yep SchwarzerLord, vollkommen richtig. Hier sollte man auf gar keinen Fall mitbieten. Durch diese Auktion erhoffen sie sich, noch mehr Geld in die Kassen spülen zu können.
Unter den Banken gärt eine kleine Rebellion zum "initial public offering" der Internet-Suchmaschine Google Inc.
Letzte Aktualisierung: 05-08-2004 09:03
"Warten auf Google" - so könnte man das Stück umschreiben, das an Wallstreet oder zumindest im Silicon Valley seit gut einem Jahr läuft. Denn seit Monaten wartet man darauf, dass Google Inc., die weltweit populärste Online-Suchmaschine, erstmals an die Börse geht. Bereits im letzten Oktober meldete die "Financial Times", der Börsengang sei jetzt beschlossene Sache. Im April machten Larry Page und Sergey Brin, die beiden jugendlichen Gründer der Firma, die Absicht offiziell. Seither sind tröpfchenweise Einzelheiten über den geplanten IPO an die Öffentlichkeit gedrungen. Losgehen könnte die Sache jetzt bereits am kommenden Dienstag, wie das "Wall Street Journal" am Mittwoch berichtete (statt noch im Juli, wie man bis vor kurzem gehofft hatte). Etwa drei Mrd. Dollar will die Firma dank dem Börsengang einnehmen. Page und Brin werden je gut 100 Mio. Dollar kassieren, obwohl sie den weitaus größten Teil ihrer Google-Aktien behalten.
Aber jetzt gibt es Anzeichen dafür, dass die Begeisterung über den IPO erlahmt. Der Zeitpunkt Mitte August, mitten in den Sommerferien und während der Olympiade ist denkbar ungünstig. Die Anleger sind auch enttäuscht darüber, dass der Preis der Aktien über 120 Dollar liegen dürfte. (Der Preis werde vermutlich zwischen 108 und 135 Dollar betragen, gab Google gegenüber den Behörden an. Jede Firma, die einen IPO abwickeln will, muss der "Securities and Exchange Commission" einen Preisrahmen angeben).
Dies ist ein Mehrfaches dessen, was US-Aktien normalerweise kosten, und wird auf Kleinanleger abschreckend wirken. Und mehr als nur verschnupft sind die Banken. Denn weil der IPO in Form einer Auktion abgewickelt wird, werden ihre Kommissionen und "Arbitrage"-Gewinne viel kleiner sein als normal. Die Banken beklagen sich auch über die "Geheimniskrämerei", die Google betreibe, und die strengen Auflagen, die die Jungmanager aus dem Silicon Valley den Wallstreet-Banken gemacht haben.
Ende Juni stieg Merrill Lynch aus dem Emissionskonsortium aus, und diese Woche meldete Google den Behörden, dass zwei weitere Brokerhäuser den Bettel hingeworfen hätten. Google zwingt die Banken, ausgeklügelte Computersysteme bereitzustellen, um die Auktion zu bewältigen, und dies soll mehrere Brokerhäuser gezwungen haben, ihre Technologie zu modernisieren. Betroffen sind offenbar auch die beiden Lead-Banken, Morgan Stanley und Credit Suisse First Boston (CSFB).
Ein Team von 30 Spezialisten ist gegenwärtig daran, die Systeme dieser beiden Banken zu "testen". Die Banken beklagen sich auch über die Knausrigkeit, mit der Google Einzelheiten über die Auktion mitgeteilt hat. Und besonderen Zorn hat das Ansinnen ausgelöst, die Emissionsbanken dafür verantwortlich zu machen, dass die mitbietenden Anleger ihre Aktien auch bezahlen. Google wollte von den Banken Garantien ("letters of credit") von bis zu 500 Mio. Dollar. Goldman Sachs und andere Banken legten daraufhin ihr Veto ein und drohten, aus dem Konsortium das noch 28 Banken umfasst auszutreten.
Für die Wallstreet-Banken und vermutlich auch für Co-Leader CSFB werde die Sache mehr und mehr zu einem Alptraum, heißt es an Wallstreet. Die Frustration habe ein so hohes Ausmaß erreicht, dass der Börsengang vielleicht erneut verschoben werden müsse. Das Hauptproblem für die Banken ist, dass der IPO als Auktion abgewickelt wird. Jeder Investor bietet so viel wie er will, und der Emissionspreis entspricht dem höchsten Preis, zu dem alle Aktien verkauft werden können.
Dies lässt keinerlei Spielraum für Preisanstiege nach Handelsbeginn. Bei traditionellen IPOs hingegen konnten die Banken den Emissionspreis selber festlegen; wenn sie ihn künstlich tief ansetzten was sehr oft vorkam, wie man im Silicon Valley munkelt , strichen sie bzw. die Vorzugskunden, denen sie IPO-Aktien zur Verfügung stellten, die Differenz jeweils ein. Damit wird diesmal nichts sein der ganze Erlös des Börsengangs geht an Google bzw. deren Hauptaktionäre.
Für die Banken bleibt damit nicht viel übrig. Von den Kommissionen in Höhe von gegen 90 Mio. Dollar dürfte ein guter Teil für Spesen draufgehen. "Wenigstens können wir die Spesen von der Steuer abziehen", scherzt ein Banker. Merklich abgekühlt zu haben scheint sich auch der Enthusiasmus der Kleinanleger. Denn das Auktionsverfahren ist wesentlich "komplizierter als eBay", wie ein Internet-Spekulant seine Kollegen warnte. Und der von Google empfohlene Preis der allerdings für die Auktionsteilnehmer in keiner Weise verbindlich ist ist reichlich teuer.
Gemessen am erwarteten Gewinn des nächsten Jahres entspricht er einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von zirka 40 vergleichbar mit Yahoo, aber weit über dem, was konventionelle Unternehmen kosten. Und das Wachstum der Firma das bisher phänomenal war scheint sich abzuschwächen. Google kriegt Konkurrenz; Yahoo hat seine eigene Such-Technologie gestartet, und Microsoft wird in wenigen Monaten folgen. Google selbst warnt im Emissionsprospekt, der Kurs der Aktie werde nach dem Börsengang vermutlich sinken. Es ist deshalb nicht gewiss, ob sich das lange Warten auf Google gelohnt hat. |