hallo katjuscha, da Du im wallstreet-online Forum zur Hellofresh Aktie extrem wiederholend off-topic die BVB Aktie thematisierst, hier ist der Thread wo das erwünscht ist.
Die extreme Underperformance der Hellofresh Aktie hat ganz klare Gründe, die ich lange vor dem dramatischem Kursverfall benannt hatte. Entscheidend bei der Sache sind die Dinge, die im Verlauf völlig neu hinzugekommen sind, das wurde jedes mal von mir neu thematisiert und ist keine Wiederholung gewesen. Hier mal ein skizzenhafter Verlauf dieser Dinge:
1. lange vor der Aufnahme in den DAX ging ich davon aus, daß der Aktienkurs bis dahin steigen könne, dann wäre aber erst mal Schicht im Schacht, erster Grund war die Performance von sagenhaften +1500% ausgehend vom Verlaufstief im Jahr 2019. Also eine mögliche Gewinnkonsolidierung oder günstigenfalls anschließend fürs Erste nur eine Seitwärtsbewegung
2. da lange vor dem absoluten Höhepunkt beim Hellofresh Aktienkurs sämtliche andere E-Commerce Aktien extrem deutlich konsolidierten, konnte man das als Neuigkeit sehen, es müsse unwahrscheinlich sein, daß Hellofresh als einzige Aktie von möglichen Konsolidierungen verschont bliebe
3. Beim Kapitaltag kam Hellofresh mit neuen Prognosen, bei diesen wurden die durchschnittliche Gewinnerwartung der Analysten sehr sehr deutlich um 20% verfehlt, was direkt zu zweistelligen Kursverlusten intraday führte
4. Die Coronazeit hat im Nachhinein sehr gewaltige Auswirkungen auf zahlreiche wirtschaftliche Felder. Lieferkettenprobleme gab es, weil die Online Bestellungen regelrecht explodiert waren, dies führte zu extrem steigenden Kosten in sehr vielen Bereichen. Da in Coronazeiten extrem viel Geld für quasi nix zur Verfügung gestellt wurde (Coronahilfen), bzw. gleichzeitig die Zinsen bei Null standen, setzte eine Inflationsspirale ein, die ganz klar negativ für alle Wachstumsaktien sein muss
5. Speziell die Lebensmittelpreise sind immer weiter gestiegen
6. Der Ukraine Krieg ab 24.2. hat dieses absolut negative Szenario sehr massgeblich noch weiter verstärkt. Optimisten gingen aber davon aus, daß die Sache in drei Wochen vorbei sein könnte
7. Wider der Erwartungen dauert der Ukraine Krieg weiter an, eine Lösung ist monatelang nicht in Sicht. Inflationsprognosen sind nicht nur für 2022 klar angehoben worden, sondern auch für 2023 Ein mögliches komplettes ÖL Embargo würde zur schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit führen können, diese Horrorszenarien sind nicht vom Tisch
Der Vergleich mit Borussia Dortmund insbesondere bzgl Inflation:
Natürlich hat jedes Unternehmen durch die Inflation auch negative Effekte, die sind bei Borussia Dortmund aber deutlich zu vernachlässigen. Als der klassische Corona Verlierer hatte Borussia Dortmund in 20/21 Mindereinnahmen in Höhe von 90 Mio (!!!) zu ertragen, die oftmals diskutierte Frage war, ob es in Zeiten von Nach-Corona überhaupt wieder zu ausverkauften Stadien kommen könnte? Diese wichtigste Frage scheint beantwortet, niemand zweifelt daran, daß 55.000 Dauerkarten verkauft werden würden, die Preise sind dabei +8,9% höher als 2020
Die Effekte in den anderen Kernfeldern sind auch überdeutlich. Sponsoreneinnahmen steigen langjährig sehr deutlich, diese Mehreinnahmen sind aber wiederkehrende Umsätze. Auch bei den TV Einnahmen sind Staffelverträge vereinbart worden. Nur so als Beispiel, neuer Vertrag mit Signal Iduna +130%, Verkauf von NFTs +280% usw.
Bei der CL Reform wird der größte Wachstumsimpuls der Firmengeschichte erwartet, Ruhrnachrichten sprechen von +40 Mio pro Saison. Würde sich Borussia Dortmund nicht für die CL qualifizieren, wären erhebliche Preissteigerungen bei den Topspielern dennoch möglich, diesbezüglich ist BVB mit sehr sehr vielen sehr jungen Spielern bestmöglichst aufgestellt. Letzte Saison gab es ein Spiel mit dem jüngstem Kader überhaupt.
Einnahmen bei den Merchandising Einnahmen könnte inflationsbedingt zwar geringer sein, die Diskussion hatten wir aber schon mal. Es hiess, weil kein einziger Zuschauer kommen dürfe, wären die Merchandising Einnahmen nicht sicher, dabei wurde aber vorgerechnet, wie hoch der Effekt effektiv sein könne und herauskam ein sehr niedriger einstelliger Mio Betrag. Tatsächlich sind die Merchandising Einnahmen aber gestiegen, das tut nix zur Sache, denn der Posten Merchandising Einnahmen ist viel zu klein.
Catering Einnahmen könnten auch sinken, weil die eine oder andere Bratwurst weniger verkauft wird. Das ist bei den übrigen zweistelligen Mehreinnahmen absolut zu vernachlässigen. Wenn bildlich gesprochen, der eine oder andere auf teure Bratwürste verzichtet, weil man zu Hause billiger essen könne, dann sind die Effekte winzig, bei teureren Eintrittskarten, höheren Sponsoreneinnahmen, TV Staffelverträgen usw. bei Hellofresh hingegen betrifft es zu 100% das komplette Geschäftsmodell, wenn jmd meint, man könne sich das Essen auch selber machen.
Bei der Kurserwartung kann man festhalten, daß das Risiko von sinkenden Aktienkursen bei der BVB Aktie denkbar gering sein müsste, diejenigen, die 2019-2015 gekauft hatten sind alle deutlich im Minus, wer hingegen Hellofresh im Jahr 2019 für 5,80 kaufte, ist fett im Plus.
Die Inflationsrisiken bei Hellofresh sehe nicht nur ich als weitaus höher an, es ist ein allgemeines Marktphänomen für quasi alle Wachstumswerte, diese performen extrem klar schlechter in diesem Bärenmarkt, der durch die starke Inflation mit steigenden Zinsen entstanden ist. Borussia Dortmund hat zwar auch ein erhebliches Wachstum, sie sind aber im klassischem Sinne keine Wachstumsaktie, deswegen performt die BVB Aktie verhältnismäßig gleichfförmig auf niedrigem Niveau, während es woanders regelrecht einkracht.
|