Quelle : http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_485764
08.11.2010 16:16
.....trotzdem gehen wir davon aus, dass die kanadische Wirtschaft bis zum Jahr 2011 wieder ihre volle Kapazität erreicht hat
"Kan-Dollar und Austral-Dollar sind Rohstoffwährungen" Die "kleineren" Dollarwährungen stehen derzeit hoch in der Gunst der Devisenmärkte, vor allem gegenüber dem großen Bruder, dem US-Dollar. boerse.ARD.de hat Torsten Berse von der FX Direktbank zu den Gründen befragt. Dollar-Experte Torsten Berse von der FX Direktbank boerse.ARD.de: Herr Berse, der US-Dollar verliert gegenüber den historisch meistens schwächeren Dollar-Währungen wie Austral- und Kanadischer Dollar an Wert. Was steckt dahinter?
Torsten Berse: Die Entwicklung des Kanada-, wie auch des Austral-Dollar sind historisch eng mit der Entwicklung der Rohstoffpreise verbunden. Australien ist ein starker Förderer von Metallen, insbesondere Gold, Kanada ein wichtiger Öl-Produzent. Somit müssen deren Währungen am Markt nachgefragt werden, um diese Rohstoffe zu erwerben.
Steigen die Preise der Rohstoffe, so steigt in gleichem Maße die Nachfrage nach den Währungen. Somit können sowohl der australische als auch der kanadische Dollar als Rohstoffwährung angesehen werden. Beide konnten zuletzt von den anziehenden Rohstoffnotierungen profitieren, die auf die hohe Nachfrage Chinas zurückgehen.
boerse.ARD.de: Bedeutet das im Umkehrschluss, dass der US-Dollar fallen muss?
Berse: Der US-Dollar litt zuletzt stark unter den geplanten Maßnahmen der Fed, massiv Staatsanleihen aufzukaufen, um die US-Konjunktur weiter anzukurbeln.Eine solch expansive Geldpolitik geht nicht spurlos an einer Währung vorüber, zumal hierdurch eine Fortführung der momentanen Niedrig-Zins-Politik der FED bis weit in das nächste Jahr unausweichlich ist.
Das derzeitige Null-Zinsniveau führt zu Zinsdifferenzen im Vergleich zu anderen großen Währungen und somit zu weiteren Geldabflüssen und Verkäufen des USD. Des Weiteren leidet der USD momentan unter einem massiven Vertrauensschwund, da den USA derzeit wohl auch der politische Wille fehlt, den Dollar wieder zu stärken, sondern eher versucht mit einem schwachen Green Back die Exportwirtschaft anzukurbeln.
boerse.ARD.de: Für Kanada sind die Wachstumsaussichten zuletzt gesenkt worden. Ist das nicht ein Widerspruch?
Berse: Es ist richtig, dass die Wachstumsaussichten in Kanada für das laufende Jahr von 3,5 auf 3,0 Prozent gesenkt worden sind. Trotzdem gehen wir davon aus, dass die kanadische Wirtschaft bis zum Jahr 2011 wieder ihre volle Kapazität erreicht hat. Im Vergleich zu den USA geht die wirtschaftliche Erholung damit wesentlich schneller voran. Auch die Inflationszahlen liegen genau im Zielkorridor der Bank of Canada. Die Zinsentwicklung in Kanada ist ebenfalls aufgrund der konjunkturellen Lage positiv, man plant keine geldpolitischen Lockerungen.
boerse.ARD.de: Wie sieht es in Australien aus?
Berse: In Australien sehen wir ein ähnliches Bild, die wirtschaftliche Erholung läuft sehr gut, vor allem getrieben durch die hohe Nachfrage nach Rohstoffen, doch auch der private Konsum läuft sehr gut. Die Australier sind als erstes Industrieland wieder in den Zinserhöhungszyklus nach der Finanzkrise eingeschwenkt und haben zuletzt am 2. November den Leitzins erneut auf jetzt 4,75 Prozent angehoben. dabei wurde angemerkt, dass man immer auf jeweils aktuelle Entwicklungen reagieren werde. Der Arbeitsmarkt hat sich in Australien ebenfalls sehr schnell erholt.
boerse.ARD.de: Welche Wechselkurse prognostizieren Sie für den kanadischen und den australischen Dollar zu US-Dollar?
Berse: Der weitere Ausblick für US-Dollar/Kanada-Dollar ist weiterhin positiv, Kurse um 0,99 sollten möglich sein. US-Dollar/Austral-Dollar hat durchaus Potenzial, auf 1,0240 bis 1,03 zu klettern.
----------- Gute Aussichten sind wertlos. Es kommt darauf an, wer sie hat.(Karl Kraus, österr. Schriftsteller) |