Ein, zwei Leute hier hatten ja angekündigt, da online teilzunehmen. An diese ein paar Fragen, die Presseerklärungen etc. bislang für mich offengelassen haben, die vielleicht aber dennoch beantwortet wurden: 1. Kurzfristige Ergebnisprognose Q3/ Q4: Klar ist, dass von den Pfizer-Zahlungen für die Corona-Impfstoffentwicklung in Q2 nur der Vorschuss geflossen ist, und der scheint den Großteil des Ertrags in Q2 ausgemacht zu haben. Im Juli müssten aber zwei Milestones (Abschluss Phase 1/2, Genehmigung Phase 3) erreicht worden sein, für die Pfizer vermutlich auch schon einiges an BT überwiesen hat. Aus dem Bauch raus würde ich so auf 30-50% des Pfizer-Gesamthonorars tippen, also zwischen knapp 150 und 250 Mio. . Damit sollte BT zumindest in Q3, vielleicht sogar schon für Q1-Q3, schwarze Zahlen schreiben. Gab es diesbezüglich irgendwelche Zahlen / Prognosen? Ich meine - die Schlagzeile vom "höheren Verlust" kommt offensichtlich von Idioten, die sich nicht mit quartalsmäßiger Ergebnisabgrenzung auskennen. BT hat 50 Mio. pro Quartal zusätzlich für Forschung & Entwicklung in die Hand genommen, als sie quasi schon wussten, dass sie diese F&E (Corona-Impfstoff) für bis zu 550 Mio. USD an Pfizer weiterverticken können - die mittelfristigen Gewinne aus eigener Impfstoff-Produktion/ Vermarktung gar nicht eingerechnet.
2. Kapazitäten: Dazu irgendetwas Neues? Wie laufen die Werkserweiterungen? In Q2 ging das Anlagevermögen lediglich um 20 Mio. hoch, d.h. der Großteil der Investition (100 Mio. von EIB) läuft noch. Wann hofft BT, damit durch zu sein? Irgendwelche Verzögerungen? Gab es Zahlen zur angestrebten Gesamtkapazität ? Im Raum stehen 300 Mio. Dosen/ Jahr, aber es mögen letztlich auch bis zu 400 Mio. Dosen sein... 3.Profit-sharing bei Corona: a.) Wie belastbar ist diese Aussage? Irgendwo offiziell (Presseerklärung etc.) festgehalten, oder ist das jemandem auf der PK so rausgerutscht? Wurden weitere Details, z.B. zu Produktionskosten/ Dosis, die jedem der beiden Partner vor Ermittlung der Marge gutgeschrieben werden, bekannt? [Edit: Die Aussage ist jetzt offiziell, siehe https://investors.biontech.de/static-files/...-4f48-955a-69718604d604, S. 22. Super-Nachricht, bislang offensichtlich so gut wie gar nicht zur Kenntnis genommen!] b.) Im Prinzip ist das Corona-Agreement ja nach dem selben Muster wie die vorangegangene Grippe-Vereinbarung gestrickt. Dies sollte dann auch profit-sharing für Grippe-Impfstoffe so ab Herbst 2022 implizieren. Gab es diesbezüglich irgendeine Äußerung? [Aufgefallen ist mir, dass die offizielle Erklärung reihenweise Krebsstudien aufzählt, aber kein Wort über Grippe- und andere Impfstoffe, einschließlich der Kooperationen mit der Gates Foundation, enthält.]
4. Verkaufspreise: Bei den Mengen liegen offensichtlich noch nicht alle Karten auf dem Tisch. Die gemeldeten 750 Mio. Dosen waren altbekannt (USA/UK/J), Kanada bleibt "undisclosed". Wie bisher noch understatement bis mindestens 14.8. Gab es denn irgendwas zu den Verkaufspreisen zu hören? 5. Sonstige Forschungskooperation: Bei den Melanomen soll es jetzt ja in Phase 2 gemeinsam mit Regeneron, gehen. Üblicherweise lässt sich BT solch eine Kooperation ganz gut bezahlen... Gab es hierzu irgendwelche Infos? 6. Enzymgeschäft: Wächst offenbar weiter stark, von bislang noch niedrigem Niveau. Presserklärung vermeldet lediglich Wachstum (wohl fast 60%, wenn ich mir die GuV ansehe), geht aber nicht weiter ins Detail. Gab es dazu mehr mündlich? Mein genereller Eindruck ist, dass hier ganz, ganz tief gestapelt wurde. Alle schön mit seitenlang Krebsforschung zuballern, damit bloß keiner erkennt, welche Goldgrube da "An der Goldgrube" sitzt, bevor alle strategischen Deals eingetütet sind. Scheint nicht ganz zu klappen, siehe https://www.finanzen.net/schaetzungen/biontech
Das ist noch nicht up-to-date. Z.B. haben die Analysten im Schnit für Q2 & Q3 einen Verlust/ Aktie von knapp 0,30 prognostiziert. Aktuell waren es 0,34 in Q2, aber Q3 wird durch die Pfizer-Zahlungen mit Sicherheit ein ordentliches Plus (s.o.). Auch scheint bislang ein Corona-Impfstoff zwar schon eingepreist, jedoch nur für 2021 - Corona-Impfstoff liefert aber sicher noch bis weit in 2022 hinein gute Margen. Die Konsensschätzung von 3 Mrd. USD Umsatz 2021 darf man, bei 50/50 Margenteilung mit Pfizer, ruhig auch noch etwas anheben, aber das wird sicher der eine oder andere Analyst über die nächsten Wochen tun... Anyway: Derzeitiger Analystenkonsens 7,03 USD Gewinn/ Aktie 2021, mal KGV 15 (nicht nachhaltig) ~ 105 USD fairer Wert zu Nikolaus. Mittelfristige (Nach-Corona) Prognose so um die 2,5 USD Gewinn/ Aktie, mit ca. 20% Gewinnwachstum p.a. Ist in etwa das Gewinnwachstum, das auch Apple zugetraut wird (na ja, vielleicht ein bißchen höher). Apples dezeitiges KGV ist 35. 2,5 USD Gewinn / Aktie mal KGV 35 ~ 88 USD fairer Wert für den langfristig (post-Corona) orientierten Investor. Dabei belasse ich es jetzt erstmal, solange es nichts substantiell Neues gibt. Meine Kursideen habe ich vorletztes Wochenende gepostet, wer will, mag da noch mal nachlesen. Für mich geht z.Z. alles in Richtung meines optimistischen Szenarios, das auf profit-sharing statt lediglich Lizenzeinnahmen basierte - selbst letzteres ist noch nicht ausgereizt (z.B. Fosun/ China).
Ich meine: Was macht denn eine Bundesregierung, die händeringend ca. 120 Mio. Impfdosen bis rechtzeitig vor der Bundestagswahl braucht, leider aber aufs falsche Pferd (CureVac) gesetzt hat, und mitkriegt, dass andere Länder sich zumindest die Produktion bis Sommer 2021 schon unter den Nagel gerissen haben? Wenn da noch eine schöne, GMP-zertifizierte Produktionsanlage in Tübingen für RNA-Impfstoffe mit ca. 300 Mio. Dosen Jahreskapazität steht, an der der Bund sogar über 10% Anteile hält, auf der vor dem Sommer jedoch lediglich so 60,000 Dosen für Phase-3 Tests und ein bisschen Kleinkram für sonstige Forschung produziert wird? Wenn dort erstmal für fünf Monate in Auftragsfertigung ein anderer, möglicherweise ebenfalls in Deutschland entwickelter Impfstoff, produziert und abgefüllt würde, bekäme die Bundesregierung die 120 Mio. Dosen, die sie braucht, CureVac nach dem IPO ein bisschen Geld in die Kasse für Auftragsfertigung in einer andernfalls fast gar nicht genutzten Fabrik, und alle sind glücklich... |