Datum: 28. April 2017 Von: Thomas Winkelmann (Executive Director und CEO) An: Alle Kolleginnen und Kollegen von airberlin
Mitarbeiterinformation zur Bekanntgabe der Geschäftsbilanz
Liebe airberliner,
das Finanzergebnis für das Geschäftsjahr 2016 und das erste Quartal 2017, das wir heute Analysten und Journalisten präsentieren, ist hochgradig unbefriedigend. Aber es ist das Ergebnis, das ich befürchtet habe. Erfahrungsgemäß wird in den nächsten Tagen wieder viel über uns berichtet und auch spekuliert werden.
Die Medien, unsere Passagiere, aber auch Ihr wollt nun zu Recht wissen, wohin die Reise für unsere neue airberlin geht. Ich will Euch aus erster Hand informieren:
Vor knapp drei Monaten habe ich die Verantwortung als CEO bei airberlin übernommen. Ich habe das getan, weil ich von airberlin überzeugt bin. Von unserem Produkt. Von Euch und Eurem Spirit. Von unserer Marke. Das ist die Motivation für mein Managementteam und mich, den Umbau von airberlin mit aller Konsequenz voranzutreiben.
Viele von Euch kennen noch die alte airberlin: Als Mallorca-Flieger, als LTU- und dba- Aufkäufer, als Langstreckenairline mit Premium-Anspruch, als sogenannter Hybrid- Carrier. Die airberlin sollte eine eierlegende Wollmilchsau der Lüfte sein. Eine Airline, die alles macht und allen Ansprüchen genügt, aber mit zu hohen Kosten und zu geringen Erträgen. Dass das nicht geht, haben viele Experten in den zurückliegenden Jahren immer wieder gesagt, und sie hatten damit Recht.
Wo stehen wir heute? Ihr wisst, dass 2016 eine strategische Kehrtwende eingeleitet wurde. Aus dem einstigen Gemischtwarenladen wird derzeit eine Netzwerk-Airline mit 75 Flugzeugen, zwei Drehkreuzen für die Langstrecke in Berlin und Düsseldorf, und einer Konzentration auf deutsche und europäische Metropolenflughäfen.
Lasst mich nun einige Worte zur neuen airberlin mit ihren 75 Flugzeugen sagen. Ab Berlin und Düsseldorf sind wir schon jetzt der USA-Experte. Keine andere Airline bietet aus diesen Städten mehr Verbindungen in die USA an als airberlin. Diese Position bauen wir weiter aus. Wir erweitern ab Mai unser Langstreckenangebot um weitere Strecken in die USA. Gleichzeitig schärfen wir mit der Vereinfachung unseres Geschäftsmodells und der Abspaltung der Touristik unser Profil: Mit dem neuen Sommerflugplan haben wir unser komplexes Netzwerk von 387 auf unter 100 Strecken verringert
Unsere beiden Drehkreuze sind zwei starke Märkte, um die uns viele Wettbewerber beneiden. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein:
· Berlin ist ein starker Incoming-Markt. Berlin wächst seit über zehn Jahren schneller als der Durchschnitt aller deutschen Flughäfen. Aber wir warten immer noch auf den BER. airberlin bietet als einzige Airline Langstrecken in nennenswertem Umfang ab Berlin an. Wie keine zweite Airline leidet airberlin daher unter den Kapazitätsengpässen in Tegel und den unsicheren Zukunftsaussichten mit dem BER. Unsere Finanzkollegen sagen, dass uns die Nichteröffnung des BER Jahr für Jahr rund 20 Millionen Euro kostet. D. h.: Seit dem ursprünglichen Eröffnungsjahr 2012 hat die Nichteröffnung des BER die airberlin bereits 100 Millionen Euro gekostet.
· Düsseldorf liegt im Herzen einer der attraktivsten Märkte Europas mit starkem Business-Geschäft. Wir sind der Langstreckencarrier in Düsseldorf. Und wir werden diesen Standort künftig weiter ausbauen. Das ist sonnenklar.
Das Wet-Lease-Abkommen über 38 Flugzeuge der A320-Familie mit Lufthansa Group macht gute Fortschritte: Wir sind voll im Zeitplan. 35 von 38 Flugzeugen sind bereits erfolgreich überführt. Die Zusammenarbeit mit Lufthansa Group funktioniert und zeigt, wie professionell wir gemeinsam Dinge anpacken und umsetzen. Ich bedanke mich bei allen beteiligten Kolleginnen und Kollegen am Boden und in der Luft für diese außerordentliche Leistung.
Die Trennung vom saisonabhängigen Warmwasser-Touristik-Geschäft ist angelaufen. In einem ersten Schritt haben wir seit Beginn des Sommerflugplans 2017 unsere 35 Ferienflieger zu NIKI transferiert. Der zweite Schritt steht allerdings mit der formellen Genehmigung durch die Behörden des Joint Ventures zwischen Etihad, NIKI und TUI noch aus.
Ich will unsere neue airberlin zum Erfolg führen. Das heißt auch, die bestehende Strategie kritisch zu hinterfragen. Der Luftverkehrsmarkt bewegt sich rasend schnell. Nichts ist in Stein gemeißelt. airberlin zum Erfolg führen das heißt auch: Wir sind offen für neue Kooperationspartner. Wir genießen die volle Unterstützung unseres Partners Etihad Airways, der uns den Freiraum, die Sicherheit und das Vertrauen gibt, das wir in dieser Situation brauchen.
Ich habe für die vor uns liegenden Aufgaben ein eigenes Ressort eingerichtet. Neil Mills wird sich als Chief Transformation Officer mit seinem Team voll darauf konzentrieren, die Gesamtperformance der airberlin zu verbessern. Er weiß, dass es dabei keine Tabus geben darf.
Lasst mich einige Punkte herausgreifen, an denen wir arbeiten:
· Wir verbessern die Qualität. Ein Beispiel: Die Minimum Connection Time am Flughafen Berlin-TXL verlängern wir von 30 Minuten auf 45 Minuten. Alles andere ist in der Tegeler Infrastruktur seriös nicht machbar. Wir durchforsten derzeit unser Netzwerk nach Schwachpunkten und beseitigen sie Schritt für Schritt. Wir arbeiten in Tegel zudem mit Hochdruck daran, unseren neuen Groundhandler, eine Tochtergesellschaft des Münchner Flughafens, zum Laufen zu bringen. Seit Ostern sehen wir kleine Verbesserungen, allerdings noch auf nicht befriedigendem Niveau.
· Wir schauen alle Strecken auf ihre Rentabilität hin an. Was nicht rentabel ist, fliegen wir nicht. Vor dem Hintergrund dieser systematischen Überprüfung haben wir die Aufnahme der Strecke Berlin - Hong Kong verschoben. Erst prüfen wir den Business Case auf Herz und Nieren, dann entscheiden wir.
· Die Erträge pro Passagier, also die Yields, sind angesichts des großen Wettbewerbs in der Branche unter Druck. Wir überprüfen daher derzeit unsere Vertriebsstrategien.
· Der Umbau des Unternehmens ist für die airberlin und jeden einzelnen Mitarbeiter ein Kraftakt. Unsere Passagiere spüren das mehr als uns lieb ist. Um verloren gegangenes Vertrauen bei unseren Kunden und Partnern zurückzugewinnen, werden wir unsere Operations wieder stabiler und verlässlicher machen. Ich habe vor diesem Hintergrund entschieden, bei unserem Langstreckenaufbau wegen der aktuellen Schwierigkeiten in Tegel und vor allem der unsicheren Zukunftsaussichten für den Berliner Luftverkehr zunächst stärker auf Düsseldorf zu setzen.
· Weitere Themen, die ich gestartet habe, sind die Verbesserung des Kundenservice, die Vereinheitlichung unserer IT-Struktur und die straffere Führung unserer Dienstleister.
Wir haben uns die richtigen Ziele gesetzt, wir sind ein starkes Team und sind auf dem richtigen Weg. Lasst Euch von den negativen Medienberichten über uns nicht verunsichern. Wir haben viel erreicht. Und wir werden aus unserer airberlin für unsere Gäste und Geschäftspartner wieder einen starken und zuverlässigen Partner machen.
Euer
Thomas Winkelmann Executive Director und CEO |