vor ihrer Vergangenheit weglaufen, und wo der Zeitgeist eisern verteidigt wird. Ein Auszug aus PAZ:
Soll heißen: Man war sozusagen in seiner Zeit und ihrem Ungeist gefangen und konnte irgendwie gar nicht anders als mitmachen. Denn das war damals halt so, und das haben doch alle so getrieben, oder?
Haben Sie diesen Tenor schon mal irgendwo gehört? Sicher haben Sie das, es ist die Melodie aller aufgeflogenen Opportunisten dieser Welt, egal wann, egal wo.
Es heißt, wer sich mit dem Zeitgeist liiert, wird früh verwitwet sein. Stimmt: Es sind die Mitläufer der verflossenen Spaßgesellschaft" der 1990er und 2000er Jahre, die da durch den Wald taumeln und schreckliche Angst spüren, dass die Öffentlichkeit sie verbannen und alleinlassen könnte wegen ihrer Verbindung mit dem Zeitgeist von gestern.
Heute würde Engelke, wie sie sagt, diese Rollen anders angehen, immer prüfen, ob Menschen betroffen seien, die struktureller Ausgrenzung oder Rassismus ausgesetzt seien: Ich finde es gut, dass wir heute ein anderes Bewusstsein haben", so die gesäuberte Komödiantin. Hört sich an wie aus der Zusammenfassung eines Sozialkundetexts. Der Humor, der aus solchen Verrenkungen sprießt, dürfte in etwa so frisch und unbeschwert daherkommen wie eine Tonne Blei. Die verschwitzte Absicht, nur ja nicht den aktuell vorgegebenen Zeitgeist zu reizen (der sich zu seinen Lebzeiten übrigens selten Zeitgeist" nennt, sondern lieber Bewusstsein"), wird aus jeder Sendung tropfen.
Doch immerhin retten sich die Besagten damit auf die sichere Seite. Da kann ihnen nichts passieren. Oder etwa doch?
Nun, was geschieht, wenn sich dieser Zeitgeist auch wieder ändert? Wenn plötzlich Freiheit und (wirklich) freches Mundwerk wieder gefragt sind und Duckmäuserei und Beflissenheit als Charakterschwäche enttarnt werden? Das könnte spannend werden, wenn Hoëcker und Co. die nächste Wende vollziehen. Sie müssten in dem Fall wohl wieder Kaya Yanar an die Front schicken, der dann Sachen sagt wie: Es ist natürlich einfach, eine einzelne Person anzugreifen, aber eigentlich müsste man den ganzen Zeitgeist, der damals, Anfang der 2020er Jahre, herrschte, angreifen, was natürlich viel schwieriger ist."
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