Neue Filzvorwürfe gegen Clement
Designierter Superminister soll Mitarbeiter begünstigt haben
Von Helmut Breuer Berlin/Düsseldorf - Der Vorwurf der Vetternwirtschaft gegen den künftigen Superminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, hat gestern weitere Nahrung bekommen. Nach Informationen der WELT ist der wegen verbaler sexueller Belästigung von zahlreichen Mitarbeiterinnen unter Druck geratene Geschäftsführer der Projekt Ruhr GmbH (PRG), Ingo Schwarz, auf nachdrückliche Empfehlung des Clement-Intimus Ronald Fäßler eingestellt worden. Die landeseigene und von Clements persönlich im Aufsichtsrat kontrollierte Gesellschaft zählt zwar nur 28 Mitarbeiter, hat aber mit Schwarz und dem früheren Landesbeamten Hanns-Ludwig Brauser zwei hoch dotierte Geschäftsführer.
Der auf nachdrückliche Empfehlung des Hamburger Medienmanagers Roland Fäßler, eines einflussreichen Beraters und engen Freundes des amtierenden nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten, im April 2002 zum Geschäftsführer der Landesgesellschaft berufene Ingo Schwarz ist ein Ökonom mit beruflich bewegtem Lebenslauf. Gegen den unter anderem auch für die Firma Hunzinger tätig gewesenen Geschäftsführer haben jüngst 14 der 16 weiblichen Mitarbeiter der PRG wegen "beleidigender sexistischer Bemerkungen, erniedrigender Anzüglichkeiten und demütigender Scherze, häufig sogar in Gegenwart von Geschäftspartnern" protestiert. Die Frauenbeauftragte der Düsseldorfer Landesregierung hat den Vorrang inzwischen als "schwerwiegend" bezeichnet. Erst am Samstag hatte der "Kölner Stadt-Anzeiger" gemeldet, dass die ebenfalls von Clement gegründete landeseigene Medien GmbH dem Verlobten der jüngsten Clement-Tochter Wibke, Paolo Tumminelli, Aufträge im Höhe von 55.000 Euro ohne Ausschreibung erteilt habe. Am Vortag hatte die Kölner Zeitung ausführlich dokumentiert, dass ein anderer Duzfreund und früherer Journalistenkollege Clements, Christian Langer, mit seiner Agentur Noventa von der ebenfalls landeseigenen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GfW) und der PRG jahrelang Aufträge über mehr als sieben Millionen Euro erhalten habe. Nachdem der Landesrechnungshof beanstandet hatte, dass Langer diese Aufträge vorschriftswidrig ohne europaweite Ausschreibung übertragen wurden, fordern die Fraktionen von CDU und FDP seit Monaten wegen dieser "Amigo-Affäre" Auskunft von der Regierung Clement. Clement hat die bis Samstag gegen ihn erhobenen Filzvorwürfe strikt zurückgewiesen. "Weder ein ehemaliger journalistischer Kollege noch Freunde von Familienangehörigen haben je einen ungerechtfertigten materiellen Vorteil aus Bekanntschaften und Freundschaften mit dem Ministerpräsidenten bezogen", erklärte dessen Regierungssprecherin Miriam Meckel. Die Vorwürfe seien "Teil einer von der Düsseldorfer Opposition seit Wochen betriebenen Kampagne, die der Ministerpräsident auch im Düsseldorfer Landtag als ‚Ehrabschneidung' zurückgewiesen hat".
In der Düsseldorfer SPD-Führungsspitze wird es als "absurd" bezeichnet, Clement Bereicherungsabsichten zu unterstellen. Allein die Tatsache, dass er durch seinen Wechsel vom Regierungschef zum Bundesminister ein Einkommensverlust von jährlich 75.000 Euro hinnehme, widerlege diesen Verdacht. Allerdings stößt auch bei prominenten Sozialdemokraten Clements Freundeskreis auf Kritik, der nicht nur von Medien als halbseiden qualifiziert wird und den "sich Wolfgang zurechnen lassen muss", wie ein Vertrauter Clements der WELT sagte.
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