In den letzten Tagen las man sehr viel mehr als sonst über die Merck Aktie. Alle schreiben nur positives, basierend auf angekündigte Programme.
Kann denn keiner der Analysten mehr Bilanzen lesen und Vorstandsreden zwischen den Zeilen hören?
So sieht es bei Merck aus: Von 2008 bis 2012 stieg der Umsatz um 49%, das operative Ergebnis EBIT um 32%, das Ergebnis nach Steuern, der Gewinn, stieg um 53%, aber die Dividende stieg nur um 13% in diesen 4 Jahren, also um 3,2% je Jahr. Seit 2010 sinken EBIT und EBITDA ebenso die EBIT-Marge vom Umsatz. Das Konzern-Eigenkapital stagniert seit dieser Zeit bei etwa 10,4 Mrd €. Auf die Aktie bezogen sind das ca. 50 €, auf das AG-Eigenkapital bezogen sind es 23,9 €, nicht mehr als Ende 2010. 579 Mio € weist das Ergebnis nach Steuern aus, der Gewinn also. Das sind 2,61 €/Aktie, nachdem wir von 2,91 €/Aktie in 2010 kommen. Seither ging es zurück. Und die Einmaleffekte, die Sonderabschreibungen kann der Aktionär nichts; das ist "Erfolg" des Managements. Die Neuausrichtung von Merck, die der Vorstand in seinen Brief an die Aktionäre anspricht, ist also dringend notwendig. Vieles muss also verändert werden. Und das kostet zuerst einmal Geld. 2013 soll das Effizienzsteigerungsprogramm von 2011 abgeschlossen werden. Doch das reicht nicht. Sofort anschliessend folgt ein Programm zur "kontinuierlichen Verbesserung", das sich "fit für 2018" nennt. Es gibt also noch viel zu verbessern bis 2018. Der "Weg ins Morgen" wird also viel Geld kosten, ehe er Gewinne einbringen wird. Und das hat der Vorstandsvorsitzer auch angekündigt: Er verspricht im GB 2012 für 2013 eine Dividende, die "im Vergleich zu 2011 mindestens stabil ist" - und das wäre dann ein Rückschritt. Also bitte, nicht soviel Kurs Euphorie. Merck ist eine gute Aktie, aber auch sehr gut bezahlt. In 9 Monaten sehen wir weiter. |