Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, hat die Griechen eindringlich davor gewarnt, aus der Eurozone auszutreten. "Ich will den Leuten sagen: Im Euro ist es hart und wird noch hart bleiben, außerhalb des Euros wird es härter werden", sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk. Die Wirtschaft Griechenlands würde innerhalb weniger Tage kollabieren, was auch für alle anderen Auswirkungen habe. Ein Ausstieg sei nicht das Ende einer negativen Entwicklung, sondern der Anfang einer noch schlimmeren, sagte Schulz. "Ich halte die ganze Spekulation, dass Griechenland abzuschreiben ist, für nicht ungefährlich. Das ist heute Griechenland, morgen Portugal, übermorgen Spanien, dann Italien.". Es gebe genug Menschen, die Wetten auf das Auseinanderbrechen der Europäischen Union gesetzt hätten. Schulz will während seiner Reise nach Griechenland auch mit dem Parteivorsitzenden des Bündnisses der Radikalen Linken, Alexis Tsipras, sprechen. Er wolle ihm sagen, dass die Verweigerung des Sparprogramms zu nichts führe, sagte Schulz. Seine Botschaft an das griechische Volk sei: "Diejenigen, die euch erzählen: "Wir brauchen nichts zurückzuzahlen, wir brauchen nichts zu sanieren, die Europäer zahlen schon weiter", die führen euch ins Desaster."
Merkel und Westerwelle versuchen Einfluss zu nehmen
In Telefongesprächen mit der griechischen Führung haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle über das weitere Vorgehen in der Schuldenkrise beraten. Merkel habe gegenüber dem griechischen Präsidenten Karolos Papoulias den Wunsch geäußert, dass in Griechenland "möglichst schnell eine handlungsfähige Regierung" gebildet werden kann, sagte ein Regierungssprecher in Berlin. Merkel habe deutlich gemacht, dass die Bundesregierung das Ergebnis der für Juni geplanten Neuwahl abwarten wolle, bevor über das weitere Vorgehen entschieden werde. Auch Außenminister Westerwelle telefonierte nach Angaben seines Sprechers mit seinem neuen griechischen Kollegen Petros Moliviatis. Westerwelle habe dabei deutlich gemacht, dass Deutschland weiter zu Griechenland stehe und zur Unterstützung bereit sei. Zugleich habe er seinen griechischen Kollegen gebeten, den Reformkurs fortzusetzen.
Griechen wieder gelassener
In Griechenland selbst beruhigte sich die Stimmung inzwischen etwas. Die Banken des Landes arbeiten wieder normal. Zu Wochenbeginn hatte es einen Ansturm auf die Banken gegeben, weil viele Griechen ihre Ersparnisse abheben wollten. Der Verband der Bankangestellten teilte mit, es gebe keinen Ansturm auf Banken und die Bankautomaten funktionierten im Zentrum Athens normal. Die Parlamentswahl in Griechenland Anfang Mai hatte zu einem Patt zwischen Befürwortern und Gegnern des Sparkurses geführt. Nach mehreren gescheiterten Versuchen der Regierungsbildung wurde eine Übergangsregierung vereidigt, deren Hauptaufgabe die Vorbereitung von Neuwahlen am 17. Juni ist. |