steht ein Artikel von Prof. Patrick Reinmoeller und Prof. Karl Schmedders zum Thema "Kunstwerke als NFT". Deren Meinung nach würde der NFT-Markt aus einer Vielzahl von Gründen irgendwann zusammenbrechen.
Im Wesentlichen sei ein NFT ein handelbarer Code, der an Metadaten wie etwa ein Bild angehängt sei. Ein sicheres Computernetzwerk erfasse den Verkauf in einem digitalen Bestandsverzeichnis (einer Blockchain),das den Echtheits- und Eigentumsnachweis des Käufers darstelle. NFT`s würden normalerweise in der Kryptowährung Ethereum bezahlt und mittels Ethereum-Blockchain gespeichert. Indem sie den Wunsch nach Kunsteigentum mit moderner Technologie kombinieren, seien NFT`s das perfekte Wertobjekt für Neureiche des Silicon-Valley-Sets und ihrer Jünger im Finanzwesen, der Unterhaltungsbranche und und unter Privatanlegern. Doch könne man sich schnell die Finger verbrennen, der derzeitige Kaufrausch würde zu Vergleichen der Tulpenmanie der Jahre 1634 bis 1637 einladen, bis die Blase platze.
Dem NFT-Markt dürfe ein ähnliches Schicksal blühen. NFT`s böten ein Eigentum an einem digitalen Wertobjekt, aber nicht das Recht, andere an der Nutzung von davon erstellten digitalen Kopien zu hindern. Ein Grund, warum reiche Investoren bereit seien, zweistellige Millionenbeträge für traditionelle materielle Kunstwerke von Leuten wie Rembrandt oder Moner auszugeben, sei, das die Zahl dieser Meisterwerke begrenzt sei. NFT-Kopien andererseits könnten sich zu Massenware entwickeln. Zudem bestünde, wie bei allen digitalen Objekten zwischen einer für 69,3 Millionen verkauften JPEG-Originaldatei und einer kostenlos heruntergeladener Kopie äußerlich kein Unterschied. In der Theorie sei das Angebot rechtmäßig nutzbarer NFT-Kopien unbegrenzt, es könne die Nachfrage danach potenziell weit übersteigen und einen Preiszusammenbruch herbeiführen. Weil Blockchain nicht in der Lage sei, das tatsächlich zugrunde liegende Wertobjekt zu speichern, würde jemand, der ein NFT kauft, einen Link zu einem digitalen Kunstwerk und nicht das Kunstwerk selbst erwerben.
Ein anderes Risiko bestünde darin, das NFT`s mittels noch in den Kinderschuhen steckender Technologien (Blockchains) hergestellt und verkauft würden. Tatsächlich könne sich der Wert von NFT`s in Luft auflösen, falls die nächste Welle fortschrittlicher Technologien, die z.B. Blockchain ersetzen, mit einem sicheren NFT-Eigentum nicht kompatibel seien. Auch die Kursschwankungen der Kryptowährungen, auf die sich der NFT-Markt stütze, seien ein zentrales Problem. Die NFT-Preise würden tendenziell parallel zu den Preisen der Kryptowährungen schwanken. Als diese 2018 abgestürzt seien, kollabierte auch der gerade im Entstehen begriffene Markt für NFT`s. Trotz vieler weiterer Risiken würde der NFT-Markt noch laufen.
Letztlich würden die NFT-Preise einen starken, dauerhaften Rückgang erleben. Momentan blieben sie hoch und sie könnten sogar noch eine Weile steigen, aber der Crash würde kommen. Anleger, die glauben würden, dass sie die Marktentwicklungen zeitlich abschätzen können, könnten das gerne versuchen, doch dürfte sich ihr Optimismus als unbegründet erweisen.
(Quelle: Börse Online, Ausgabe 07/2022 vom 17.02.2022) |