12.12.2008 15:16 Hochsaison für Mutige Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Zwischen Mitte Dezember und Anfang Januar steigen die Aktienkurse meist. Ein "saisonaler" Effekt, der aber auch fundamentale Gründe hat und den Anleger für sich nutzen können. Balanceakt Börse Mitte Dezember wird es für Anhänger der "Börsensaisonalität" spannend: Viele von ihnen dürften bis zum 15. des Monats, also dem kommenden Montag noch in den Aktienmarkt begeben. 3,3 Prozent Zuwachs schafft der Dax dann statistisch binnen zwölf Handelstagen, referiert Dimitri Speck, der auf seiner Seite "Seasonal Charts" Saisonalitäten in den Börsenbewegungen nachspürt. Der genannte Kurszuwachs ließ sich in den vergangenen 34 Jahren durchschnittlich realisieren, wenn man am 15. Dezember in den deutschen Aktienmarkt einstieg und seine Position am 6. Januar wieder auflöste. Auf das Gesamtjahr bezogen wäre das eine Performance von 100 Prozent. (s. unser Chart)
Auch der Dezember als Ganzes ist - statistisch gesehen – für Investoren meist eine schöne Bescherung gewesen: Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) sorgte der Aktienmarkt im Schnitt der vergangenen 60 Jahre im Dezember für Kursanstiege von 2,45 Prozent. Damit ist der letzte Jahresmonat der mit Abstand einträglichste, deutlich vor dem Juli, in dem der Markt 1,62 Prozent zulegte und dem November mit einem durchschnittlichen Plus von 1,58 Prozent.
Wer aus saisonalen Gründen in den Markt einsteigen will, hat aber neben der reinen Statistik auch noch weitere Erklärmuster, mit deren Hilfe er seine Entscheidung begründen kann.
Auch Profis haben Gefühle So wird die allgemein gelöste Stimmung zum Jahreswechsel vielfach als Begründung für steigende Kurse angeführt – und zwar sowohl bei den privaten wie auch bei den Profi-Investoren. Letztere führen oft vor dem Jahreswechsel noch Umschichtungen in ihren Portfolios durch, um sich für das nächste Börsenjahr neu zu positionieren.
Mit diesem "Windowdressing" werden dann Aktien verkauft, die im abgelaufenen Jahr schlecht gelaufen sind und solche Papiere zugekauft, die zuletzt besser abgeschnitten haben. Auch Fondsmanager wollen zum Jahresschluss wie "Gewinner" aussehen oder zumindest Gewinneraktien in ihren Depots ausweisen können.
Das Beste kommt zum Schluss: Jahresendrally im Dax Billig macht gierig Im laufenden Börsenjahr liefert aber auch die anhaltende Baisse eine Reihe von Einstiegsbegründungen. Der Kursverfall selbst ist für viele Investoren ein Anreiz, der seine Wirkung bei der Neuausrichtung vieler Depots und Portfolios entfalten könnte. Den Dax gab es zuletzt Mitte 2005 so "günstig" wie derzeit. Beim europäischen Auswahlindex muss man bis ins Jahr 2003 zurück gehen, um ähnliche Kursniveaus anzutreffen.
Ein weiterer Hinweis auf einen bevor stehenden Jahresend-Effekt könnten die Käufe vieler Insider, etwa von Topmanagern sein, in den vergangenen Tagen erfolgt sind. Nach Angaben des Forschungsinstituts für Asset Management der Uni Aachen hat es in den zurückliegenden Tagen so viele Insiderkäufe gegeben wie seit Jahren nicht. In der Vergangenheit haben die Unternehmens-Insider oft einen guten Riecher bei Trendwenden am Gesamtmarkt gehabt.
Zündet die Abgeltungssteuer-Rally spät? Und nicht zuletzt liefert die Abgeltungssteuer weiterhin die Hoffnung auf einen einmaligen "saisonalen Effekt": Denn nur bei Neuengagements vor dem 31.12.2008 kann die "Altfallregelung" bewahrt werden, nach der Kursgewinne steuerfrei bleiben, wenn die Aktie oder der Fonds mindestens ein Jahr gehalten wurde.
Unabhängig von empirisch belegbaren Saison-Effekten: Für den Anleger bleibt es in kritischen Börsenzeiten eine knifflige Entscheidung, ob er sich kurz vor Jahresende noch in den Aktienmarkt wagt. Die Statistik ist zwar auf seiner Seite: Aber was nützt das schon, wenn die Börsen von Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft erschüttert werden?
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