Sicherlich wäre mal eine Erholung bei den US-Financials fällig, die man auch als Bär gerne mal reiten darf. Ich verstehe aber noch nicht so ganz, warum die Erholung genau jetzt starten soll, bzw. warum die Probleme bei Citi jetzt durch die Scheichs entscheidend gemindert worden sein sollen. Wenn das Problem duch eine 5%-Kapitalerhöhung lösbar wäre, dann wäre es kein Problem. Und die Tatsache, daß Citi-Shorts heute nicht gesqueezed wurden, zeigt doch gesundes, tiefsitzendes Mißtrauen an den US-Märkten. Tier-1 hin oder her (ich verstehe die Kapitalstruktur einer Bank nur sehr oberflächlich), es ist aber unvorstellbar, daß das die Rettung wäre und keiner in USA hätt's bemerkt. Wir waren uns ja weitgehend einig, daß Citi nicht wirklich fallen wird (too big to fail) und irgendwie outbailed wird, von wem auch immer. Nun also von den Scheichs, für's Erste. Nicht ganz unerwartet also. Wenn's so ist, gut, long is on. Mein Problem mit Long derzeit ist aber, daß keiner weiß, wann der nächste Hammer kommt, der mich prompt auf dem falschen Fuß erwischt. Deshalb bin ich derzeit, wenn überhaupt mal long, maximal gestreßt und nach spätestens 6 Stunden entnervt wieder draußen, und das lohnt dann den Streß nicht. Barclays und Citi heute mit positiver Überraschung, und was ist mit etrade, den monolines, und den maximal EK- und Einlagendefizienten GB-Spezis aus der Ecke um Northern Rock, und den ganzen Beteuerungen der ZBs gerade in den letzten Tagen, notfalls auch weiterhin Liquidität bereitstellen zu wollen? Noch genug Tretminen am Wegesrand, oder?
Hierzu eine kurze Anmerkung zu den Sentiment-Indikatoren: der Mechanismus, daß man long gehen kann, wenn die breite Berichterstattung am negativsten ist, hat häufig gut funktioniert (Titelblatt-Indikator, Kanonendonner, u.v.m.). Es ist aber auch die Situation vorstellbar, daß erst das smart money alert ist, dann die breite Masse die Krise verzögert verinnerlicht, und hey, alle haben recht, die Kacke ist wirklich am dampfen, und die breite Erkenntnis derselben bedeutet keineswegs den Wendepunkt der Krise, sondern deren Fortsetzung. Solange das noch im Raum steht, ist antizyklisches Trading wirklich riskant, auch mit SL.
Ich bleibe also lieber short, mal mehr, mal weniger, aber nicht wirklich long ... Good n8, Isc. |