Der Gold-Bericht für den 26. Mai 2009 musste entfallen, da die beiden Gold-Märkte in London und in New York geschlossen waren.
Heute durften wir den erwarteten Gegenschlag des Gold-Kartells erleben. Dieser kam bereits am Vormittag, und wie am Montag letzter Woche (dort allerdings zum P.M. Fix) wurde kurz vor Erreichen des A.M. Fixes um 11:30 Uhr MEZ eine grössere Menge Zentralbank-Gold auf den physischen Markt in London gekippt. Diese Aktion verfehlte ihre Wirkung nicht: Gold brach auf $942,00 (EUR 678,38) ein. Das sind $10 weniger als zum A.M. Fix letzten Freitag und $14 weniger als zum Schluss des New Yorker Handels am Freitag.
Das Gold-Kartell beginnt solche Aktionen in den handelsschwachen Zeiten zwischen 8:00 Uhr und 9:00 Uhr MEZ. Dort haben die Märkte in Asien schon geschlossen und der Londoner Markt hat noch nicht geöffnet. Aber auch diesmal half der Handelsbeginn in London um 9:50 Uhr MEZ nicht - Gold verfiel weiter im Preis. Dies ist ein starker Hinweis darauf, dass der physische Goldmarkt mit Zentralbank-Gold manipuliert wird. Die wirkliche Ernsthaftigkeit des Gold-Kartells konnte man aber erst kurz vor dem A.M. Fix an dem plötzlich fallenden Gold-Preis erkennen.
Noch schlimmer erwischte es Silber, das zeitweise um $0,35, also fast 3 Prozent im Preis nachgab. Kurz vor Beginn des Handels an der New Yorker COMEX konnte sich Gold wieder auf bis zu $950 befestigen. Mit Beginn des Handels an der COMEX verfiel der Gold-Preis dann jedoch erneut. Der mit $945,00 (EUR 677,23) zustande gekommene P.M. Fix zeigt an, dass weiterhin physisches Gold in den Markt eingeschleust wurde. Gegenüber dem sehr starken Freitags-P.M. Fix musste Gold $15 abgeben.
Danach stabilisierte sich Gold wieder. Zum Schluss des Handels an der COMEX stand Gold bereits bei $952, d.h. gerade $4 niedriger als am Freitag Abend. Das war sicherlich nicht die Preis-Entwicklung, die sich das Gold-Kartell gewüscht hatte. Zu gross ist die Anzahl der Nachfrager, die diese Discount-Preise dazu verwenden, ihre Gold-Bestände weiter aufzustocken. Dürfen wir nun bald erleben, dass das Gold-Kartell in die Knie geht - wir werden sehen. Irgendwann werden die Zentralbanken erkennen, dass diese Taktik ins Leere läuft.
Zur Zeit stehen zwei Themen im Vordergrund, die ursprünglich nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Die Diskussion über die Zukunft von OPEL auf der einen Seite und die zunehmenden Probleme des Staates, sich auf den Anleihe-Märkten zu refinanzieren auf der anderen Seiten.
Die Äusserungen des Bundeswirtschafts-Ministers Gutenberg, dass er eine "geordnete Insolvenz" von OPEL befürworten würde, haben nur einen Hintergrund. Mit der Insolvenz gehen 3 bis 4 Milliarden Euro Pensions-Verpflichtungen von OPEL - und damit den evt Investoren - auf den Pensions-Sicherungs-Verein (PSV) über. Die möglichen Investoren in OPEL kennen das Problem und verlangen, dass der Staat die Pensions-Verpflichtungen übernehmen soll. Zusätzlich ist zu erwarten, dass ein Drittel aller 25.000 Mitarbeiter in Deutschland abgebaut werden muss. Viele dieser Mitarbeiter sind schon langjährig bei OPEL angestellt und hätten Abfindungs-Ansprüche im sechsstelligen Euro-Bereich. Das wären weitere Kosten von über 800 Millionen Euro, die der Staat wohl hätte aufbringen müssen. Mit einer "geordneten Insolvenz" schrumpfen diese Ansprüche wohl auf unter 100 Millionen Euro zusammen (Beschränkung der Abfindungen auf 2,5 Monatsgehälter im Insolvenz-Fall).
Apropos PSV: Diese Organisation ist auch solch ein Karten-Haus, das mit einem Leverage von grösser 1 : 100 die Betriebs-Pensionen absichern soll. Wer mit einer Bilanz-Summe von gut EUR 2 Mrd Pensions-Verpflichtungen von über EUR 300 Mrd absichern soll, der hat kein besseres Geschäftsmodell als AIG oder sonstige Monoliner, die die berühmten CDOs oder anderen Giftmüll versichert haben. Wieviel OPELs kann der PSV ertragen, bis er kollabiert ?
Das soll nur eine weitere Verschuldung des Staates verhindern, die so langsam nicht mehr finanzierbar erscheint. Was passiert, wenn plötzlich die Zahlungen an die Beamten, Pensionäre, 7 Millionen Hartz IV-Empfänger ausbleiben und die Rentenversicherung mangels Zuschuss des Staates in Zahlungs-Schwierigkeiten kommt. Diese Konsequenzen wären viel gravierender, als einige grosse Unternehmen über die Klinge springen zu lassen.
Zurück zum Thema Gold: Das World Gold Council hat berichtet, dass in den Ländern Deutschland, Schweiz und Österreich im 1. Quartal 2009 insgesamt 120,9 Tonnen Gold für Investment-Zwecke gekauft wurden. In den U.S.A. gingen lediglich 27,4 Tonnen Gold über den Ladentisch. Mit 596 Tonnen ging aber ein Grossteil des investierten Geldes in die Gold Exchange Traded Funds (ETF). Der "GLD" ETF hält inzwischen Goldvorräte, die grösser sind als die der Schweizer Nationalbank. Rechnet man diese Nachfrage auf ein Jahr um, dann müssten ca 3.000 Tonnen Gold durch den Markt bereitgestellt werden. Ich habe an dieser Stelle mehrmals darauf hingewiesen, dass dieser Bedarf nicht annähenderweise durch den abflachenden Bedarf nach Schmuck-Gold und Zurverfügung-Stellung von "Gold Scrap" ausgeglichen werden kann. Gleichzeitig verkaufen die europäischen Zentralbanken nur noch einen Bruchteil des Goldes offiziell, das sie in der Vergangenheit auf den Markt gebracht haben (ca 500 Tonnen waren es in der Vergangenheit). Wenn sich die Entwicklung für den Rest des Jahres fortsetzen sollte, dann sprechen wir wohl von einem Supply-Deficit von 2.000 Tonnen Gold für dieses Jahr. Die westlichen Zentralbanken haben also alle Hände voll damit zu tun, ihre Bestände heimlich in den Gold-Markt einzuschleusen.
Die Anzahl der offenen Kontrakte an der COMEX ist weiter stark gestiegen: +16.827 auf 379.936 Kontrakte. Der Gold-Markt bleibt weiter unter Feuer. In zwei Tagen steht der Juni 2009 Future-Kontrakt zur Lieferung an. Dort sind heute noch 131.288 Kontrakte offen (400 Tonnen Gold). Wenn davon nur 20 % zur Lieferung gestellt werden, ist das Inventar an "Registered Gold" in den COMEX-Warenhäusern erschöpft. Dann werden auch die letzten Investoren erkennen dass das Gold-Kartell mit seinen "naked-short" Positionen so nackt wie der Kaiser ist ...
Der Versuch, den U.S.-Dollar nebst Staats-Anleihen unter Kontrolle zu bringen, ist heute ebenfalls gescheitert. Der USDX verharrte bei 80,1 und der Real-Zins der 10-jährigen Treasury Bonds beträgt 3,5 %. Das Verhältnis USDX / Real-Zins bleibt bei 22,9 (unverändert gegenüber Freitag).
http://www.hartgeld.com/Ziemanns-gold-news.htm ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) "Selten war mehr als ein Zehntel der Bevölkerung an dem beteiligt, was man Geschichte zu nennen pflegt!" (Samhaber) |