Deutsche Bank zapft Kapitalmarkt an von Angela Maier und Yasmin Osman (Frankfurt) Die Deutsche Bank besorgt sich in großem Stil frische Gelder am Kapitalmarkt. Bankkreisen zufolge hat das größte deutsche Institut über verschiedene Anleihen und Swaps in den vergangenen zwei Wochen mehr 4 Mrd. Euro geliehen. 
Als einen Grund nannten Banker, dass das Kreditinstitut damit die Liquidität außerbilanzieller Zweckgesellschaften (Conduits) stütze. Zuletzt sind auch andere Institute dazu übergegangen, kurzlaufende Anleihen (Commercial Paper, CP) für Conduits selbst zu kaufen. Denn der Markt für CP ist infolge der Krise am US-Hypothekenmarkt nahezu ausgetrocknet. Die CP-Käufer befürchten, dass in den Conduits hochriskante verbriefte Kredite stecken und sie deswegen ihr Geld nicht wiedersehen könnten. Können aber keine CP mehr platziert werden, müssen die Banken mit Liquiditätslinien einspringen. Dies ist teuer, weil die Banken dafür Eigenkapital einsetzen müssen. So nimmt auch die Deutsche Bank derzeit in Kauf, dass die neuen Anleihen auf den stark verunsicherten Märkten deutlich mehr kosten als noch vor zwei Monaten. So hat sie vergangene Woche eine Festzinsanleihe über 1,5 Mrd. Euro emittiert, für die sie einen Zins von 0,65 Prozentpunkten über dem Interbankensatz zahlt. Dies ist laut Bankkreisen etwa 0,5 Prozentpunkte mehr als sonst. Darüber hinaus hat das Institut eine Zehnjahresanleihe über 3 Mrd. $ mit einer Risikoprämie (Spread) von 0,72 Prozentpunkten begeben sowie eine zehnjährige Anleihe, die immer den aktuellen Zehnjahressatz zahlt ("Constant Maturity Floater"), von 600 Mio. Euro zu 35 Basispunkten. Auch Konkurrenten emittieren Zehnjahrespapiere Banker interpretierten dies dahin gehend, dass die Deutsche Bank den Markt teste und sich bevorrate. Teilweise werden mit dem Geld zudem regulär fällige Anleihen abgelöst. Auch die US-Konkurrenten Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Merrill Lynch emittieren Marktkreisen zufolge verstärkt Zehnjahrespapiere. Denn kurzfristige Mittel sind derzeit schwer erhältlich, da sich die Banken misstrauen und nicht mit Liquidität versorgen. Zudem könnten zum Quartals- und Jahresende Engpässe drohen, da dann viele Refinanzierungen auslaufen, so der Vorstand einer Großbank. Wegen der Turbulenzen hatten die Zentralbanken weltweit dreistellige Milliardenbeträge in den Markt gepumpt. Die Deutsche Bank hatte laut Geschäftsbericht Ende 2006 Liquiditätslinien von 38,3 Mrd. Euro für CP-Programme ausstehen. In dieser Höhe besteht laut Geschäftsbericht auch das "maximale Verlustpotenzial des Konzerns". Zugleich hatte die Bank 14,1 Mrd. Euro Kredite, strukturierte Finanzierungen und andere Vermögenswerte in Conduits liegen. Das ist ähnlich viel wie bei der Deutschen Industriebank (IKB), die wegen Liquiditätsproblemen ihres Conduits gerettet werden musste. [Größenverhältnisse der beiden Banken beachten! Malko07] Analysten erwarten, dass die Gewinne der Deutschen Bank und anderer Investmentbanken infolge der Krise im zweiten Halbjahr stark schrumpfen. Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) hat errechnet, dass die Vorsteuergewinne sogar um 70 Prozent fallen könnten. Denn in den vergangenen Wochen sind in vielen Bereichen die Umsätze gesunken: Laut Bloomberg ist das Volumen der Firmenübernahmen und -fusionen im August auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren geschrumpft, da Banken kaum mehr Großkredite zur Verfügung stellen. Starke Einbußen gibt es auch im Handel mit Kreditprodukten aller Art, bei der Strukturierung forderungsbesicherter Anleihen und mit Krediten unterlegten Investmentpools (CDO). Mehrere Institute beginnen bereits, ihre CDO-Abteilungen zu verkleinern. Die Deutsche Bank zieht sich aus einem speziellen Kredithandelsbereich, den "Relative-Value"-Strategien, zurück. Bei dieser Methode, auf Unter- oder Überbewertung von Kreditprodukten zu handeln, hatte sie einen Verlust von 100 Mio. Euro eingefahren. Über die Hälfte der 14 Teammitarbeiter muss die Bank verlassen. Aufgrund der Geschäftsstruktur sieht S&P die Deutsche Bank sowie Goldman Sachs, Bear Stearns und Lehman Brothers besonders stark betroffen. Bei Banken mit Stärken in Privatkundengeschäft und Vermögensverwaltung wie UBS, JP Morgan Chase & Co., Citigroup und Barclays würden die Gewinne weniger stark beeinträchtigt. S&P sieht bei keinem Institut aktuell Grund für eine Herabsetzung der Bonitätsnote. Dies könnte sich aber ändern, wenn sich der Abschwung 2008 fortsetzt. Dann würden Ratingherabstufungen wahrscheinlicher, so S&P. Quelle: www.ftd.de
Die sehr wahrscheinlich großen Gewinneinbußen im zweiten Halbjahr werden mit der richtigen Mischung mit zusätzlich schlechten Nachrichten die Kurse der Banken weiter in den Keller treiben. Mit einem wieder funktionierendem Markt sollte dann die Gewinne wesentlich größer als letztes Jahr sein. Also Augen offen halten. |