BVB-Finanzchef: „Entscheidend wird sein, wo wir am Saisonende stehen“ Die Aktie von Borussia Dortmund hat seit September um 70 Prozent zugelegt Die Aktie von Borussia Dortmund hat seit September um 70 Prozent zugelegt. Finanzchef Thomas Treß über die finanzielle Situation des Fußballklubs. von Sven Parplies, Euro am Sonntag Borussia Dortmund ist der einzige an der Börse notierte Fußballklub Deutschlands. Nach massiven Kursverlusten feiert die Aktie plötzlich ein rasantes Comeback. €uro am Sonntag sprach mit dem für die Finanzen zuständigen Geschäftsführer Thomas Treß. €uro am Sonntag: Herr Treß, der BVB ist für viele überraschend Tabellenführer der Bundesliga. Die Aktie hat seit September 70 Prozent zugelegt. Was hat der sportliche Erfolg finanziell bislang gebracht? Thomas Treß: Entscheidend für den finanziellen Erfolg wird insbesondere sein, wo wir am Saisonende stehen. Für die Kursentwicklung der Aktie in den letzten drei Jahren und die aktuelle Kurserholung ist ein anderer Punkt wichtiger als der Tabellenplatz. Welcher? Wir hatten Großaktionäre, die seit Herbst 2007 große Aktienpakete – insgesamt über 50 Prozent – über die Börse verkauft haben. Darunter waren Hedgefonds, die nach unserer Einschätzung im Zuge der Finanzkrise Liquidität gesucht haben. Morgan Stanley hat sich von einer Investmentbank zu einer Geschäftsbank umgewandelt und wohl deshalb ihre Bestände verkauft. Diese Verkäufe haben den Kurs bis etwa Mai/Juni dieses Jahres unter Druck gesetzt. Erst jetzt kann die Aktie nach den realen wirtschaftlichen und sportlichen Gegebenheiten atmen. Börsianer setzen auch auf Extraeinnahmen in der Europe League, dem zweitwichtigsten europäischen Wettbewerb. Mit welcher Summe rechnen Sie? In der Gruppenphase dürfte der Profit bei etwa fünf Millionen Euro liegen. Wenn wir uns für die nächsten Runden qualifizieren, können es bis zu zehn Millionen werden. Richtig Geld verdient man aber nur in der Champions League – da reden wir dann von 20 Millionen und mehr. Bei BVB-Spielen sind die Stadien gut gefüllt Der BVB hat den höchsten Zuschauerschnitt der Liga, die Kapazität aber ist nahezu ausgeschöpft. Müssen Sie nicht stärker in VIP-Logen für zahlungskräftige Kunden investieren? Wir glauben, dass Logen für viele Kunden in der Region Dortmund nicht das richtige Angebot sind. Wir vermarkten Businesseinheiten von zwei bis acht Plätzen – das ist für die meist mittelständischen Unternehmen attraktiver. Die TV-Einnahmen sind nach Sponsoring und Tickets die wichtigste Einnahmequelle. In der Bundesliga wird das Fernsehgeld gewichtet nach dem sportlichen Erfolg der Vereine verteilt. Der BVB fordert mehr Geld für Traditionsvereine. Wer den größten Beitrag zur Attraktivität der Bundesliga leistet, sollte auch entsprechend profitieren. Dieser Beitrag lässt sich an vielen Kriterien messen – zum Beispiel Zuschauerzahlen, Markenwert und -attraktivität oder Einschaltquoten. Um die Verteilung neu zu regeln, brauchen Sie eine Mehrheit unter den 36 Vereinen der ersten und zweiten Liga. Wie wollen Sie die bekommen? Es geht ja nicht nur um Borussia Dortmund und Bayern München. Es gibt viele Vereine mit einer großen Fanbasis, die andere Klubs bei dem aktuellen Verteilungsmodus quersubventionieren. Eine neue Verteilung der TV-Erlöse würde für jeden Verein Anreize schaffen, die eigene Marke zu stärken und damit die Attraktivität der Bundesliga zu verbessern. Darüber hinaus wäre es ein Ausdruck von mehr Solidarität mit der Fanbasis. Hier gehts zum aktuellen Heft Wenn Sie sich für die Champions League qualifizieren – was machen Sie mit den Mehreinnahmen? Das werden wir genau abwägen, im Detail aber nicht öffentlich diskutieren. Viele Aktionäre dürften eine Dividende fordern – Fans und Sportmedien neue Spieler. Wie gehen Sie mit diesem Konflikt um? Wir haben immer wieder gesagt, dass wir eine Dividende ausschütten, aber erst dann, wenn wir uns nachhaltig international etabliert haben. Man darf nicht vergessen, dass wir aus der Vergangenheit noch immer erhebliche Schulden haben. Außerdem müssten wir für die Champions League eine konkurrenzfähige Mannschaft haben. Wenn wir uns qualifizieren, wollen wir nicht nur kurz Guten Tag sagen – das ist auch im Interesse der Aktionäre. Borussia Dortmund hat im vergangenen Geschäftsjahr sechs Millionen Euro Verlust erwirtschaftet. Reicht es dieses Mal für schwarze Zahlen? Das ist unser Ziel. |