letztendlich dran ist...
News - 05.02.09 17:34
Kurssprung: Dax legt um rund 100 Punkte zu
Überraschende Wende im späten Handel: Bis auf ein Tagestief von 4 387 Punkte war der Deutsche Aktienindex am Donnerstag schon gefallen. Doch am Nachmittag schießt der Leitindex um mehr als 100 Punkte nach oben bis auf 4 501 Punkte. Die erste Erklärung dafür klingt allerdings eher unspektakulär.
HB FRANKFURT. Spekulationen, dass ein große US-Bank verstaatlicht werden könnte, hatten die amerikanischen Börsen und damit auch den Dax vorübergehend belastet. "Als sich diese Gerüchte nicht erhärtet haben, ist es zu einer Gegenbewegung gekommen", kommentierte ein Aktienändler das plötzliche Aufbäumen des Leitindex. Das alles vollziehe sich aber bei ähnlich schwachen Umsätzen wie bereits in den vergangenen Wochen, was auch die starken Kursausschläge erkläre. "Selbst Orders über wenige tausend Aktien von Dax-Werten müssen derzeit gestückelt werden, da man sich sonst die Preise kaputt macht", betonte ein weiterer Marktteilnehmer.
Aktienhändler verwiesen außerdem auf Gerüchte, denen zufolge die US-Regierung entweder noch am heutigen Donnerstag oder am kommenden Montag ein Paket mit Hilfsmaßnahmen für den Bankensektor beschließe könnte. Zudem machten Spekulationen die Runde, dass Unternehmen zukünftig ihre Vermögenswerte nicht mehr mit dem aktuellen Marktwert, sondern mit dem Buchwert in die Bilanz einstellen könnten.
Nach überraschend schwachen US-Arbeitsmarktdaten waren zuvor sowohl der Dax als auch der Euro unter Druck geraten. "Der Kollaps am US-Arbeitsmarkt geht weiter", sagte Volkswirt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus & Burkhardt. "Der Druck auf die Unternehmen, zum Erhalt der Profitabilität Stellen zu streichen ist unverändert hoch. Die Dynamik des Stellenabbaus lässt nicht auf eine baldige Wende schließen." Er gehe davon aus, dass die US-Arbeitslosenquote bis ins Jahr 2010 hinein steigen wird.
Ohne nachhaltigen Einfluss auf die Kurse blieb die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank hatte den Leitsatz wie erwartet unverändert bei 2,0 Prozent belassen.
Stützen dürften den deutschen Markt aktuell auch die guten Zahlen von Visa und Mastercard, die offenbar der allgemeinen Krise trotzen. Branchenprimus Visa gelang zum Jahresende 2008 ein kräftiger Gewinnsprung. Rivale Mastercard verbuchte im Schlussquartal zwar einen Ergebnisrückgang, dieser war jedoch vor allem bedingt durch einen hohen Sondergewinn im Vorjahr aus einem Beteiligungsverkauf.
Beide Konzerne schnitten damit besser als erwartet ab und verzeichneten zum US-Börsenstart am Donnerstag starke Kursgewinne.
"Dass die Deutsche Bank auf einen konkreten Ausblick für 2009 verzichtet hat, war eine große Enttäuschung", kommentierte ein Händler den Kurssturz von bis zu zehn Prozent. "Da der Jahresauftakt aber offenbar ganz gut gelaufen ist, konnte sich die Aktie wieder etwas erholen." Am frühen Nachmittag lagen Deutsche-Bank-Aktien nur noch vier Prozent im Minus bei 20,32 Euro, gehörten damit aber immer noch zu den Schlusslichtern im Dax.
Unter Verkaufsdruck standen auch die Automobilwerte. So gaben die Aktien von Volkswagen und Daimler 4,5 Prozent beziehungsweise drei Prozent nach. Börsianer sprachen in beiden Fällen von Gewinnmitnahmen. Zu den wenigen Lichtblicken im Dax zählten die Aktien von K+S. Sie gewannen 3,3 Prozent auf 41,15 Euro, nachdem sie bereits am Vortag um knapp acht Prozent gestiegen waren. Ein Händler verwies auf Kursgewinne bei den Aktien des kanadischen K+S-Konkurrenten Potash. Dessen Papiere hatten am Vortag in Toronto fünf Prozent zugelegt.
Im Nebenwerte-Index MDax gehörten die Titel von Hamburger Hafen (HHLA) zu den Favoriten. Sie stiegen trotz eines zurückhaltenden Ausblicks um 5,1 Prozent auf 21,28 Euro. "Der kräftige Anstieg des Baltic Dry Index schürt offenbar bei einigen Anlegern die Hoffnung, dass die Weltkonjunktur die Talsohle bald durchschritten hat", sagte ein Händler. Der Baltic Dry Index spiegelt die Preise für Schiffsfracht wider. An der Spitze der Gewinnerliste im Kleinwerte-Index SDax standen die Papiere von ElringKlinger mit einem Plus von mehr als neun Prozent auf 7,79 Euro. Der Zulieferer will die Absatzkrise in der Automobilbranche ohne Verluste durchstehen.
Quelle: Handelsblatt.com
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