Ich stelle mal den Vorabzug hier ein. Sparen wir uns das Suchen:) Haben die ALLE einen an der Waffel? Verstehe ich es jetzt richtig. Man hat wegen Kommunikationsproblemen zugeschaut ?
Sich aber dennoch Sorgen über Wirecards Technologie gemacht, die dann wohl doch nicht ganz so bedeutungslos war?
Was ist das alles für ein Drama? Da wird ein Unternehmen geschlachtet und die Commerzbank sitzt an der Spitze vom Gläubigerausschuss?
Ich verstehe nun nichts mehr :(
6. Kommunikation mit Dr. Jörg Kukies im Zusammenhang mit dem Insolvenzantrag der Wirecard a) Telefonat mit Dr. Jörg Kukies am 20. Juni 2020 Herr Dr. Chromik hat angegeben, am 20. Juni 2020 mit Herrn Dr. Kukies, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen (BMF), „zum dem Komplex Wirecard“ telefoniert zu haben.4267 Das Telefonat sei dadurch zustande gekommen, dass Herr Dr. Kukies den damaligen Vorstandsvorsitzenden der Commerzbank, Herrn Martin Zielke angerufen und diesem zu Wirecard einige Fragen gestellt habe. Diese Fragen hätten zum einen die „Exposure-Betroffenheit der Commerzbank“ betroffen. Zum anderen sei es um die Frage gegangen, welche Relevanz das Ereignis jetzt hat auch für den deutschen Zahlungsverkehr und ob es eben auch technische Assets gibt, die man schützen könnte, und wie man das machen könnte. Und so hat es mir Herr Zielke berichtet. Und dieses - - Und er hatte dann Herrn Kukies empfohlen, mit mir über diese Sachverhalte zu sprechen, weil ich natürlich in diesem Moment auch - mit sozusagen dieser Anbahnung einer Insolvenz - mich mit dem Thema auch intensiv beschäftigt hatte.4268 Er könne sich an keine Reaktion von Dr. Kukies auf das angesprochene Exposure von 200 Millionen Euro erinnern, welche über die reine Kenntnisnahme hinausgegangen sei. Im Kern sei es in diesem Gespräch um die Frage gegangen, ob es Teile von Wirecard gebe, welche „für den Standort“ so wertvoll sind, dass Maßnahmen zu ihrer Erhaltung ergriffen werden sollten.4269 Zur Vorbereitung auf das Telefonat mit Herrn Dr. Kukies habe er mit dem zuständigen Bereichsvorstand Kredit, Herrn R., und dem Chef der Intensive-Care-Einheit, damals Herr W., ein Telefonat geführt und sie seien die „möglichen Szenarien“ durchgegangen: Und insbesondere wurde da eben erarbeitet, dass man also - - Wenn man glaubt, man möchte Asset schützen - also zum Beispiel Technik oder Know-how oder wie auch immer -, müsse man sehen, dass man es schafft, in irgendeiner Form die ganzen Klagerisiken usw. davon abzuschirmen, und deshalb bräuchte man eine Art geordnetes Insolvenzverfahren. Und in dem Telefonat mit Herrn Kukies habe ich ihm dann erstens kurz natürlich unsere Betroffenheit genannt und gesagt, dass wir ungefähr 200 Millionen Exposure sehen, dass wir ferner unseren Exit ja schon mit dem Kunden angefangen hatten, aber eben tatsächlich in der Kreditfazilität da eben noch drinstecken, und habe dann gesagt: „Das sind die Szenarien, die es gäbe“, und gesagt - - das empfohlen und auch die Vorteile einer geordneten idealerweise Insolvenz mit viel Zeit vorgeschlagen und habe angeboten, dass wir dazu gerne kurz das auch noch mal schriftlich als Idee oder - - aufschreiben könnten, was denn dafür nötig ist: Was sind die wichtigen Fragen und die wichtigen Aspekte, die man da bei so etwas beleuchten sollte? Das hat er dann auch angenommen, also das Angebot. Und ferner hatte er noch mal gefragt, wie denn die Situation um die Erteilung des Waivers sei. Es gab von Wirecard am 10. Mai eine Anfrage für einen Waiver, mehr oder weniger ohne eine Bilanz weitermachen zu können. Das wurde von uns in der Commerzbank scharf abgelehnt, weshalb es dann auch eben zu dieser Akzeleration der Ereignisse kam, zu dieser Beschleunigung. Und es war jetzt im Gespräch, für eine Woche* - - Nachdem die Banken sich schon auf einen Standstill geeinigt hatten und die Füße stillhielten untereinander, war in Diskussion, eben einen Waiver zu erteilen am Montag, um einen Default zu vermeiden, für eine Woche - unter gewissen Auflagen, unter anderem, einen Chief Restructuring Officer usw. zu beauftragen, um weitere Informationen über die Lage zu gelangen.
4266 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 93. 4267 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 59. 4268 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 60. 4269 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 65. Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt. Drucksache 19/30900 – 610 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Ich habe kurz darüber gesagt, dass wir diesen Waiver, so wie er jetzt vorliegt, wohl erteilen werden, und habe gesagt: „Wenn das zustande kommt, kann ich ihn auch informieren“, und habe dann im Nachgang, nach der Erteilung des Waivers, nachdem das klar war, dass der zustande kommt, ihm eine kurze SMS geschickt am 22. und am 24. Juni haben wir dann auch dieses Whitepaper an Herrn Kukies geschickt mit der Beschreibung eines solchen kontrollierten Insolvenzverfahrens. Muss allerdings sagen, dieses Papier hatte dann tatsächlich eine Halbwertszeit von, glaube ich, einem Tag. 4270 Auf die SMS bezüglich des Zustandekommens des Waivers habe er keine Reaktion vom Staatssekretär erhalten. Zum Charakter des Whitepapers hat der Zeuge erklärt: Also, ich bin nie davon ausgegangen, dass, was danach passiert, so was mit uns im Detail besprochen wird, sondern - - Das ist nicht unsere Aufgabe. Unser Unternehmensinteresse ist: „Wie recovern wir einen Kredit?“ bzw., wenn ein Asset zum Verkauf steht, ob man selbst was haben will. Das sind Gesichtspunkte der Commerzbank. Das Einzige, was wir hier gesagt haben, ist: Wie müsste so etwas aussehen, an dem man - - wenn man etwas vernünftig machen will? Und wenn Sie das Paper studieren: Es beschäftigt sich insbesondere mit der komplexen Gruppenstruktur, die auch die Insolvenz erschwert, weil man eben Insolvenzrecht in verschiedenen Ländern anwenden muss, und sagt - - zählt danach, was übrigens öffentliche Daten sind, auf, welche Fragen man alle klären muss, bevor man weiterdenken kann. Es ist auch nichts Weiteres, was in diesem Papier ist. Es ist nichts weiter sozusagen als, ich würde mal sagen, eine grobe Skizze, was man alles analysieren müsste. Und das ist, denke ich, eine legitime Auskunft, die wir geben können, und auch eine legitime Frage, die man stellen kann.4271 Auf die Frage, ob eine derartige Zuarbeit an ein Ministerium üblich sei und ob die Commerzbank diese in Rechnung gestellt habe, hat der Zeuge geantwortet: Das haben wir nicht in Rechnung gestellt, selbstverständlich nicht. Es ist schon mal etwas, was vorgekommen ist, wenn es eine Frage gibt, dass wir einen Sachverhalt darstellen. Das ist etwas, was nicht komplett unnatürlich ist. Wir haben auch bei anderen Themen, zum Beispiel Auswirkungen von US-Sanktionen auf die deutsche Kreditwirtschaft - - gab es auch Austausch und dann gegebenenfalls auch mal Informationen. Also, das ist absolut kein unüblicher Vorgang.4272 Er habe den Staatssekretär während des Telefonats nicht als Anteilseigner, sondern als Vertreter des Ministeriums, dem die BaFin nachgelagert sei, wahrgenommen.4273 Auf seine Aussage „Wir hatten ja auch einen Soft Exit gemacht“, habe der Staatssekretär nach seiner Wahrnehmung nicht überrascht reagiert. Er habe es so verstanden, dass dieser bereits zuvor von Herrn Zielke über den Soft Exit informiert worden sei.4274 Herr Dr. Kukies habe ihm nicht mitgeteilt, dass die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung bereits im Jahr 2019 eine Verlangensprüfung der BaFin übernommen habe. Dies sei jedoch zum Zeitpunkt des Telefonats auch nicht relevant gewesen, da es nur um die Frage gegangen sei, ob die Commerzbank den „Waiver am Montag“ unterzeichne.4275 b) Alternativen zur kontrollierten Insolvenz Anlass des Gesprächs sei nach seiner Wahrnehmung die Sorge des Staatssekretärs gewesen, dass Teile der Wirecard bei einer Insolvenz von chinesischen oder anderen ausländischen Investoren übernommen werden könnten. Die Befürchtung sei gewesen,
4270 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 60. Bei der mit * gekennzeichneten Stelle hat der Zeuge in seinen nachträglichen Protokollanmerkungen „einen Waiver zu erteilen“ eingefügt. 4271 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 117. 4272 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 107. 4273 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 107. 4274 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 87. 4275 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 85. Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 611 – Drucksache 19/30900 [d]ass so etwas passiert und eine Technologie, die man als eine sozusagen - und das war ja die Einwertung; Wirecard war ja gesehen als eigentlich das Vorzeigetechnologieunternehmen für den deutschen Standort - - dass sozusagen eine Vorzeigetechnologie, die man glaubte zu haben, irgendwo anders landet.4276 Daher habe es im Vorfeld zur Erstellung des fraglichen Whitepapers auch Überlegungen gegeben, wie man „wichtige Assets innerhalb von Wirecard“ sichern könne: Also, es gab durchaus technische Assets, die interessant sind. Und ich nahm eben die Befürchtung wahr, dass solche technischen Assets an ausländische Investoren event- - wegfallen könnten. Und die Frage war: Gibt es Themen - - Kann man das gegebenenfalls aufhalten, wenn ja, wie? Und, wie ich schon sagte, wir sahen eben aufgrund dieser Klagerisiken, die zusätzlich zu diesem Thema - - Denn dieses 1,9-MilliardenThema, so hart es klingen mag, wäre isoliert ja noch überschaubar. Es führt ja zum Totalverlust durch all die zusätzlichen Themen, die jetzt da draufkommen, und zerstört dadurch quasi dann die gesamte Bilanz. Und das haben wir dann - - Das Risiko haben wir als sehr hoch eben eingeschätzt und haben gesagt: Deshalb muss man am Ende gucken, ob man in irgendeiner Form eine Abschirmung von diesen Risiken hinkriegt.4277 Eine solche Abschirmung sei nicht zwingend mit dem Schutz des betreffenden Unternehmens verbunden: Da gibt es Möglichkeiten, das so zu - - dass man nicht - - dass nicht der Staat unterstützt. Denn das war eben, was ich auch wahrgenommen habe und was wir auch gesagt haben: Was nicht funktionieren würde, wäre eine Soffin- oder WSV* - [sic!] oder wirtschaftsstabilisierungsfondsähnliche Lösung, wo der Staat einfach das Geld reingibt und in der Company alle Risiken lässt.4278 Im Gespräch mit Staatssekretär Dr. Kukies habe er auch die Option eines Zuschusses aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds angesprochen: […] Mein Team, das mich vorbereitet, hat gesagt: Wirecard hat tatsächlich auch durch Corona, ja, auch Geschäftseinbußen. […] Also, weil die viele Payments im Reisegeschäft haben. Haben aber gesagt: Diese Lösung - das hat mein Team mir auch so diktiert - ist am Ende eine, wo der Steuerzahler alle späteren Klagerisiken mitträgt; die kann nicht im Interesse des Bürgers sein. - Genauso habe ich das Herrn Kukies berichtet. Und ich hatte nicht das Gefühl, dass es da einen Dissens zu Herrn Kukies gab. […] Und deshalb habe ich gesagt: Es muss eine Insolvenzlösung sein, wo dann am Ende - - wo man aber Zeit braucht, auch zwischen den Banken, um dann das gut darzustellen. - Da war aber nicht von einer staatlichen Unterstützung die Rede.4279 c) Interne Kommunikation im Nachgang zum Gespräch mit Dr. Jörg Kukies am 20. Juni 2020 Im Nachgang zum Telefonat mit dem Staatssekretär habe er Herrn R. und Herrn W. darüber informiert, dass er die Erstellung eines Whitepapers in Aussicht gestellt habe und diese auch mit der Erstellung des selbigen beauftragt. Des Weiteren habe er Herrn Zielke in einer SMS über den Vorgang informiert. Auch im Vorstand sei das Thema Wirecard in den folgenden Tagen täglich besprochen worden: Also, ich kann Ihnen nicht sicher sagen, ob Roland Boekhout, der damals der Vorstand war für den Markt, das jetzt exakt so mitbekommen hat. Wir haben in diesen Tagen aber eigentlich sehr, sehr eng und fast alles besprochen, was passiert ist. Und ich kann mir gut vorstellen, dass ich kurz gesagt habe: Übrigens, das ist passiert; das haben wir - - das ist gerade abgelaufen. - Also, ich gehe da - - würde jetzt - - Ich kann mich an nichts genau erinnern. Aber wir haben in den Tagen so oft über den Fall gesprochen, dass das garantiert auch den anderen Vorständen erwähnt wurde, dass das stattgefunden hat.4280
Herr R. und Herr W. hätten ihn schon im Briefing-Gespräch am 22. Juni 2020 darauf hingewiesen, es bestehe „ein extrem hohes Risiko, dass es vorher knallt, also dass der Waiver nicht ganz - - gar nicht genutzt wird“, da man aus der Management-Ebene der Wirecard gehört habe, „dass eben auch anwaltlich extrem große
4276 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 114. 4277 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 70. 4278 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 70. Bei der mit * gekennzeichneten Stelle hat der Zeuge in seinen nachträglichen Protokollanmerkungen „WSV“ in „WSF“ umformuliert. 4279 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 70. 4280 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 108. Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt. Drucksache 19/30900 – 612 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Bedenken gegen eine Insolvenzverschleppung beständen“. Vom eigentlichen Insolvenzantrag habe er dann erst „mit der Erstellung“ gehört.4281 Am 24. Juni habe er nochmals ein Gespräch mit der Intensive-Care-Einheit geführt: die haben gesagt: Wir haben jetzt mal überlegt: „Was ist denn auf der einen Seite der Schaden?“, haben gesagt: „Wir gehen jetzt mal davon aus, dass die 1,9 weg sind.“ - Das wussten wir zu dem Zeitpunkt auch nicht sicher: Weitere Risiken, Klagen und Compliance-Strafen oder was auch immer noch dazukommen könnte. Da gab es also eine erste Schadensbezifferung, wie groß das Problem wirklich sein kann, durch meine Kollegen. Das habe ich zumindest für mich so notiert als erste Abschätzung, wie groß das Problem in Summe sein könnte.4282 Es habe seitens der Commerzbank noch weitere Gespräche mit Herrn Dr. Kukies zum Thema Wirecard, insbesondere zur Strategie der Commerzbank, gegeben, an denen er jedoch nicht persönlich beteiligt gewesen sei.4283 d) Telefonat mit Dr. Jörg Kukies am 31. August 2020 Der Zeuge hat mitgeteilt, es habe ein weiteres Gespräch mit Herrn Dr. Kukies am 31. August 2020 gegeben: Das war ein Telefonat, das begann, glaube ich, mit Herrn Zielke, und dann wurde ich hinzugezogen, weil es zu dem Zeitpunkt - - Da ging es um diese Aufklärung der Verwirrung bezüglich der richtigen Exposurezahl, weil es da eben eine irrtümliche Berichterstattung gab zunächst, dass die Commerzbank Positionen abgebaut hatte, und das musste ja dann auch aufbereitet und richtiggestellt werden. Das war das einzige Gespräch, an das ich mich mit Herrn Kukies zu dem Thema Wirecard erinnern kann.4284 7. Weiteres Verfahren mit dem Konsortialkredit Dr. Chromik hat mitgeteilt, die Commerzbank halte ihren Anteil am Konsortialkredit weiterhin in wertberichtigter Form in ihren Büchern. Die Gründe hierfür hat er folgendermaßen dargelegt: Okay. Da wir den Marktpreis - - Wir haben also die Marktpreise gesehen. Die Intensive-Care-Abteilung hat gesehen: Für welche Preise gehen die Kredite momentan über die Bücher*? Da sah man bei ein, zwei Transaktionen Preise von 11, 12 Prozent. Also, sehr weit sozusagen ein - - War eine sehr große Abschreibung*. Wir haben auf diesen Marktpreis auch diese Abschreibung zunächst vorgenommen. Und wir sehen aber eben - - haben gesagt: Dann warten wir mal ab, wie sich das entwickelt. - Die Tatsache, dass sich tatsächlich Hedge Funds und viele Investoren für 13 Prozent damit eindecken, die aber eine größere Renditeerwartung haben als wir und Renditepflicht haben, heißt durchaus, dass es hier auch Erwartungen gibt im Markt, dass eben aus der Recovery auch noch mehr rauskommen kann. Das haben wir für uns so zur Kenntnis genommen. Und insofern wollten wir jetzt erst mal diesen Kredit nicht für den Preis verkaufen. Wir werden den weiteren Verlauf dann sehen. […] Die finale Recovery hängt von zwei Faktoren ab: Was holt der Insolvenzverwalter beim Verkauf usw. heraus? Und dann von der Frage, ob die ganzen - - Ich glaube, es sind, wie mir berichtet wurde, 9 Milliarden Forderungen. […] Die Frage ist am Ende, wie insbesondere die ganzen zusätzlichen Forderungen, die angemeldet sind - - Wie rangig werden die im Vergleich zu den Bankenkrediten sein? Und davon hängt dann auch stark eben das Ergebnis der Recovery ab.4285
4281 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 69. 4282 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 69. 4283 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 60. 4284 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 86. 4285 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 77 f. Bei den mit * gekennzeichneten Stellen hat der Zeuge in seinen nachträglichen Protokollanmerkungen „über die Bücher?“ in „aus den Büchern“ umformuliert sowie „War eine sehr große Abschreibung“ in „Wäre ein sehr großer Abschlag“ umformuliert. Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 613 – Drucksache 19/30900 8. Eigenkapitalpositionen der Commerzbank gegenüber der Wirecard Zur Frage, ob die Commerzbank Eigenkapitalpositionen gegenüber der Wirecard AG oder einem konzernangehörigen Unternehmen gehabt habe, hat der Zeuge folgendes dargelegt: Wie ich sagte, hat die Commerzbank ein Kundengeschäft betrieben. Das hieß Equity Markets & Commodities. Da wurde selbstverständlich für Kunden, die Interesse hatten, in Wirecard zu investieren, die Möglichkeit gegeben, das über marktgängige Produkte wie Derivate etc. etc. zu machen, also Einzeloptionen oder Contracts for Difference zum Beispiel oder eben auch über Index oder bestimmte Baskets in bestimmte Sektoren. Das fand statt. Und dieses Exposure hat man versucht eben so gut es geht zu hedgen.4286 […] In diesen Bereich gehörte unter anderem ja auch das Zertifikate-Business mit Aktienzertifikaten für Kunden usw., Einzelkunden, Indizes usw. Dieses Geschäft hat die Commerzbank aber - ich glaube, Ende 2018 war das - an die Société Générale verkauft. Und das wurde dann über das Jahr 2019 bis 2020 Stück für Stück, Portfolio für Portfolio abgewickelt. Und das hatte die Bank dann komplett verlassen. Ich glaube, kurz nach - - Wir haben gerade den 31.03.2020 nicht geschafft, also am 3. oder 4. April oder so muss die letzte Charge drüber gewesen sein.4287 Im Juni 2020 seien nach seinem Wissen keine Entscheidungen mehr zu Eigenkapitalpositionen gegenüber der Wirecard gefallen.4288 9. Belastungen für die Commerzbank und den Bundeshaushalt Auf die Frage, wie hoch der Schaden zu beziffern sei, der sich aus der Insolvenz der Wirecard in der Bilanz der Commerzbank und über die 15,6-prozentige Bundesbeteiligung an der Commerzbank indirekt für den Bundeshaushalt ergebe, hat Dr. Chromik dargelegt: Ich würde jetzt mal auch Effekte auf Steuern und so alles weglassen. Ich gehe einfach mal auf den reinen Kredit und die Wertberichtigung. Wir haben eben mit dem - - Mit dem Default hatten wir ein Exposure von 197 Millionen. Zurzeit steht dem eine Wertberichtigung entgegen von 187 Millionen. Also ist das erst mal der klassische Kreditausfall. Wie gesagt, in der - - Es läuft eine Recovery; es sind schon einige Werte reingegangen. Und es gibt eben die große Frage, wie die Forderungen - pari passu oder nicht - eingeordnet werden zueinander. Normalerweise ist man da ja mit einem Bankenkredit erstrangig gegenüber Aktionären. Das kann in dem Fall aber auch andere Auswirkungen haben. Insofern kann ich den Schaden am Ende für uns noch nicht einschätzen. Aber schlimmer als diese Zahl kann es eigentlich nicht werden, weil wir haben quasi für beide Szenarien jetzt erst mal das Ist angenommen. […] [W]eitere Positionen auf unsere Bilanz sind mir nicht bekannt. Es sind auch noch - - Also andere Themen - - Zu anderen Themen - - Das wäre dann etwas für die Rechtsabteilung, ob es noch andere Themen gibt, mit denen sich die Commerzbank auseinandersetzen kann oder muss. Aber das ist jetzt erst mal sozusagen die Kreditzahl und der Schaden für die Bilanz.4289 In einem Dokument aus dem Beweismaterial4290 antwortet die Commerzbank auf Fragen der Deutschen Finanzagentur, die für Beteiligungen des Bundes an der Commerzbank zuständig ist. Demgemäß hat die Commerzbank der Wirecard AG Bürgschaften in Höhe von 35 Millionen Euro gewährt, die von Wirecard in Höhe
4286 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 82. 4287 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 68. 4288 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 68. 4289 Dr. Chromik, Stenografisches Protokoll 19/16 I der 16. Sitzung am 14. Januar 2021, S. 88. 4290 Antwort der Commerzbank auf Fragen der Deutschen Finanzagentur bezüglich des Exposures im Zusammenhang mit dem Fall Wirecard, MAT A Commerzbank-1.02 USB, VS_0000202.pdf. Vorabfassung – wird durch die endgültige Fassung ersetzt. Drucksache 19/30900 – 614 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode von 14,2 Millionen Euro in Anspruch wurden. Auf Nachfrage hat der Zeuge erklärt, diese 14,2 Millionen Euro seien in den oben genannten Zahlen bereits enthalten.4291 Zu möglichen Schäden für Fonds der Commerzbank mit Anteilen von Wirecard-Positionen hat der Zeuge berichtet: Die Schäden in Fonds usw., die sind mir nicht bekannt. Wir haben auch selbst nur Fonds dann in unserem eigenen Pensionsfonds. Da kenne ich aber nicht die Auswirkungen von Wirecard. Da aber da ja auch typischerweise Indizes drin sind, ist das wahrscheinlich kein signifikanter - - keine signifikante Auswirkung, die dadurch für die Bank entsteht.4292 Einen etwaigen Einfluss des vorliegenden Falls auf den Kursverlauf der Commerzbank-Aktie könne er nicht einschätzen.4293 10. Geltendmachung von Ansprüchen gegenüber der Commerzbank Zur Frage, ob Anleger juristische Ansprüche gegenüber der Commerzbank wegen der Vermittlung von Wirecard-Aktien geltend gemacht hätten, hat der Zeuge dargelegt, dies sei zwei zwar für die Zukunft ein „denkbarer Fall“, jedoch sei dieses Thema bisher nicht im „OpRisk-Report“ aufgekommen und auch sonst sei ihm diesbezüglich nichts bekannt geworden.4294 11. Projekt Panther Zu Planungen einer Übernahme der Deutschen Bank durch die Wirecard (Projekt Panther) sei ihm nichts berichtet worden und von diesbezüglichen Annäherungsversuchen habe er keine Kenntnis. Er selbst habe erst mit der Insolvenz der Wirecard von diesem Sachverhalt Kenntnis erlangt.4295 |