Du bringst ein paar Themen aufs Tablett, die sich nicht mit Zweizeilern abarbeiten lassen, trotzdem - bevor ich meine Arbeit in der realen Welt aufnehme - meine humble opinion in Kurzfassung.
Zinsen und Staatsanleihen: ein Stück weit ist das eine Normalisierung. Die Zinsen für deutsche Staatsanleihen liegen immer noch unterhalb der Inflationsrate. Die zehnjährigen in ITA und ESP sind erst mal unter 5%, das verschafft denen Luft und Zeit, beides wird hoffentlich genutzt. Maddin braucht eigentlich schon ein bißchen Hintergrund - Terror in den PIIGS, damit seine 25 Mrd. deutschen Staatsanleihen hell glänzen. Hat rpm1974 schon mal näher dargestellt.
Maddin und die Sonderprüfer: Das Thema ist für mich erst mal vergeichsweise low level. Es geht nicht um strafrechtliche Ermittlungen mit Anfangsverdacht usw., sondern erst mal um ein formalisiertes BaFin-Verfahren mit schriftlichen Anhörungen. Vier Banken haben die Prüfer im Haus, zwei sind bekannt. Wenn Maddin nicht geprüft wird, wars das schon. Die news sind schon ein paar Tage alt, sehe bis dato keine Auswirkungen.
Zeche zahlen, Gleichmacherei: Sagen wir es mal so: Wir zahlen die Zeche und bis zu einem gewissen Grad haben wir auch keine Wahl. In Deutschland will sich keiner so recht mit einer ganz offenkundigen Tatsache auseinandersetzen: Unsere Exportüberschüsse sind die Handelsbilanzdefizite der anderen Staaten. Wenn D im Verhältnis zu einem PIIGS-Staat dauerhaft Handelsbilanzüberschüsse erzielt und der PIIGS-Staat auch insgesamt mehr importiert als exportiert, heißt das nichts weiter als langfristiger Kapitalabfluss aus dem PIIGS-Staat. Wenn deren Binnenkonjunktur (Bauboom Spanien) keine "Werte" mehr generiert, gehen die über kurz oder lang in die Knie, weil keiner ewig auf Pump konsumieren kann - das zentrale Problem der USA. Obendrein fehlt wegen des Euro ein wesentlicher Korrekturmechanismus. Die PIIGS können ihre nationalen Währungen nicht mehr abwerten und damit ihre Exporte nicht mehr verbilligen und ihre Importe nicht mehr verteuern (letzteres führt dazu, dass die nationalen Konsumenten verstärkt auf Inlandsprodukte zurückgreifen, was die eigene Wirtschaft stützt). Das hat auch Schattenseiten für deutsche Konsumenten: Billige Produkte aus den PIIGS kaufen fällt weg, ebenso das billige Einkaufen im Urlaubsland. Es geht also darum, Ersatzmechanismen zu finden, um das Gesamtsystem zu stabilsieren. Wir kommen da nicht ungeschoren raus. Siehe USA / China: Die USA sind der größte Konsumstaubsauger der Welt - auch für uns ein Abladeplatz für unsere Produkte; unser Wirtschaftswachstum 2013 hängt in größerem Umfang von der Nachfrage in USA und China ab. Die diversen chinesischen Investitionen in USA, deren Dollarreserven, Staatsanleihenkäufe sind im Kern Kapitalreimporte in die USA, damit das Spiel weitergehen kann - dumm nur, dass das nicht ewig funktionieren wird.
Ein weiterer Punkt, der gern übersehen wird: Ein wesentlicher Punkt für die Leistungsfähigkeit unserer Volkswirtschaft waren Schröders Hartz IV - Reformen und die Lohnzurückhaltung der Arbeitnehmer. Letzteres sieht man glasklar anhand der Lohnentwicklung in Europa vor der PIIGS-Krise. Schröder hat Hartz IV durchgezogen, als die Exportwirtschaft brummte, was ua. auch auf die starke Nachfrage in den PIIGS zurückzuführen war. Gut für uns, sonst wäre die Arbeitslosigkeit in diesen Jahren deutlich höher gewesen. Einen Teil der Reformkosten haben wir also buchstäblich exportiert. Die PIIGS müssen ihr Hartz IV in einer viel schwierigeren Situation durchziehen.
so oder so: wir müssen unseren beitrag leisten. wir können uns allenfalls aussuchen wie er aussieht und ihn mit Bedingungen verknüpfen, die die Wettbewerbsfähigkeit der PIIGS stärken. Plakativ formuliert: Wir bezahlen dafür, dass die uns wieder Konkurrenz machen können, und das kostet uns doppelt, aber wie sehen die Alternativen aus ? |