Gestern präsentierte Google Quartalszahlen. Die schweigsame Suchmaschinenfirma konnte positiv überraschen. Eine euphorische Analystenkonferenz tat das Ihre hinzu: Google galoppiert davon und notiert aktuell 14 Prozent höher bei 170 Dollar.
Google statt Yahoo
Dahinter dürften sich auch Umschichtungen verbergen. Das Internet-Unternehmen Yahoo bekundete in den letzten Jahren zunehmend Schwierigkeiten, hohe Wachstumsraten zu halten. «Google steckt noch in den Kinderschuhen», sagt ein Händler. Deshalb sehe er vermehrt Umschichtungen aus Yahoo in Google. «Die Anleger wollen dort positioniert sein, wo hohe Wachstumsraten zu finden sind.»
Hohes Wachstum dank Werbeeinnahmen
Google konnte den Umsatz im dritten Quartal auf 805,9 Millionen Dollar steigern. Dies entspricht gegenüber der Vorjahresperiode einem stolzen Wachstum von 105 Prozent. Damit übertrafen die Kalifornier die Markterwartungen deutlich. Rund die Hälfte davon erwirtschaftete das Unternehmen mit Einnahmen aus der Online-Werbung. Anders als vergleichbare Branchenkonkurrenten muss Google den Erlös nicht mit Werbepartnern teilen.
Welcher Gewinn ist massgebend?
Verwirrung stiftet der ausgewiesene Gewinn. Die in Mountain View, domizilierte Gesellschaft meldete einen Reingewinn von 52 Millionen Dollar. Das entspricht einem Gewinn von 19 Cents je Aktie. In der Vorjahresperiode lag der Gewinn noch bei 8 Cents pro Titel. Unter Ausklammerung von Mitarbeiterbeteiligungsplänen und einem Patentstreit mit dem Konkurrenten Yahoo hätte der Gewinn 70 Cents je Aktie betragen. Entsprechende Analystenschätzungen lagen bei 56 Cents pro Titel. «An der euphorischen Analystenkonferenz setzte sich die Meinung durch, dass die letzten beiden Kennzahlen miteinander vergleichbar seien», erklärt ein Teilnehmer. So nahm Prudential Securities die Quartalszahlen zum Anlass, das Kursziel von ursprünglich 130 auf 200 Dollar anzuheben. Die Einstufung durch den US-Broker lautet weiterhin «Übergewichten». Auffällig ist: Während beim Börsengang noch einige Analysten eine skeptische Meinung vertraten, scheinen sich die Mahner in Luft aufgelöst zu haben.
Google ist überbewertet
Die Frage sei erlaubt, ob ein Unternehmen mit einem jährlichen Umsatz von weniger als 2 Milliarden Dollar und einem Reingewinn (ohne Sonderposten) von 600 Millionen Dollar eine Marktkapitalisierung von knapp 46 Milliarden Dollar aufweisen sollte. Für das Gesamtjahr errechnet sich auf dieser Basis ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 57,4. Das erinnert fatal an die Technologie-Blase Ende der Neunzigerjahre.
Im kommenden Frühjahr droht eine Flut von Verkaufsaufträgen
Auch Secret Service hat sich anlässlich der Aktienemission und kurz danach vorsichtig zu Google geäussert. Seither konnten die Papiere deutlich zulegen. Der Kursanstieg ist uns nicht geheuer, ein Einstieg erscheint uns nicht ratsam. Das heutige Kursniveau nimmt aus unserer Sicht bereits einen Grossteil der Wachstumserwartungen vorweg. Hinzu kommt: Seit dem 2. September können Altaktionäre 4,7 Millionen Titel zu Geld machen. Die grosse Welle kommt aber erst: Mitte Februar 2005 werden 170 Millionen Aktien zum Verkauf frei. (bam) |