Hier mal ein aktueller Stand mit wieder einigen interessanten Beobachtungen:
1) P/C: am 3.12. wurden zum ersten Mal seit 5 Monaten mehr Puts als Calls am Tag gehandelt. Dabei ist das Verhältnis der offenen Calls zu Puts nicht wesentlich zurückgegangen (61,51% -> 61,44%) und hat sich in den folgenden Tagen wieder auf fast Rekordniveau von 61,91% (gestern) erholt. Meine Vermutung ist, dass am am 2. und 3.12. bei dem starken Kursrückgang, viele Optionen, genauer viele Puts geschlossen wurden, weil die Put-Käufer diese mit hohen Gewinnen schließen konnten. Anhand des Volumens erkennt man ja nicht, ob ein Trade zum schließen oder zu eröffnen einer Position gedacht war. Man sieht nur am Ende des Tages das Ergebnis in Form der noch offenen Kontrakte (OI). In den vergangenen 3 Tagen wurden wieder ca. 2/3 Calls gehandelt.
2.) Volumen: Seit 3 Tagen werden außerdem wieder mehr Aktien als Optionen gehandelt. Der Unterschied ist nicht groß, aber zumindest interessant, wenn man bedenkt, dass überwiegend mehr Optionen als Aktien gehandelt wurden. Ich gehe davon aus, dass weitere oder bestehende Anleger die Gelegenheit nutzen, um AMC günstiger als noch vor einigen Wochen nachzukaufen.
3.) Volatility Skew: Nicht in der Grafik sichtbar aber unter marketchameleon unter Volatility Skew einsehbar: die Volatility-Skew stieg erstmalig seit Anfang Januar in den positiven Bereich (bearisches Zeichen), ist allerdings seit gestern wieder auf die Nulllinie zurückgekehrt.
4.) Short Interest und Fee: Auch nicht in der Grafik ersichtlich, aber bei IB und bspw. dem stonk-o-tracker beochtbar gewesen, dass sich bei sinkenden Kursen Shortseller kaum (nur kleine Stückzahlen) eindeckten. Die Zahl ist stabil bei etwa 5,5-6 Mio. geblieben. Zumindest bei IB. Wenn man den Ortex-Daten folgt, merkt man, dass in den vergangenen Tagen die Shortseller ihre Positionen vorsichtig erhöhen (aktuell kratzen wir seit langer Zeit wieder an der 20% SI Marke). Die Utilization steigt auch langsam wieder an und liegt bei ca. 77%. Ortex zeigt außerdem einen Anstieg bei der Leihgebühr (CTB), diese schwankt zwischen etwa 1% und 2%. Die Leihgebühr, die stonk-o-tracker, fintel, iborrrowdesk u.a. anzeigen stammt von IB. IB hat tatsächlich oft niedrigere Gebühren als die, die man bei Ortex sehen kann. Hier habe ich inzwischen eine Erklärung (von FreakyPheobe) bekommen: Anders als vermutet (auch ich hatte das gedacht) erhält Ortex nicht die Daten von Retail Brokern, sondern von 85% der Primebroker (also Virtu, UBS, JPM etc.). IB ist kein Primebroker, die Daten sind also bei Ortex wohl nicht enthalten. Das bedeutet, dass HFs und andere Institutionellen, die shorten wollen, höhere Gebühren bei ihren Brokern zahlen müssen. IB kann vermutlich deswegen so niedrige Gebühren anbieten, weil sie vor allem die Bestände der eigenen Kunden zur Leihe stellen können (sofern die Kunden das entsprechende Häkchen setzen (defaultmäßig ist das aus) und sofern sie bestimtme Marginanforderungen erfüllen). Das ist antürlich günstiger, als auf dem Markt bei den Primebrokern was zu leihen.
5.) 145er Call im Januar: Hier hat sich der OI inzwischen auf 137k erhöht. Am 17.12. ist der OI bei unverändert 88k. Ich bin gespannt, ob das wie vermutlich im Juni zu einem kleineren Gammasqueeze führt, oder nur reines Hedging von Position darstellt.
All das sind für mich jedenfalls Hinweise darauf, dass sich nichts groß verändert hat, und die Einstellung der Optionshändler weiterhin bullisch ist.
Ich persönlich als Optionsverkäufer konnte einige short call Positionen mit dem Kursabstieg im Gewinn glattstellen und habe keine neuen eröffnet.
Keine Handelsempfehlung! |
Angehängte Grafik:
2021-12-09_13h56_00.png (verkleinert auf 43%)