22.01.2016. Domba. Provinz Qinghai. Süd-China. Lachend, sorglos und ausgelassen toben die Dorfkinder auf ihrem so heissgeliebten schneebedeckten Hügel herum, wälzen sich im Schnee und gleiten mit ihren selbstgebastelten Rodeln auf dem von der hoch am Horizont stehenden Sonne beschienenen Anhang hinab. Am Fuße des Hügels steht der Dorfälteste mit einem Zettel in der schon etwas zittrigen Hand. Dieser war ihm heute morgen vom Wind vor seine Hütte getragen worden. Er streicht sich mit der anderen Hand durch seinen langen Bart, dessen schneeweisse Farbe einen herrlichen Kontrast zur dunkelbraunen Pfeife in seinem rechten Mundwinkel bietet, die, wenn er daran pafft, leichte Wippbewegungen in der kristallklaren Luft vollführt und blickt ganz versonnen in die Ferne. Mit scheelem und ein wenig besorgtem Blick verfolgen die Eltern das fröhliche Treiben aus dem Inneren ihrer Behausungen. Nicht gern sehen sie ihre Kinder auf diesem Hügel sich vergnügen. Über 40 Monde musste es nun schon her sein, als dieser ›Hügel‹ über Nacht etwas ausserhalb ihres Dorfes auftauchte. Mit tosendem Gedonner hatte sich dieses Etwas dem Volk der Salar vorgestellt; erst nach 7-tägigem intensiven Schneesturm konnten sie ihre Hütten das erste Mal verlassen, um nachzusehen, was da vor sich gegangen sein mochte. Sie fanden ausser einem mit einer dicken Schneeschicht bedeckten Hügel nichts Aussergewöhnliches vor. Aber war das allein nicht schon seltsam genug? Ein Hügel, der über Nacht aus dem Nichts auftauchte? Im Dorf munkelte man von einem Riesenvogel, der sich in die göttlichen Sphären des heiligen Berges hinaufgewagt haben und dort von den Göttern dafür bestraft worden sein soll. Nicht geheuer war ihnen dieser grosse Unbekannte. Da aber Menschen nunmal dazu neigen, jedem und allem einen Namen zu verleihen, selbst wenn das Objekt ihnen nicht geheuer erscheint, nannten die Dorfbewohner den Hügel ›bar-rik-king‹ (ein c kennt ihre Sprache nicht), das so viel bedeutet wie ›der-von-allen-geliebte-könig-der-aus-der-höhe-kam-seither-von-vielen-gehasst-und-verachtet-und-der-dermaleinst-noch-höher-aufsteigen-wird‹. Für den Dorfältesten klang der Name zu abstrakt, er nannte ihn schlicht ›Phönix‹. Auch heute noch – 4 Jahre nach diesem sonderbaren Ereignis – kann sich das Volk der Salar keinen Reim darauf machen, für sie ist es etwas Mystisches; nur der Dorfälteste lächelt verschmitzt, als er sich den Text auf seinem Zettel noch einmal durchliest (es schien sich um ein Blatt aus einem Tagebuch zu handeln): 31.12.2014: »Unsere Vorgängerexpedition, die im November 2008 aufgebrochen war, um den Gipfel des Mount Everest zu erreichen, fand damals ausgezeichnete Rahmenbedingungen vor (Gold verdreifachte sich nahezu innerhalb von 3 Jahren). Allerdings wurde die Mannschaft mit der Zeit leichtsinnig, leistete sich das Mehrfache der berechneten Tages-Nahrungsrationen, schleppte unnötige Ausrüstungsgegenstände mit und stieg unbesorgt immer höher (von USD 18 auf 54). Doch zu spät hatte man die sich ändernden Umweltbedingungen erkannt und es kam, was kommen musste ... Das Team stürzte in die Tiefe und wurde unter einer dicken Schneeschicht begraben … 7 Jahre bereitete sich unser Expeditionsteam auf eine neuerliche Besteigung des Berges der Götter vor. Wir holten erfahrene Leute in unser Team, warfen unnötigen und nicht einträglichen Ballast ab und passten die Strukturen den vorherrschenden Umgebungsbedingungen an. 23.09.2015: Heute ist es endlich soweit. Wir beginnen unseren neuen Versuch zur Erklimmung des Gipfels. 04.01.2016: Wir haben das Tibetische Hochland (> USD 8,33 bis USD 10) erreicht und wissen nun die ›Chinesische Mauer‹ als Bollwerk gegenüber unliebsamen Störungen (Goldman-Sachs-Brüder u. dgl.) hinter uns. 22.01.2016: + 40 % seit Expeditionsbeginn. Wir sind voll im Plan. In den letzten 2 Wochen haben wir bereits Sherpas mit dem Gepäck vorausgeschickt (bis USD 8,83). Nächste Etappen: Bei USD 13,7 werden wir das Basislager errichten und von dort geht es dann weiter in Richtung ›Todeszone‹ (USD 55). Befinden sich unsere Expeditionsmitglieder in guter Verfassung und reichen unsere Vorräte, geht es sodann an den Gipfelsturm. Das letzte Stück bis zum Gipfel werden wir zügig und rasch zurücklegen müssen und auch am Gipfel selbst dürfen wir uns nicht zu lange aufhalten, da dort oben der Sauerstoff sehr knapp sein wird. Wir wissen, dass unsere Expedition bis dahin immer wieder Rückschläge haben wird, aber ab dem Basislager gehen wir gestärkt in das Abenteuer, vielleicht können wir ab da ja schon unser Pascua-Lama-Tool voll zur Anwendung bringen. Wir werden unser Ziel dann mit geballter Kraft erreichen. Gold wird unser ständiger Begleiter sein. Ein Blick auf die aktuelle Karte: Seit vergangenen Sommer hat sich eine nun 6-monatige Bodenformation unter erhöhtem Volumen ausgebildet (oranger Pfeil). Chinas Börsen blieben diese Woche einigermassen stabil. Lediglich der Hang-Seng-Index verlor erneut 5 %, der DAX überwand eine Widerstandslinie, durch die er Anfang der Woche nach unten durchgerasselt war; dieser Aufwärtsmoment ist allerdings bislang lediglich die Korrekturphase der Abwärtsbewegung. Der IWF stellt fest, dass der Weltwirtschaft eine Abwärtsspirale droht und hat seine Konjunkturprognose für heuer und kommendes Jahr gesenkt. Barrick zeigt relative Stärke: im Gegensatz zu Gold, das ein Wochenplus von lediglich 1 % schaffte, erzielte Barrick satte 12 % und befindet sich nun knapp unter der EMA200, welche erstmal eine Barriere nach oben darstellt. Freitag wurde zudem ein Aussenstab gegründet mit den Tief- und Hochwerten von USD 8,09 bzw. 8,64. Innerhalb dieser Range könnte Barrick sich nächste Woche schlusskurstechnisch bewegen, intraday auch darüber hinaus, also sind erneut Schwankungen bis zu 10 % zu erwarten. Der Boden ist fest und wird in der kommenden Woche 3-fach unterstützt; diese Unterstützungen liegen aber teilweise recht weit entfernt vom jetzigen Kurs (EMA 50 [grün; -10 %], Trendlinie aufwärts [blau; -15 %], chinesische Mauer [gelb; -20 %]);. Die letzten 3 Kerzen stellen eine ›three white soldiers‹-Formation dar und sind als Abbild eines positiven Momentums eine Fortsetzungsformation. Weil sich Gold in dieser Woche zwar robust und wenig dynamisch nach oben gezeigt hat, ist diese Formation jedoch mit Vorsicht zu geniessen. Da sich knapp oberhalb des jetzigen Kurses sowohl das lokale Hoch als auch die EMA 200 befinden, kann es bei Erreichen dieses Levels zu einem gewaltigen, wenn auch eventuell kurzem Sprung nach oben kommen. Gold als Underlying zeigt sich – wie bereits geschrieben - derzeit sehr stabil (Aussenstab USD 1.091 bis 1.109), ist aus dem Dreieck nach oben ausgebrochen. Einmal mehr wird es wohl von China abhängen, wie die Route nächste Woche aussehen wird.« Dem Dorfältesten allein war aufgefallen, dass sich der Hügel seit kurzem ein klein wenig verändert hat. Sein Lächeln verdrängt in diesem Augenblick etliche der vielen Furchen in seinem faltenreichen Gesicht und spiegelt seine Jugend darin wieder. Das Schreien und Kreischen der Kinder hat er ausgeblendet. Weder die klirrende Kälte noch den sanften Wind, der durch sein zwar ergrautes, aber immer noch üppiges Haar streicht, nimmt er wahr. Zeit und Raum haben sich für ihn völlig aufgelöst. Mit seinen dunklen Augen richtet er den klaren Blick zuerst auf ›bar-rik-king‹ und von dort auf die majestätische Erhebung am Horizont, den heiligen Berg. ›Mount Everest‹ stand auf dem Zettel. Sein Volk nennt ihn ›Chu-mu-langma‹. Lange hatte er sich den Kopf über das damalige Ereignis zerbrochen, alle möglichen Theorien aufgestellt, durchdacht, zerpflückt und wieder verworfen, wurde darob von seinem Volk (Analysten, Goldman-Sachs-Brüder u. dgl.) verlacht, beschimpft, ja von manchen sogar als nicht mehr ganz bei Sinnen gehalten. Nun endlich ist Ruhe in seinen Geist eingekehrt, denn seit heute morgen weiss er allein: ›Phönix‹ erhebt sich.
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