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FABIO DE MASI ÜBER JAN MARSALEK „Ich halte es für denkbar, dass über Wirecard Geld gewaschen wurde“ Interview von Melanie Bergermann 20. Juli 2023 Fabio De Masi war Mitglied im Untersuchungsausschuss zur Wirecard-Affäre. Quelle: imago images Fabio De Masi war Mitglied im Untersuchungsausschuss zur Wirecard-Affäre.
Bild: imago images Nach dem Lebenszeichen von Jan Marsalek, wurde auch vor Gericht darüber diskutiert. Nun äußert sich Fabio De Masi, einst Mitglied im Untersuchungsausschuss, zu Wort. Er glaubt, Marsalek wolle Braun unterstützen. Wieso?
WirtschaftsWoche: Herr De Masi, als Mitglied im Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Wirecard-Affäre konnten Sie die wichtigste Person nicht befragen. Wirecards Ex-Vorstand Jan Marsalek war da schon auf der Flucht. Drei Jahre nach der Wirecard-Pleite hat er nun ein Lebenszeichen gesendet. Überrascht Sie das? Fabio De Masi: Also mich überrascht es erst einmal nicht, dass Marsalek noch lebt. Davon bin ich die ganze Zeit ausgegangen. Es ist ja bekannt, dass er auch nach der Flucht noch mit seinem Anwalt kommuniziert und versucht hat, über Geschäftspartner seine Geschäfte zu regeln. Es gab also in den vergangenen drei Jahren schon das ein oder andere Lebenszeichen. Aber ich bin überrascht, dass er jetzt mittels eines Briefs über seinen Anwalt an das Münchner Landgericht versucht, Einfluss auf den Prozess gegen seinen früheren Chef Markus Braun zu nehmen. Er will offensichtlich Markus Braun zur Seite stehen. Ein 1,9 Milliarden-Euro-Betrüger, der sich der Verhaftung entzieht und bisher in jedem früheren Kontakt mit der Staatsanwaltschaft log, ist aber sicher kein glaubwürdiger Entlastungszeuge für Herrn Braun. Dieser hat kürzlich ja noch selbst erklärt, dass er von Marsalek getäuscht wurde.
Sie glauben, dass es Marsaleks Motiv ist, Braun zu unterstützen? Ein anderes Motiv kann ich nicht erkennen. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Braun und zwei weitere Wirecard-Führungskräfte unter anderem, Provisionen aus Geschäften mit Drittpartnern vorgetäuscht zu haben. Die Verteidiger von Markus Braun aber sagen, dass das Geschäft existierte, dass nur die Gewinne veruntreut wurden, aber natürlich nicht von Braun, sondern von seinem ehemaligen Vorstandskollegen Jan Marsalek und Wirecards ehemaligen Dubai-Chef Oliver Bellenhaus. Und genau diese Version hat Marsalek in seinem Brief an das Gericht ja jetzt offenbar gestützt. Er belastet sich also selbst und zieht zudem ohne Not Aufmerksamkeit auf sich. Der einzige, der dadurch einen Vorteil hat, ist Markus Braun.
Aber Marsalek hätte sich auch schon vor einem Jahr zum Sachverhalt äußern können oder erst in sechs Monaten. Warum jetzt? Das Verfahren befindet sich gerade in einer kritischen Phase. Die Verteidiger von Herrn Braun haben Indizien gesammelt, die ihre These, dass das Drittpartner-Geschäft doch existierte, untermauern sollen. Sie haben hierzu ja gerade erst umfangreiche Beweisanträge gestellt. Die Verteidiger von Herrn Braun starten sozusagen gerade eine große Entlastungsoffensive. Insofern ist Marsaleks Timing aus Sicht von Braun und seiner Verteidiger perfekt.
Zur Person Fabio De Masi Fabio De Masi saß bis 2021 für die Linken im Bundestag und war Mitglied im Untersuchungsausschuss zur Wirecard-Affäre. Der 43-jährige Volkswirt arbeitete zunächst als Unternehmensberater und Mitarbeiter von Abgeordneten, bevor er 2014 ins EU-Parlament einzog, das er 2017 in Richtung Bundestag verließ.
Sie hatten als Mitglied des Untersuchungsausschusses Einblick in viele interne Unterlagen, auch Mails und Chatverläufe. Halten Sie die Behauptung für glaubwürdig, dass es Wirecards Drittpartnergeschäft gegeben hat? Ob und in welchem Umfang es das Geschäft gab, kann ich nicht beurteilen. Aber ich halte es sehr wohl für denkbar, dass über Wirecard Geld gewaschen wurde. Das ist dann natürlich nicht über die offiziellen Bücher, sondern parallel zum offiziellen Wirecard-Geschäft gelaufen. Dafür gibt es Indizien. Jan Marsalek hatte ja auch sicher nicht ohne Grund Kontakte zu verschiedenen Geheimdiensten. Meines Erachtens hat sich die Staatsanwaltschaft München vorschnell zu der Aussage hinreißen lassen, dass es keinerlei Drittpartnergeschäft gab und bietet damit jetzt eine offene Flanke. |