auf die Behandlung von Blutkrebserkrankungen?
Trotz des Wettbewerbs mit CAR halte ich diese Fokussierung für ein kluges Geschäftsmodell, denn die bisherigen SFB-Studien haben hier die besten Ergebnisse gezeigt und warum sollte man nicht diese positive Erfahrungen in eine Entscheidungen einbinden. Ein weiterer Vorteil: Die Infrastruktur und die Expertise ist doch für diese Therapieform zur Behandlung von hämatologischen Erkrankungen in Kliniken vorhanden und nutzbar. Ein weiterer Vorzug dieser Therapieform im Bereich Blutkrebserkrankungen ist es, dass entartete Zellen im Blut einfacher von optimierten T-Zellen erreicht werden können. Bei Soliden Tumoren müssten diese T-Zellen erst einmal durch das umgebende Gewebe an die Tumorzellen gelangen um zu wirken. Dabei haben sie jede Menge Hindernisse zu überwinden, denn Tumore bauen "Barrieren" auf, um sich vor den Immunzellen zu schützen.
Sicherlich entspricht ein allogener Ansatz eher dem bisherigen Geschäftsmodell der Pharmafirmen und passt deshalb auch besser in deren Deal-Making. Das muss aber nicht heißen, dass dieser Ansatz auch in Zukunft für bestimmte Therapieformen und Indikationen Bestand hat.
Das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten des Immunsystems, seien es DCs, Zytokine, NK-Zellen, CD8-T-Zellen, CD4-Helper T-Zellen und entsprechende Memory-Zellen bilden eine sehr komplexes Regelsystem aus verschiedenen Zahnrädchen bei der Bekämpfung von entarteten Zellen. Wem es durch eine Therapie gelingt, das Immunsystem als ganzes System optimal zu stimulieren, ohne gravierende Nebenwirkungen auszulösen, der wird am Ende auch wirtschaftlich erfolgreich sein können.
Das sich im Laufe der Zeit das Immunmonitoring immer weiter verbessern wird, kann man davon ausgehen, dass verschiedene Ansätze nebeneinander je nach Immun- und Krankheitsstatus des Patienten ihre Berechtigung am Markt haben werden.
Wer heute schon Vorteile sieht, welche Ansätze am Ende einer Entwicklung Erfolg haben werden, der begibt sich m.E. auf sehr dünnes Eis zumal das Wissen um die technologischen Details in Foren doch sehr begrenzt ist.
Kooperationen: Immatics-Morphosys: sind das nicht Antikörpertherapien, die gar nichts mit MediGenes Ansätzen gemeinsam haben? Insofern wäre jedes Forschungsprojekt welches sich mit tumor-assoziierten Peptiden beschäftigt im weiteren Sinne ein Wettbewerb zu MediGenes Ansätzen. Das kann man so sehen, muss man aber nicht.
Nun setzt MediGene ganz bewusst auf einen Ansatz, bei dem es eben kein T-Cell-Editing oder T-Cell-Engineering der T-Zellrezeptoren gibt. Es wird mit natürlichen humanen Rezeptoren von Spendern gearbeitet, statt auf Genmanipulation zu setzen. Dahinter stecken 15 Jahre Forschung und Erfahrung. Warum sollte man jetzt neue Technologien mit Partnern verfolgen, für die kein Know How vorhanden ist und die dem eigenen "Sicherheitskonzept" z.B. den Langzeitfolgen körperfremder Zellen widersprechen? Nur wo Synergien entstehen sind Partnerschaften auch sinnvoll.
Qualität vor Quantität ...
Mit den finanziellen Mitteln und der Man-Power muss MediGene auf eigene Kompetenzen fokussiert bleiben. MediGene wird deshalb auch keine TCR-basierten Zielstrukturen vermarkten. Im Gegenteil, Partner werden auf MediGene zukommen, um für solche Zielstrukturen optimale TCRs zu erforschen. Derzeit sehe ich die Synergien eher hier: "Gib mir einige Targets und ich entwickle eine Reihe von TCRs oder DCs für eine T-Zelltherapie." Die Frage wird sein, wer diese Forschung finanzieren kann und wird.
Noch etwas zur Frage nach den Vorteilen der autologen T-Zelltherapie: Da es sich um körpereigene Zellen des Patienten handelt, die er optimiert wieder zugeführt bekommt, minimiert sich die Gefahr von Reaktionen des Immunsystems auf fremde d.h. nicht körpereigene Strukturen. Ein weiterer Vorteil ist es, eine auf den Patienten zugeschnittene Kombination von hochwirksamen T- oder DC-Zellen je nach Stadium der Krankheit bzw. des Immunstatus zu verabreichen. Dadurch will man dem schnelle Immun-Escape der entarteten Zellen durch Mutation entgehen. Auch hier muss sich zeigen, welchen Vorteil die ein oder andere Therapieform in einer spezifischen Patientengruppe aufweist.
Wichtig ist am Ende, dass die Kosten und Nutzen passen, denn bezahlbar muss die Kombination aus Diagnostik und Therapie in der personalisierten Medizin bleiben.
Insofern ist es eben auch sehr wichtig, dass der Herstellungsprozess und die Logistik kostengünstig ist und dass die verabreichten Zellen bei Gabe hochaktiv über lange Zeit im Körper verweilen und nicht gleich ermüden. Dies zeigt wie wichtig das Herstellungsverfahren der optimierten T-Zellen des Patienten selbst neben der Entwicklung der T-Zellrezeptoren für den wirtschaftlichen Erfolg der Therapie ist. |