Ich bin immer noch der Meinung, dass in Hype/Crash-Phasen oder sonstigen Ausnahmesituationen (und die derzeitige Jagd auf shorter im allgemeinen und die schon recht verzweifelte Lage der shorter bei Varta im besonderen ist sicher eine solche Ausnahmesituation) Charttechnik keinerlei Sinn macht.
Charttechnik versucht, aus Vergangenem Vorhersagen für Zukünftiges abzuleiten, und das auch noch quantitativ. So was mag funktionieren - insbesondere bei Aktien, wenn genügend Marktteilnehmer daran glauben und letztendlich auch danach handeln -, aber disruptive Ereignisse machen jede Vorhersage unmöglich. Wer hätte damals schon gedacht oder gar vorhergesagt, dass die Dinosaurier aussterben? Ich nicht ;-) Aber dann kam das disruptive Ereignis...
Und der Zusammenschluss vieler kleiner Anleger gegen die großen shorter ist mit Sicherheit auch solch ein disruptives Ereignis. Siehe AMC, Gamestop... Die shorter hatten bisher praktisch ungestört die Möglichkeit, mit großenteils unlauteren Methoden (verdeckten Absprachen, gekauften fake-reports,...) den Markt zu manipulieren. Das ist jetzt wohl endgültig vorbei.
Ich wünsche der Reddit-Gemeinde aus tiefstem Herzen viel Erfolg. Und ich würde mir wünschen, dass ein wenig vom Mut (oder ist es einfach nur gesunder Menschenverstand?) dieser Leute auch mal nach Europa überspringt.
Zu Varta: Es macht für mich überhaupt keinen Sinn, eine Aktie zu verkaufen, die fundamental sehr gut aufgestellt ist und von der man weiß, dass shorter noch gut 5M Stück zurückkaufen müssen. Eine solche Aktie zu halten und mal in Ruhe anzusehen, was sich entwickelt, ist für mich dann schon eher "gesunder Menschenverstand" als Mut. Sie wegen - natürlich erwartbarer - Tagesschwankungen zu verkaufen wäre für mich eher Dummheit, über die ich mich wahrscheinlich in einem Jahr sehr ärgern würde. Und vor allem würde ich mich hassen, weil ich - aus Feigheit - den shortern in die Hände gespielt hätte. |