Jahren, in denen fast jeder Dip gekauft wurde (inzwischen sind auch viele Kleinanleger und Quant-Fonds darauf dressiert), denjenigen Punkt korrekt zu erwischen, ab dem ein nennenswerten Rücksetzer von über 20 % beginnt - den es seit 2009 nicht mehr gab.
Vielleicht ist ein solches bärisches Timing sogar unmöglich. Mein Bauchgefühl sagt mir zwar, dass die Chance dafür aktuell besonders hoch ist (man sehe sich nur die vielen bullischen Spammer im BT an). Aber auf Bauchgefühl ist leider nicht wirklich Verlass.
Der typische Kleinanleger zaudert bei einer kleinen Korrektur zunächst, ob er verkaufen sollte, denn ihm sind die letzten 450 Kurserholungen nach 1 % Rücksetzern noch bestens im Gedächtnis. Nach -3 % wird ihm schon mulmig, aber auch das sitzt er meist noch aus. Die Temperatur im Froschtopf hat bereits lauschige 43 Grad erreicht.
Typischerweise fällt es dann in einem Panik-Rutsch um zackige weitere fünf Prozent, und der Kleinanleger sagt sich, dass es zum Verkaufen nun definitiv zu spät ist. Darin wird er auch insofern bestärkt, als ringsrum die Gazetten und die Grüners tröten, dies sei nun die langersehnte Nachkaufgelegenheit.
Tatsächlich folgt dann oft ein Dead Cat Bounce - auch weil viele Shorts glattstellen. Die Wassertemperatur im Topf war nach dem 5 % Absacker auf unangenehme 55 Grad gestiegen. Das war gerade noch kurzfristig aufzuhalten. Im Dead Cat Bounce kühlt es sich jedoch auf erträglichere 47 Grad ab. Der Frosch schwitzt zwar noch stark, aber das Gröbste scheint überstanden.
In einem klassischen Bärenmarkt beginnt genau an dieser Stelle die richtige, nunmehr brutale Abwärtswelle: Innerhalb von zwei Wochen fallen die Indizes um 20 %. Im Kochtopf ist es nun siedend heiß. Der Anleger-Frosch aber kann nun gar nicht mehr verkaufen, weil er inzwischen "getoastet" ist, sprich klinisch tot in der Suppe schwimmt.
Der wirkliche Boden kommt erst, wenn die Gurus, die am Top zum Einstieg getrommelt hatten, unisono tönen, dass es "zum Verkaufen noch längst nicht zu spät" sei. Bullische Spammer, die am letzten ATH noch "DOW 36.000 bombensicher in spätestens zwei Monaten" wähnten, erklären nun, dass definitiv die Zeit für einen langfristigen Short-Einstieg gekommen sei.
Dann haben die Indizes bereits zu 50 bis 60 % korrigiert. Das Wasser im Kochtopf ist zu diesem Zeitpunkt komplett verdampft, und die Überreste des Frosches haben sich als unentfernbarer Kohlenstoff-Fleck in den Topfboden gebrannt.
R.I.P.
(Roasted in Pen) |