in den letzten 7-8 Jahren entwickelt? Vorab Getränke wie Bionade oder Fritz Kola sind nach der Markteinführung regelrecht explodiert, da gab es Absatzsteigerungen pro Jahr von 100 bis 1000 %. Fritz Kola hat im Jahr 2017 mit rund 150 Mitarbeitern offensichtlich fast 5 Mio Euro Überschuss erwirtschaftet.
Bei Mio Mio ist der Absatz von 2016 bis 2021 von 13,3 Millionen Flaschen auf rund 40 Millionen Flaschen um 200% gewachsen. Ja ein durchschnittliches Wachstum pro Jahr von 40 % hört sich schon gigantisch an, aber in den letzten beiden Jahren betrug das Wachstum nur noch 15% b.z.w. 10 %.
Mit Sicherheit hat sich die Präsenz von Mio Mio im Handel und der Gastronomie über die Jahre verbessert, aber besonders in Süd- und Ostdeutschland muss man kräftig suchen um zu finden. Berentzen hat mindestens 5 Jahre gebraucht um einen Lohnabfüller in Baden-Württemberg für den Markt in Süddeutschalnd zu finden.
Bei Mio Mio wäre noch viel mehr möglich.
Nach meiner festen Überzeugung lebt der Börsenkurs generell halt sehr stark von der Phantasie in die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens. Berentzen in Person des damaligen Vorstandes Frank Schübel hat 2016/17 viel Zeit und Energie in PR-Kampagnen gesteckt und daher ist der Kurs ab Mitte 2016 regelrecht explodiert.
Aber was passierte dann? Frank Schübel verlässt zum 01.06.2017 nach rund 4,5 Jahren den Vorstand von Berentzen, steigt bei Teekanne ein und verkauft seine Berentzen Aktien im zweiten Halbjahr 2017 mit einem satten Gewinn.
Seit der „Machtübernahme“ des Vorstandes durch Oliver Schwegmann im Juni 2017 stürzt die Aktie regelrecht ab und landet mit knapp über 5,-€ Ende 2020 am Tiefpunkt.
Heute stehen wir bei rund 6,50€ und die Prognose des Vorstandes für 2022 bringt da keine positive Phantasie.
Zum Schluß noch kurz zum Thema Dividende. Die Aktionäre als Kapitalgeber tragen das unternehmerische Risiko einer Aktiengesellschaft und sollten dafür angemessen honoriert werden.
Berentzen hat in den letzten Jahren stets marktgerechte Dividendenrenditen ausgezahlt. Man kann diese Dividenden aber auch als „Schmerzensgeld“ für die dramatischen Kursverluste der Aktionäre sehen.
In Perspektive ist es für ein Unternehmen sehr ungesund, wenn der Gewinn zu fast 100 % an die Aktionäre ausgeschüttet und damit der Investition in die Zukunft entzogen wird.
Mein Fazit: Die Firma ist in Summe sehr solide, aber der Vorstand agiert nicht im Sinne der Aktionäre!
Applaus an Ostpreussen 1927 da gehe ich zu 98% mit! |