Dass Solarworld keine berauschende Q4-Zahlen vorlegen würde war ja klar. Aber so übel sind die gar nicht wie sie auf den ersten Blick aussehen.
Das Q4-EBITA lag bereinigt um die Wertberichtigungen auf geleistete Anzahlungen für Polysilizium über 76 Mio. € bei nur noch Minus 5,7 Mio. € (inkl. Wertberichtigung bei 83,7 Mio. €). In Q3 lag das EBITA wesentlich deutlicher im Minus mit 24,9 Mio. €. Das Q4-EBIT lag bereinigt bei Minus 17,7 Mio. €. Die Cash Flows sind auch nicht so übel. So war der operative Cash Flow in Q4 bei positiven 11,3 Mio. € (Gesamtjahr 2013: 24,7 Mio. €) und der Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit bei positiven 10,8 Mio. € (Gesamtjahr 2013: 17,3 Mio. €). Die Cash Flows zeigen, dass bei Solarworld kein Geld verbrannt wird und positive Cash Flows sind auch sehr oft ein Vorläufer zu guten GuV-Zahlen.
Schaut man sich die Pro-Forma 2013er Bilanz an (beinhaltet den Debt Equity Deal und Übernahme der Vermögenswerten von Bosch), dann sieht die wieder recht ordentlich aus: Eigenkapital von 333 Mio. € (Buchwert je Aktie damit bei rd. 22 €), Eigenkapitalquote bei ordentlichen 33% und Finanzverbindlichkeiten bei 469 Mio. €, die allesamt erst in 2018 zurückbezahlt werden müssen. Die Nettofinanzverschuldung liegt bei 305 Mio. € ohne die Boschmitgift von 130 Mio. €. Mit der Boschmitgift nur noch bei 175 Mio. €. Damit kann Solarworld sicher gut leben, zumal sich ja die Zinslast durch den Debt Equity Deal um gut die Hälfte, etwa 30 Mio. €, deutlich verringern wird. Die Grundlage ist mal ganz sicher da, dass der Solarworld-Restart gelingen kann.
Sieht also alles gar nicht so schlecht aus wie die Zahlen auf den ersten Blick den Anschein machen. Dazu dann noch die Worte von Finanzvorstand Loecke: "Vertrauen ist zurück. Die traditionell schwachen ersten beiden Monate Januar und Februar sind sehr, sehr gut gelaufen. Die Nachfrage nach Solarworld-Modulen hat sich in Deutschland erholt, nachdem sich die Kunden im vergangenen Jahr wegen der Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens mit Käufen zurückgehalten haben. 43% der für das ganze Jahr geplanten Solaranlagen von 820 MW sind bereits verkauft".
In 2013 lag der Modulabsatz bei 588 MW. Sieht doch tatsächlich so aus, dass Solarworld das eine oder andere Solarkraftwerksprojekt in diesem Jahr umsetzen wird, denn sonst hätte Solarworld nicht schon heute rd. 350 MW verkauft.
Das Feintuning beim Vertrieb läuft meiner Meinung nach in die richtige Richtung mit dem Angebot an Elektrogroßhändler und Installateure mit dem Solarworld-Komplettpacket "Kit easy". Beim Packet "Kit easy" sind alle Komponenten einer Solar-Schrägdachanlage fertig konfektioniert auf einer Palette. Gerade der Elektrogroßhandel wird immer wichtiger. Auch das Komplettangebot an den Endkunden mit "Kit easy", den neuen Gals/Glas-Modulen und der kompletten Solaraufdachanlageninstallation ist mal sicher auch nicht schlecht. Viel unkomplizierter geht dann fast nicht mehr.
Wenn Solarworld wirklich ihr Ziel für dieses Jahr erreichen wird mit einem Umsatz von um die 680 Mio. €, dann würde beim aktuellen Kurs der jungen Solarworldaktien von 14 € (Marktkapitalisierung von 209 Mio. €) Solarworld gerade mal mit einem KUV von 0,31 bewertet werden. Nach den nur noch geringen Q4-EBITA-Verlust sollte das 2014er EBITA-Ziel mit plus 10 Mio. € eigentlich leicht zu erreichen sein. Vielleicht kann Solarworld in diesem Jahr sogar schon beim EBIT schwarze Zahlen schreiben. Die Solarworld EBIT-Guidance liegt zwischen Minus 20 bis 35 Mio. €.
Mal abwarten ob heute Nachmittag noch von der Analystenveranstaltung die eine oder andere interessante News rüber kommt wie z.B die Rolle der Katarölscheichs inkl. dem geplanten Bau einer 200 bis 300 MW großen Modulfabrik in Katar oder schon weit fortgeschrittener Solarkraftwerks-Projektplanungen. |