US-Finanzsystem: Es knirscht im Gebälk 29.01.21, 11:05 Der Smartphone-Broker Robinhood musste sich wegen des Ansturms von privaten Tradern auf GameStop & Co. frisches Kapital besorgen. Unterdessen sorgen die Verbindungen von Robindhood zum Market-Maker und Hedgefonds Citadel von Milliardär Ken Griffin für Stirnrunzeln und wilde Spekulationen im Internet. Der wilde Ansturm von Hobbytradern auf Aktien wie GameStop sorgt inzwischen auch bei US-Brokern für große Probleme. Der Smartphone-Broker Robinhood musste sich laut Medienberichten mehr als eine Milliarde Dollar an frischem Kapital besorgen. Der Grund ist, dass die Broker wegen der starken Marktschwankungen höhere Sicherheitsleitungen bei Clearingfirmen hinterlegen müssen. Laut einem Bloomberg-Bericht verlangte das Clearinghaus DTCC alleine am Donnerstag insgesamt 33,5 Milliarden Dollar an zusätzlichen Sicherheitsleistungen von Brokern. Unterdessen sorgen Verbindungen zwischen dem Smartphone-Broker Robinhood und dem Hedgefonds Citadel von Milliardär Ken Griffin für wilde Spekulationen im Internet. Citadel ist nicht nur als Hedgefonds aktiv, sondern ist mit dem getrennten Geschäftsbereich Citadel Securities zugleich einer der größten Market Maker in den USA. In dieser Funktion ist Citadel auch eine der wichtigsten Einnahmequellen des Smartphone-Brokers Robinhood, zu dessen Investoren Citadel gehört. Da Robinhood seinen Kunden den kostenlosen Wertpapierhandel ermöglicht, verdient es sein Geld durch den Verkauf des Orderflows seiner Privatanleger-Kunden an Market Maker wie Citadel. Zugleich war Citadel aber auch dem Hedgefonds Melvin Capital mit frischem Kapital zur Hilfe geeilt. US-Finanzsystem-Es-knirscht-im-Gebälk-Kommentar-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-1 Im Internet machten Gerüchte die Runde, Citadel habe Robinhood und andere Broker dazu aufgefordert, Privatanlegern den Kauf von Aktien wie GameStop zu verbieten, um so Hedgefonds wie Melvin Capital, die finanzielle Verbindungen zu Citadel haben, zu schützen. Sowohl Citadel als auch Robinhood dementierten diese Behauptungen allerdings. Mehrere Politiker forderten allerdings, die Beziehungen zwischen Citadel und Robinhood genauer unter die Lupe zu nehmen. Robinhood will seine Beschränkungen bei GameStop und anderen Aktien bereits heute wieder lockern. Die GameStop-Aktien konnten im vorbörslichen Handel am Freitag wieder deutlich zulegen. US-Finanzsystem-Es-knirscht-im-Gebälk-Kommentar-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-1 GameStop-Aktie in Euro (L&S) Unterdessen wurde bekannt, dass die neue Finanzministerin Janet Yellen in den vergangenen Jahren beiden Jahren insgesamt sieben Millionen Dollar für Reden bei Wall-Street-Firmen erhalten hat. 810.000 US-Dollar bekam Yellen allein von Citadel. US-Finanzsystem-Es-knirscht-im-Gebälk-Kommentar-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-1. Mehrere Hedgefonds verbuchen Verluste Update (00:35 Uhr): Die jüngsten Marktbewegungen haben zu großen Verlusten bei mehreren Hedgefonds geführt. Der US-Smartphone-Broker Robinhood ruderte unterdessen zurück und will ab Freitag den "begrenzten Kauf" von Wertpapieren wieder erlauben, die Trader heute nicht mehr kaufen durften. Mehrere Hedgefonds haben durch die jüngsten Marktbewegungen große Verluste verbucht, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Mit am stärksten getroffen wurden Melvin Capital Management und Maplelane. Der letztgenannte Fonds habe bis Mittwochabend rund 45 Prozent seines Kapitals gegenüber dem Jahresbeginn verloren, heißt es. Die Verluste stammten auch daher, dass der Fonds verschiedene Positionen, mit denen er sich verspekuliert hatte, geschlossen oder verringert habe. Die Hedgefonds Point72 Asset Management, Candlestick Capital Management und D1 Capital Partners haben laut "Wall Street Journal" zwischen zehn und zwanzig Prozent ihres Kapitals verloren. Insgesamt hätten Shortseller alleine in diesem Jahr bis vergangenen Mittwoch bereits 70,87 Mrd. USD mit ihren Positionen verloren, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf das Finanzanalyseunternehmen Ortex. Private Trader hatten sich in den vergangenen Tagen und Wochen gezielt auf Aktien gestürzt, die zuvor von Hedgefonds stark geshortet worden waren und hatten so einen Short-Squeeze ausgelöst, bei denen die Hedgefonds immer höhere Preise bieten mussten, um ihre Positionen durch den Kauf der Aktien wieder schließen zu können. Da die privaten Trader oft auch mit hochgehebelten Optionen spekulierten, lösten sie zudem einen sogenannten Gamma Squeeze aus, bei dem Options-Dealer ebenfalls die entsprechenden Aktien kaufen mussten, um bei steigenden Kursen vollständig abgesichert zu bleiben. Zuletzt entwickelten sich zudem Aktien, bei denen Hedgefonds auf Kursgewinne spekuliert hatten, schlechter als der Gesamtmarkt, wie ein entsprechender Aktien-Basket von Goldman Sachs zeigt. Verantwortlich dafür dürfte sein, dass die Hedgefonds angesichts der Verluste und des Abbaus ihrer Short-Positionen auch dazu übergangen sind, ihre Long-Positionen zu verringern. Unterdessen kündigte der Smartphone-Broker Robinhood überraschend per Twitter an, ab Freitag die Verbote zum Kauf bestimmter Wertpapiere teilweise wieder zurückzunehmen. "Ab morgen planen wir den begrenzten Kauf dieser Wertpapiere zu erlauben. Wir werden die Situation weiterhin überwachen und wie nötig Anpassungen vornehmen", schrieb Robinhood-Co-Gründer Vlad Tenev auf Twitter. Hedgefonds-verbuchen-Verluste-Robinhood-rudert-zurück-Kommentar-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-1 In der Folge konnten die GameStop-Aktien im nachbörslichen Handel wieder zulegen. Hedgefonds-verbuchen-Verluste-Robinhood-rudert-zurück-Kommentar-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-2 |