Ein warmer Frühsommertag, in der Eingangshalle des Stuttgarter Rathauses steht ein grauer, hagerer Mann. Er will Stuttgart 21 – koste es, was es wolle, darin liege die Zukunft der Stadt, des Landes, und deshalb wippt Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) jetzt immer wieder mit den Knien. Denn er steht auf einem riesigen Foto von Stuttgart, der Blick geht vom Bahnhof auf die große Gleisanlage, es ist ein Wackelbild, und wenn man in die Knie geht, kippt das Foto, man sieht plötzlich die Zukunft der Stadt, so wie Schuster sie haben möchte: Der alte Bahnhof, der viele Jahrzehnte lang das Wahrzeichen der Stadt war, ist nur noch ein Torso. Die Gleisanlagen sind verschwunden. Man sieht etwas Grün, alles ist sauber, quadratisch, steril, über den ehemaligen Gleisanlagen wuchtige, klobige Gebäudekomplexe aus Glas, Beton, Stahl. Als der OB meinen erschreckten Blick auf diese Bauklötze bemerkt, sagt er schnell: "Das sind nur Modelle. Das wird viel schöner."
Verschweigen, vertuschen, lügen – nach US-Vorbild
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