Mal meine Einschätzung, und ja, ich bin (noch) nicht investiert (gewesen), aber Cyan wurde mir von einem Kumpel auf meine Beobachtungsliste empfohlen.
Ja, Security ist wichtig und der Ansatz über den Netzbetreiber zu gehen, statt die Sicherheitslösungen an den Endkunden direkt zu bringen, kann vielversprechend sein. Auch erscheinen mir einige von Cyans Lösungsanwendungen, z.B. die Datenreduzierung für MNVOs, sehr clever. Ob einzigartig sei dahingestellt, denn evtl. gibt es andere Anbieter bzw. Software für MNVOs, sich von unnötigem Datenvolumen zu befreien.
Und genau das ist das, was mein Hauptproblem mit Cyan ist: Ich kann die Markt- und Wettbewerbsposition ihrer einzelnen Lösungen nicht einschätzen. Und das liegt primär am Informationsangebot, denn das ich branchenfremd bin erschwerte mir meine Urteilsbildung bei anderen Firmen nicht. Wie "superior" ist ihre Technologie? Und wie nötig braucht es sie wirklich? Und mit nötig meine ich a) wie nötig haben es z.B. andere Firmen, Cyans Produkte als Whitelabel einzusetzen. Machen die das eher, weil sie sich wirklich Umsatz dadurch erwarten und weil es ihre Kunden fordern, oder stellen Kooperationen mit Cyan für sie erstmal nur einen Testversuch, ein Kennenlernen der Funktionsweise, der Kompatibilität und der Nachfrage dar? Wie viele kooperieren bzw. haben ein Interesse mit Cyan zu kooperieren, weil sie ein eigenes Knowhow-Defizit, ein finanzielles Interesse (make/buy & Umsatzbringer) oder ein weiteres, kleines Differenzierungsmerkmal brauchen? b) wie nötig sind Cyans Lösungen für den Nutzer? Ist man seiner Zeit nicht voraus, denn Cyberkriminalität auf Mobile Devices ist noch nicht das ganz große Thema und Gefahr! Braucht jemand "Kindersicherung", wenn diverse Apps, z.B. Youtube-App, ohnehin schon mit Kinderschutz versehen sind. Auch Safe-Browsing etc. Darüber hinaus wurden und werden die Anforderungen von den Appstore-Betreibern selbst rigider. Wenn Apple, Google etc. sukzessive ein höheres Sicherheitsniveau, weniger Datensammlung, etc. zulassen, desto sicherer wird das Handy sowieso. Wieso dann zusätzlich noch Cyan? Im B2B-Bereich dito: Firmen, die ja bereits sehr von diversen IT-Sicherheitsfirmen umworben werden und entsprechend in Lösungen investierten, stellen die Frage nach Kompatibilität, nach Mehrwert/Zusatzschutz/Notwendigkeit und Kosten.
Darüber hinaus sehe ich ein eklatantes Vorstandsproblem. Wer so einen CFO hat, braucht keine Aktionäre mehr, um es mal provokant auszudrücken. Oder, alternativ: Losgelöst von seinen anderen Vorstandskollegen agiert er auch nicht. Ergo sind sie dessen Unterstützer, Mitwisser, ja auch Mittäter. Sei es, weil sie sein Gebaren inhaltlich nicht verstehen, oder decken und gutheißen, sei es, weil er in ihrem Auftrag so kommuniziert/guidet oder weil sie ihm Ressourcen (wie eine gescheite Finanz- und IR-Abteilung versagen), etc...
Überhaupt erkenne ich ein großes Bottleneck-Problem. Man kommt überhaupt nicht voran mit der Salespipeline. Orange scheint sämtliche Personalressourcen zu benötigen, was per se gegen eine Skalierungsträchtigkeit der Cyan-Produkte spricht, sondern es eher zum Projektgeschäft macht. Und auch hinten raus wird die Salespipeline nicht größer, sondern nur vorne. Woran liegst? Kommt man nicht hinterher mit der Nachfrage? Springen zu viele Leads ab? Sind die Leads rein interessensgetrieben (mal schaun), aber wirkliche Kooperationsnotwendigkeit liegt nicht vor (wir haben wichtigeres, als Cyanprodukte zu implementieren/zu lizensieren)?
Und das alles ist jetzt nur auf die Schnelle getippt... Gibt bestimmt noch weitere Fragen!
Kurzum: Solange der gesamte Vorstand ein derart schlechtes Bild abgibt mit fehlender Prognosefähigkeit und sich zu verzetteln droht (zu hohes Angebot bei zu wenig "Vertriebsressourcen"), nur spärliche Finanz- und Produktinfos herausgibt (auch dem Scale-Segment geschuldet) und kein wirklicher Kunde, neben dem durchaus als österreichische Gefälligkeitsinstallation zu verstehende, hinzukam, belasse ich Cyan auf der Beobachtungsliste.
Klar, Orange ist ein Name und Kaspersky auszuschlagen auch. Nur, muss man von Orange nicht auf andere schließen. Und es ist ja so: Wenn überall nur eine Lösung, also immer dieselbe eingesetzt wird, entsteht automatisch eine weitere Sicherheitslücke, weil dann jeder nur auf Schwachstellen dieses einen setzt. Ist ja bei Microsoft so: Die Probleme in der IT-Sicherheit in der Verwaltung und Bundestag etc. rührten daher, dass alle MSF einsetzen. Gab mal eine gute ARD-Doku drüber. Nur zu sagen, Kaspersky sei schlechter als Cyan (falls ja, inwiefern überhaupt), halte ich für unzureichend.
Hoffentlich kann ich Cyan's Geschäft bald besser verstehen und antizipieren. Wäre ja wirklich super, wenn ihre Technologie führend wäre, so dass die Banken und Telkos das nicht selber könnten und/oder wollten und Cyans Produkte möglichst wenig Anpassungsbedarf hätten bzw. Implementierungsaufwand verursachen. Solange das nicht klar ist, sehe ich hier weder ein zweites SAP, Wirecard etc.
Nein, will nicht bashen. Kursverluste sind zur Häme dar! Auf das das fallende Messer bald seinen Boden findet. |