Sparkasse Vorpommern kooperiert mit Weltsparen -- Das Fintech dringt in zwei dichte Finanzverbünde ein
Quelle: FAZ vom heutigen Tag
Normalerweise halten die Sparkassen-Finanzgruppe und der genossenschaftliche Finanzverbund dicht. Gerade ausländische Fondsgesellschaften wie Franklin Templeton oder Fidelity wissen ein Lied davon zu singen. Sie bekommen im Fondsverkauf in Deutschland kaum ein Bein auf die Erde, weil Sparkassen und VR-Banken fast ausschließlich Fonds ihrer Verbundpartner verkaufen Deka bei den Sparkassen, Union Investment bei den genossenschaftlichen Volks-, Raiffeisen- und Sparda-Banken. Ähnlich sieht es mit Bausparverträgen und Versicherungen aus: In Filialen der Sparkassen werden fast nur Produkte von LBS und Provinzial, in den Genossenschaftsbanken fast nur von Schwäbisch Hall und R+V angeboten. Umso bemerkenswerter ist, dass sich jetzt mit der Sparkasse Vorpommern die erste Sparkasse und mit der Bremer Volksbank und der Sparda-Bank Nürnberg die ersten Genossenschaftsbanken einer Kooperation mit dem jungen Fintech Weltsparen öffnen.
Die Not vieler Sparkassen und Genossenschaftsbanken wirkt paradox. Kunden überschütten sie geradezu mit Einlagen, jedenfalls mit viel mehr, als viele Ortsbanken mangels Nachfrage an Krediten ausreichen. Da sie selbst auf überschüssige Liquidität bei der Europäischen Zentralbank oder bei ihren gruppeneigenen Liquiditätsammelstellen Zentralbanken wie die DZ Bank oder Landesbanken wie LBBW, Helaba und Bayern LB Negativzinsen zahlen müssen, geben inzwischen viele Sparkassen und VR-Banken diese negativen Zinsen an ihre Privatkunden weiter. Die Kooperation mit dem Fintech Weltsparen soll das verhindern.
Weltsparen.de, international unter dem Namen Raisin aktiv, bietet seinen Nutzern nach einmaliger Anmeldung auf einer Zinsplattform an, Geld grenzüberschreitend bei inzwischen 91 Partnerbanken anzulegen. Die Kunden können somit Zinsunterschiede innerhalb Europas nutzen, es gilt die gesetzliche europäische Einlagensicherung für bis zu 100 000 Euro Guthaben. Die gemessen an Girokonten 200 000 Privatkunden der Sparkasse Vorpommern mit Sitz in Greifswald erhalten nun künftig im Online-Banking und in den Filialen Zugriff auf Angebote von Partnerbanken. Um unseren Kunden auch in Zeiten von Null- und Negativzinsen attraktive Angebote zu unterbreiten, kooperieren wir mit Weltsparen, erklärt Ulrich Wolff, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Vorpommern. Damit runden wir unser Angebot ab.
Die Sparkasse Vorpommern dürfte für die Vermittlung der Kundengelder eine Gebühr erhalten. Für Weltsparen ist aber vor allem das Eindringen in die dichte Sparkassengruppe ein echter Coup. Eigner des 2012 gegründeten Berliner Unternehmens sind unter anderem Goldman Sachs und Finanzinvestoren wie Paypal Ventures und Index Ventures. Es wäre wenig überraschend, wenn die Kooperation der Sparkasse Vorpommern mit Weltsparen nicht einer alten Diskussion neuen Schub geben würde: Braucht die Sparkassengruppe nicht eine zentrale Direktbank, die selbst Angebote wie eine europaweite Zinsplattform bereitstellt? |