Warum kommt die US Wachstumsfantasie im Kurs so gar nicht an?
Hat das Management in den letzten 10 Jahren nicht glasklar bewiesen, dass das Geschäftsmodell funktioniert und dass Verbios Know How bei Biodiesel, Bioethanol und der Veredelung chemischer Reststoffe skalierbar ist?
Der Tannenbaumchart indiziert, dass Erwartungen des Marktes an die langfristige Unternehmensentwicklung sich nicht erfüllt haben oder hatte der Kapitalmarkt die krisenbedingten Rekordgewinne der Jahre 2021 und 2022 wieder mal irrationaler Weise als ewige Rente in die Zukunft fortgeschrieben?
Auf dem aktuellen Kurslevel notiert Verbio mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis nahe 1, was den nicht bilanzierten immateriellen Vermögenswerten (Know how, Patente etc.) eines profitablen Wachstumsunternehmens mit Sicherheit nicht gerecht wird.
Für die Netzstabilität wird erneuerbarer Strom aus Biogasanlagen in den kommenden Jahren immer wichtiger werden. Nicht umsonst hat Robert Habeck im Juli angekündigt, die Förderung von Biomassekraftwerken zu verlängern.
Für Verbios Cashflows ein zusätzlicher Stabilitätsanker!
Es ist frustrierend, dass die Börse nicht mehr in der Lage ist, solche eindeutig positiven Nachrichten über mehr als zwei Handelstage am Stück zu transportieren.
Auch die jüngst veröffentlichte EBITDA-Prognose für das am 01.07. begonnene Geschäftsjahr 24/25 war m.E. positive zu werten. Es ist schon einigermaßen irrwitzig, den extremen Kursverfall der letzten Monate vollkommen auszublenden und zu behaupten eine erwartete EBITDA-Steigerung von ca. 120 Mio EUR im Geschäftsjahr 23/24 auf 140 MIO € im Geschäftsjahr 24/25 sei enttäuschend...???
Es ist doch Irrsinn, wenn der Kurs wie ein Stein fällt, der Analystenkonsens für 24/25 aber nicht annähernd dem Kursverfall entsprechend angepasst wurde und schlussendlich behauptet wird, die neue Prognose habe die Markterwartungen enttäuscht...
Die Markterwartungen spiegeln sich im Kursverlauf und nicht im Analystenkonsens wider! Um ein KBV von 1 rechtfertigen zu können, müsste der Markt davon ausgehen, dass Verbio in der Zukunft NIE MEHR über der Inflationsrate liegendes Wachstum erzielen wird.
Die Unart von Analysten und vieler Marktteilnehmer, Ergebnisse eines einzelnen Geschäftsjahres ohne Bereinigung nicht nachhaltiger Ergebnisbestandteile und Berücksichtigung investitionsbedingter Wachstumseffekte in die Zukunft zu projizieren, führt insbesondere bei mittelständischen Unternehmen mit volatilen Umsatz- und Ergebniskomponenten zu vollkommen realitätsfernen Marktbewertungen.
In Boomphasen werden solche Unternehmen in unfassbare Höhen getrieben, in Rezessionsphasen wiederum in Grund und Boden geshortet.
Glaubt hier irgendwer ernsthaft, Verbios objektivierter Unternehmenswert läge nahe dem bilanziellen Eigenkapital?
Und einige Charttrader entblöden sich nicht einmal auf diesem Ramschpreisniveau, weitere Kursverluste bis 10 EUR vorherzusagen... geht's noch?
Unternehmensbewertung hat nichts mit ein paar Linien am Aktienchart zu tun! Und das Unternehmen von heute ist ein gänzlich anderes als das vor 3, 5 oder 10 Jahren!
Aus Sicht der betriebswirtschaftlichen Unternehmensbewertung ist Charttechnik reine Pseudowissenschaft und führt ob des fehlenden Bezugs zur Entwicklung bewertungsrelevanter Fundamentaldaten regelmäßig zu vollkommen irrationalen Marktbewertungen.
Der nachbörsliche 20% Kurssprung bei Deutsche Wohnen ist wieder mal ein super Beispiel dafür, wie irrational Börsenbewertungen häufig sind. Kein einziger Analyst hatte das erwartbare Übernahmeangebot von Vonovia auf dem Zettel. Schwache Leistung...
Aber bei Verbio wissen Analysten natürlich ganz genau, was die Zukunft bringt und was das Unternehmen wert ist... ich bezweifele das und stelle die These auf, dass der faire Unternehmenswert unverändert jenseits 40 EUR je Aktie liegt und die heutige Marktkapitalisierung die zukünftig erwartete Umsatz-, Ergebnis- und Cashflowentwicklung des Unternehmens nicht näherungsweise reflektiert. |