1. Wenn eine Aktie viel Beachtung findet, dann weil sie eine hohe Volatilität hat. Nicht mehr und nicht weniger. Wirecard war auch schon in den Jahren zuvor eine der meistdiskutierten Aktien und dürfte wohl kaum in die Kategorie 'Underperformer' fallen. Wenn man die derzeit meist diskutierten Aktien ansieht, dann sind dort deutlich mehr over- als underperformer zu finden, also ist dieses Argument völliger Unsinn.
2. Na dann stell mal eine Statistik auf. Vielleicht eine Investmentstrategie? Einfach die Empfehlungen von langjährigen Ariva Mitgliedern bündeln und daraus ein Aktienpaket schnüren? Was soll da schon schiefgehen. Wer in Aktien investiert muss ja auch automatisch Mitglied im Ariva Forum werden, ist glaube ich eine gesetzliche Bestimmung. Aber bitte verpfeif' mich nicht.
3. Und wenn ich einen IQ von 110 habe und das Geschäftsmodell verstehe? Aktien sind also nur etwas für mäßig intelligente oder gar dumme Menschen, oder wie darf ich das verstehen? Autsch.
4. Jeder, der ein komplexeres Geschäftsmodell als ein Möbelhändler hat, muss ja einfach ein Betrüger sein. Da muss man wirklich nicht lange drüber nachdenken, mit einem IQ von maximal 100.
5. siehe 4
6. Ein paar Tage reichen nicht? Sollte KPMG nichts finden, dann wird es zwangsläufig ein Massaker bei den short sellern geben. Das gebietet die Logik. Die short seller werden auf längere Sicht nur gewinnen, wenn an den Vorwürfen tatsächlich etwas (Nennenswertes) dran ist. Es würde mich nicht wundern, wenn viele schon vor der Veröffentlichung der Sonderprüfung kalte Füße bekommen. Sollte nämlich nichts an den Vorwürfen dran sein, dann wird es nach der Veröffentlichung zu spät sein, um Schadensbegrenzung zu betreiben.
7. Tut mir Leid, wenn es mir schwer fällt, jemanden ernst zu nehmen, der so einen hanebüchenen Unsinn von sich gibt. Short seller sind also besser informiert, weil sie mehr zu verlieren haben? Und ein 100% Verlust ist für Leute, die long gehen, natürlich überhaupt kein Problem und die spülen deshalb ihr Geld fröhlich im Klo runter, ohne sich über die Unternehmen zu informieren, denen sie ihr Geld anvertrauen? Da erübrigt sich wirklich jeder weitere Kommentar. Speziell wenn dann gleich im nächsten Punkt auch noch auf die Notwendigkeit von Stops hingewiesen wird. Autsch, autsch, autsch.
8. Stops sind etwas für kurzfristig orientierte Zocker und Profis, die sich den ganzen Tag mit dutzenden verschiedenen Aktien beschäftigen. Oder für schwache Menschen, die unter Realitätsverlust leiden und sich deshalb Aktien schönreden, die sich nicht mehr erholen werden. Wenn man jedoch rational handelt und langfristig in relativ wenige Aktien oder in ETFs investiert, dann sind Stops einfach nur Unsinn. Regelmäßig den richtigen Zeitpunkt zum Kauf oder Verkauf abzupassen um von Kursschwankungen zu profitieren ist nachweislich nicht möglich, also sollte man es auch nicht versuchen. Wenn ich von einer Aktie langfristig überzeugt bin, weil die Fundamentaldaten und das Wachstumspotential stimmen, dann brauche ich keinen Stop. Wirecard ist einzig und allein wegen der Vorwürfe ein spezieller Fall und ein eher riskantes Investment, aber dazu siehe Punkt 9.
9. Warum 90 Euro? Jeder logisch denkende Mensch macht seine Kauf- oder Verkaufentscheidungen von Fundamentaldaten und/oder besonderen Ereignissen abhängig, nicht von völlig wahllos ausgewählten Kursständen. Solange die Prüfungsergebnisse von KPMG nicht vorliegen, gibt es keine Grund Aktien zu verkaufen. Es sei denn, man glaubt den Anschuldigungen. In dem Fall sollte man schon längst raus sein und und, je nach Überzeugungsgrad, short gehen. Was auch völlig in Ordnung ist. Aber warum bis 90 Euro warten? Und warum bei 90 Euro verkaufen, wenn man von 150+ Euro in vier bis fünf Monaten ausgeht? Auch dieser Punkt ist vollkommen abwegig.
10. Du bist mit anderen Worten besser als die Profis? Mit deinen Strategien rund um 'short seller haben meistens recht, weil sie mehr zu verlieren haben', 'je länger man im Ariva Forum Mitglied ist, desto höher ist die Trefferquote bei Aktien' und 'ich höre immer auf meinen Bauch, auch wenn mein Kopf mir was anderes sagt' kannst du ja eigentlich auch nicht falsch liegen. Vielleicht solltest du mal ein Buch schreiben, wie wär's mit 'Invest with your belly - how I got rich by always going short' als Titel? Wird bestimmt ein Bestseller.
Im Internet den erfahrenen Guru raushängen lassen, der die Jungspunde mit seiner Weisheit beglückt, ist, nebenbei bemerkt, ziemlich peinlich.
Die Sache hier ist doch ganz einfach. Punkt 9 sagt alles, was es dazu zu sagen gibt. Wir werden in ein paar Monaten sehen, wer richtig gelegen hat. Ich bin nicht 100% überzeugt von der Sache, bin aber auch schon länger dabei und werde die Aktien jetzt nicht schmeißen, da Wirecard schon öfter von short sellern angegriffen wurde, die nachweislich Falschinformationen zu diesem Zweck verbreitet haben. Auch jetzt ist die Faktenlage mehr als dürftig.
Die Logik und Küchenpsychologie sagen mir außerdem, dass sich Braun und Co mit Händen und Füßen gegen eine Sonderprüfung gewehrt hätten, wenn sie Dreck am Stecken hätten. Zumal der Aufsichtsrat ja scheinbar sogar dagegen war, es wäre also ein leichtes gewesen, die Prüfung zumindest vorläufig abzuwenden. Und Braun würde sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, nachdem die Zahlen ja intern bereits noch einmal (grob) geprüft wurden. Spätestens da wäre es aufgefallen, zumindest wenn nur einzelne Vorstandsmitglieder am Betrug beteiligt sind. Also müsste schon der ganze Vorstand inklusive Braun unter einer Decke stecken und dreist Lügen, obwohl sie wissen, dass sie mit Höchstgeschwindigkeit auf den Abgrund zurasen. Es gibt nichts, was es nicht gibt, aber das macht für mich keinen Sinn.
Mal sehen, wie die Sache Ende des ersten Quartals ausgeht. |