Guten Morgen !
Noch einen kurzen Nachtrag zur Hauptversammlung der Gesco AG in dieser Woche.
Leider haben sich meine Erwartungen, dass dort die "Portfoliostrategie" genauer erläutert wird, nicht erfüllt. Es gibt im Prinzip kein "numerisches" Ziel für den Zukauf von Beteiligungsgesellschaften und über Exit bei einem Unternehmen wird genauso gedacht wie bisher- also gibt es sowas weiterhin nur in absoluten Ausnahmefällen.
Das einzig etwas Konkrete war, dass man nun wohl im Gegensatz zu früher, Unternehmen "pro-aktiv" ansprechen will- also selber Zielunternehmen ermittelt und sich bei denen meldet. Bisher hat man wohl darauf gewartet, dass der AG ein Unternehmen angeboten wurde.
Damit hofft man bei Gesco, Unternehmen für einen Übergang in die Holding bewegen zu können, bevor diese von interessierten Investoren überschwemmt werden, die den Preis in, aus Gescosicht, uninteressante und unwirtschaftliche Höhen treiben, denn diese wird man auch weiterhn nicht bezahlen- so die Aussage des Vorstands.
Warum Indus derzeit den Markt für Unternehmenkäufe erfolgreich bearbeitet obwohl die sich ja im gleichen preislichen Umfeld bewegen, konnte seitens Gesco nicht beantwortet werden.
Etwas stringenter (das war im Prinzip der zweite etwas interessantere Teil des Vortrags) sollen zukünftig auch die Gesellschaften des Konzerns an die Hand genommen werden. Zwar wurde xfach betont, dass diese weiterhin ihre jeweiligen Entscheidungen in eigener Zuständigkeit treffen- aber Gesco hat wohl (offenbar erstmalig?) einen "Benchmarkcheck" eingeführt, bei dem die Unternehmen, was Umsatzentwicklung und Ertragskennziffern an Vergleichsunternehmen gemessen werden, damit man frühzeitig erkennt, wo gegengesteuert werden muss. Zudem will man Investitionswünsche der Tochterunternehmen bei der Gesco zukünftig intensiver prüfen und ggfs. u.a. davon abhängig machen, inwiefern die gewünschte Investition das Unternehmen effizienter macht.
Ich hatte zwischendurch mal den Eindruck, ich bin in einem betriebswirtschaftlichen Seminar zum Thema "Consulting". Ich habe mich gefragt, ob das wirklich so neu ist, was bei Gesco nun groß herausgestellt wird (ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass Investitionen bei Gesco bisher ungeprüft genehmigt worden sind oder die Effizienz der Tochtergesellschaften noch nie überprüft worden ist). Mir kam (und kommt, leider) es so vor als ob man erkannt hat, dass man was ändern muss aber bis auf einen gut klingenden Namen aus dem "kleinen Handbuch für Unternehmensberater" ("Portfoliostrategie 2022" hört sich ja schon nach was an), hat man noch nicht wirklich viel auf der Agenda (das wurde ja im Vorfeld der HV auch von den Analysten kritisiert).
Natürlich würde es mich nicht wundern, wenn Herr Bernhard, der mir persönlich sehr ehrgeizig vorkam, nun alles dran setzt, auch bald mal ein neues Unternehmen präsentieren zu können, um seine "Portfoliostrategie" auch nach außen darstellen zu können- aber ich habe außer viel Schlagworten nix wirklich "strategisches" erfahren können (wie gesagt: Es wurde nicht gesagt, wie viele Unternehmen man denn zukaufen will- oder wieviel Umsatz, was aber für mich zu einer Strategie dazugehört, es wurde nicht gesagt, wo man denn in 2022 stehen will, es wurde auch nicht gesagt, wie viel man in den nächsten Jahren investieren will und woher man das Geld besorgen will).
Das lag sicher auch daran, dass die Vetreter der DSW und der SDK (insbesondere) relativ wenig interessante Fragen gestellt haben, mit denen im wesentlichen Randbereiche abgedeckt worden sind. Üblicherweise werden deren Fragen etwas ausführlicher beantwortet- nur dass die Antworten diesmal eben recht uninteressant waren. Andere Aktionäre haben da schon bessere Fragen gestellt aber wie schon geschrieben, so richtig "Butter bei die Fische" gab es bei den Antworten nicht.
Das laufende Jahr wird wohl bei Gesco ähnlich bescheiden ausfallen wie das vorletzte, was dann auch, die Dividendenpolitik wurde ausdrücklich bestätigt, zu einer (deutlichen) Kürzung der Dividende führen wird (was man aber wegen der Drittelung der Aktien wohl nicht auf Anhieb sehen wird).
Mehrmals wurde davon gesprochen, dass die Situation auf den Zielmärkten "im Sommer" nicht besser geworden ist- mir scheint das ein Hinweis darauf zu sein, dass auch im Juli und Anfang August keine Belebung der Geschäftstätigkeit zu verzeichnen gewesen ist.
Der Problemfall MAE sollte sich aber wieder auf Kurs befnden (auch wenn man im laufenden Jahr noch nicht an alte Margenhöhen herankommt) und bei Protomaster könnte es erstmal seit ein paar Jahren keinen oder nur noch einen geringen Verlust geben- hier bleibt aber das größte Risiko, dass man umsatzseitig wohl sehr abhängig von einem Großkunden ist und deshalb sucht der neue Geschäftsführer wohl sehr intensiv nach weiteren Kunden, um diese Abhängigkeit zukünftig zu verkleinern.
Mein Fazit: Solange die "Portfoliostrategie 2022" nicht wirklich erkennbar mit Zielzahlen unterlegt wird, sehe ich nicht wirklich, was Gesco konkret machen will, um die Negativentwicklung der letzten Jahre zu stoppen. Das abgelaufene Jahr (das von den Vertretern der DSW und der SDK als ausgesprochen gut gelobt wurde) war eben nur im Vergleich zum vorherigen Jahr tatsächlich "gut", im Vergleich zu den Jahren davor, als man regelmäßig 5 bis 7 Euro EpS erreicht hat( 2011: 7,30 Euro, 2012: 6,30 Euro, 2013: 5,45 Euro ), war auch das vorige Jahr noch recht bescheiden- und das laufende wird (mMn) wohl wieder weit schlechter werden.
Gehen wir mal von gut 4 Euro EpS für das laufende Jahr aus (und das ist noch großzügig gerechnet), dann bewegen wir uns bei einem KGV von 16 bis 17. Das ist, auch im zeotlichen und sektoralen Vergleich, nicht wirklich wenig, zumal man die geringe bzw. negative Dynamik ja auch mit berückichtigen muss, wenn man ein Unternehmen bewertet.
Trotzdem: So wie ich Herrn Berhanrd einschätze wird er alles daran setzen, sein erstes Jahr als Vorstandsvorsitzender nicht zu einem Desaster werden zu lassen und ein oder vielleicht sogar zwei Unternehmen zukaufen zu können- was da dann an Zusatzertrag herauskommt, wird man sehen. Ich glaube aber nicht, dass er sich im nächsten Jahr vor die Aktionäre stellen möchte, um denen zu verkünden, dass es nix Neues gibt außer "Unternehmensberatersprech".
Insofern wäre die Gesco für mich derzeit eine Halteposition- weiterhin in der Hoffnung, dass man die vorhandenen Unternehmen effizienter machen und das ein oder andere Unternehmen mehr als bisher zukünftig hinzuerwerben kann. Billig ist die Gesco nicht mehr aber wenn sie es schafft, wieder Richtung alter EpS zu gehen, wäre sie sicher sehr interessant (zumal man ja auch nicht vergessen darf, dass der Aktienkurs nur in etwa dem 1,15 fachen des Buchwerts entspricht und der ist bei Gesco, wegend er von mir schon mehrfach erwähnten geringen Einstellung in den Firmenwert, eher konservativ ermittelt.
Wie immer sind das nur meine Gedanken und diese stellen keine Handlungsempfehlungen für andere dar.
Ein schönes WE allerseits
Huta |