Vor der Nachricht, daß Sancho längst verlängert hatte, bin ich davon ausgegangen, daß BVB insgesamt 120 Mio für ihn verlangen würde. Also inkl Bonus. Fabrizio Romano behauptet allerdings, daß diese Summe EXKL Bonus sein würde. Etliche Quellen hatten darüber berichtet, daß BVB und Man.Utd. meilenweit auseiander liegen würden, auch daß gar nicht direkt verhandelt wurde, sondern über Mittelsmänner. Knackpunkt war der Sockelbetrag. BVB Standpunkt war klar, wenn man meilenweit auseinander liegt, muss man gar nicht erst direkt verhandeln.
Dann stellt sich die Frage, warum der BVB überhaupt ein Geheimnis daraus gemacht hat, daß man bereits vor einem Jahr verlängert hat?
Hier meine Interpretation: Es ist ein wichtiger Teil des Pokers. Hätte es Man.Utd. gewusst, dann wären sie eventuell auf die Forderung eingegangen. Aber BVB war gar nicht gewillt ihn überhaupt zu verkaufen. Als börsennotierte AG wäre das aber kaum vermittelbar gewesen, daß man ein 120 Mio Gebot ablehnt. Man verheimlicht also die Verlängerung, stellt ein viel zu kurzes Ultimatum und die Sache ist durch, Sancho bleibt. Sorry, Leute, aber genau das finde ich genial.
Man verkauft nicht freiwillig seine Topspieler wenn man vorwärts kommen will. Der Spielerhandel bringt keine nachhaltig gute Entwicklung, kein Topklub macht das freiwillig, will der BVB wirklich ein Topklub sein mit einer Bewertung von mindestens einer Milliarde, dann sollte sie die Unternehmenspolitik nachhaltig ändern.
Meine jahrelang vorgetragene Kernkritik, daß man ständig völlig unnötigerweise seine Topspieler verkauft, statt viel Geld in die Hand zu nehmen, um zu verlängern und viel zu hohe Ablösesummen zu verlangen, eben damit sie nicht wechseln können, diese Kritik hat sich nun bei der mit Abstand wichtigsten Personalie verflüchtigt.
Was ist diese neue Nachricht ca. wert?
Im sehr unwahrscheinlichen Fall, daß BVB Sancho doch noch verkaufen sollte, wären es 30 Mio, denn ich dachte 90 Mio Sockelbetrag + Bonus = 120 Mio, nun sind es 120 Mio Sockelbetrag. Natürlich spekulativ. Daß er doch noch diesen Sommer wechselt ist aber extrem unwahrscheinlich geworden, auch das ist spekulativ.
Ohne diese Nachricht der Verlängerung, wäre Sancho nächsten Sommer erheblich billiger geworden, sehr, sehr wahrscheinlich. Weil er nur noch ein Jahr Vertrag gehabt hätte. Das ständig von Man.Utd. vorgetragene Argument, Leroy Saney wechselte dramatisch unter dem Wert von 80 Mio, nämlich für nur 45 Mio, weil er nur noch ein Jahr Vertrag haben würde, hat sich in Luft aufgelöst. Denkbar wäre gewesen, daß auch Sancho zu einem klar niedrigerem Preis gewechselt wäre, ich schätze mal vorsichtig 70 Mio.
Aber nun hat sich das Szenario deutlich verändert, statt 70 Mio nächsten Sommer, würde BVB an der 120 Mio Forderung festhalten.
Dazu kommen weitere Effekte:
Es wurde unterstellt, daß das Gehalt von Sancho um weitere 4 Mio angehoben würde, ohne daß er verlängert. Das ist aber nicht der Fall. Sowohl Spieler als auch Berater sind mit dem Vorgehen einverstanden, heisst es. Sancho verdient 6 Mio jährlich, bei den vielen extrem hohen Gehältern für Spieler, die ich noch nicht mal ansatzweise für so wichtig halte, wäre das sehr günstig, sollte das stimmen.
Und der sportl Wert von Sancho ist vollkommen unstrittig, inwieweit man das finanziell beziffern würde wollen, ist natürlich hochgradig spekulativ. Wenn also BVB erneut Vizemeister wird, aber im Pokal und/oder in der CL weiterkommt als bisher, könnte man darauf spekulieren, welchen wichtigen Anteil Sancho dabei gehabt hätte und wie das ausgegangen wäre, wenn Sancho verkauft worden wäre.
Diese beiden Effekte lass ich erst mal unberücksichtigt, und nehme einfach die Differenz aus möglichen 70 Mio nächsten Sommer und den nun wahrscheinlicheren 120 Mio exkl Bonus.
Völlig klar, dieser Denkart muss man nicht folgen, da sind viele Unabwägbarkeiten drin. Aber meine Meinung ist völlig klar, die überraschende Nachricht der Verlängerung von Sancho ist für mich 50 Mio wert.
Der Aktienkurs ist vollkommen zu Recht sehr sehr deutlich zurückgekommen. Es gab eine wahre Flut von schlechten Nachrichten. Stellt sich aber die Frage, ob ein Rückgang der Börsenkapitalisierung um rund 400 Mio fürs Erste erst mal reicht und die derzeitigen Aktienkurse angesichts der nun sehr guten neuen Nachricht ein guten Kaufkurs darstellen würden? Ich würde nie auf die Idee kommen, schlechte Nachrichten zu zerreden, es gibt weiterhin sehr viele Kritikpunkte.
Ich bin hier jetzt jedenfalls investiert, bei anderen Fussballaktien bin ich auch investiert. Die bisherigen BVB Gegenargumente haben sich nicht in Luft aufgelöst, könnte also gut sein, daß ich bei 7 Euro oder sogar darunter wieder verkaufen würde, das mache ich von der Situation abhängig. Eine vom Analysten genannte faire Bewertung bei 13 Euro halte ich weiterhin für regelrecht schwachsinnig, die Forbes Bewertung bei 764 Mio könnte wg Corona zurückgehen, aber die derzeitige Börsenkapitalisierung bei gut 500 Mio scheint in jedem Fall zu niedrig.
Das würde bedeuten, daß der Aktienkurs so wie in den 15 Jahren das gleiche Muster hätte, Kaufkurse mitten im Sommer, Verkaufskurse im Okt/Nov
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