in einem gestrigen FTD-Artikel fällt folgender Passus auf: 11.09.2007 - 19:28 Uhr FTD: Die Ruhe vor dem Sturm Das Welt-Rückversicherungstreffen in Monte Carlo verlief scheinbar ruhiger als frühere Tagungen. Kein Unternehmen, das den Unwillen der Ratingagenturen auf sich gezogen hatte, kaum Personalnachrichten, sogar die Partys waren langweiliger. Doch es braut sich etwas zusammen. "Das ist die Ruhe vor dem Sturm", sagte ein erfahrener Rückversicherer, der seit Jahren nach Monte Carlo kommt. (...) Dass S&P so deutlich warnt, hat seine Gründe. Das Geschäftsmodell der Rückversicherer ist unter Druck: (...) Die Verbriefung von Versicherungsrisiken in den Kapitalmarkt wächst rasch - auf Kosten der Rückversicherung. Das gilt vor allem für Katastrophendeckungen, aber nicht nur für sie. Von Goldman Sachs bis JP Morgan waren alle bedeutenden Investmentbanken in Monte Carlo mit großen Aufgeboten vertreten. (...) (c) FTD http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/...turm/251650.html Ich gehe davon aus, daß Rückversicherer eine der wenigen Institutionen sind, die Risiken von Großschadensereignissen halbwegs realistisch einschätzen können. Ist schließlich ihr Kerngeschäft, basierend auf jahrzehntelanger Erfahrung. Und sie tun dies mit gebührender Vorsicht, da sie das Risiko dann auch selbst tragen müssen (als Institution, analog einer kreditgebenden Bank im klassischen Sinn). Wenn nun die o.g. üblichen Verdächtigen aus der hochkreativen Derivateszene in das Spiel eintreten, entsteht eine ähnliche Situation wie bei Hypothekenkrediten und assoziierten CDSs (bzw. es ist wohl schon entstanden!): Brokerhäuser übernehmen Versicherungsrisiken (Großschäden, (Un-)Wetter, Dürre, etc.), die zuvor von Rückversicherungsunternehmen gedeckt wurden, verbriefen, tranchieren und bündeln diese Risiken und verkaufen sie auf dem renditelechzenden Kapitalmarkt. Ich vermute mal, daß die verbriefenden Institutionen nicht sonderlich scharf auf das umfassende Verständnis der Risiken sind (sie reichen die Risiken ja geratet weiter), und die Käufer kennen sie erst recht nicht. Dann haben wir demnächst also geschickt verpackte Terror-, Erdbeben-, Flut- und Hurrican-Risiken in den Portfolien der Landesbanken und ähnlicher Hochleistungsbanker, die von Großschadensrisiken soviel verstehen wie ich vom Ackerbau. Und wenn sich systematische Risiken 'plötzlich und unerwartet' drastisch erhöhen (Stichwort Terror, Erderwärmung) und die entsprechenden Swaps darauf an Wert einbüßen, hat wieder mal keiner was geahnt. Warten wir's ab ... VG, Isc. |