Bettina Wulff – Eine Frau kämpft um ihren Ruf
Zuerst sammelte sie Dutzende Unterlassungserklärungen ein, jetzt verklagt sie Google und Günther Jauch. Wie sich die Frau des Ex-Bundespräsidenten gegen die Rotlichtgerüchte um ihre Person wehrt.
Jeder kann sich das anschauen. Seit Wochen, seit Monaten. Wenn man in den Schlitz der Suchmaschine Google den Namen Bettina Wulff eingibt, dann werden einem dazu ganz freundlich die Worte "escort" oder "Artemis", gerne auch "Prostituierte" vorgeschlagen. Jetzt wehrt sich die Ex-First-Lady gegen diese zerstörerischen Gerüchte. Mit zwei Waffen ihrer Wahl.
Ein gutes halbes Jahr nach dem Rücktritt ihres Mannes Christian hat sie zunächst einmal mehr als 30 Unterlassungserklärungen eingesammelt. Von Betreibern von Internet-Seiten, von Tages- und Wochenzeitungen wie der "Berliner Zeitung" und dem "Stern". Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" haben sich einige der Betroffenen auch zu Geldzahlungen, quasi als Schadenersatz, bereiterklärt.
Zuletzt, an diesem Freitag, hat Bettina Wulff auch Klage eingereicht bei der Pressekammer des Hamburger Landgerichts gegen Günther Jauch, den Talkmaster, und gegen Google, die Suchmaschine, die das Gerücht jeweils auf ihre spezifische Art weitergetragen haben. Maffay-Symposium Wie Wulff und Bettina Duderstadt verzauberten Zapfenstreich Lauter Vuvuzela-Protest bei Wulff-Abschied
Googles zwanghafte Wortverknüpfungen
Google mit den quasi zwanghaft verbreiteten Wortverknüpfungen zu Bettina Wulff, Jauch mit Fragen, die er dem stellvertretenden Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, Nikolaus Blome, in einer seiner Sendungen gestellt hat. Jauch wollte damals von Blome unter Bezugnahme auf die Gerüchte um Bettina Wulff, ob sein Blatt denn noch etwas im Köcher habe. Blome antwortete damals, auf dem Höhepunkt der Präsidentenkrise um Wulffs Ehemann Christian, dass diese These "Quatsch" sei.
Die Gerüchte rings um die Ex-First-Lady haben sich spätestens seit der Nominierung ihres Ehemannes Christian für das Amt des Bundespräsidenten im Frühjahr 2010 auf mindestens zwei Wegen verbreitet: Zum einen werden im Internet alle Begriffe, die im weitesten Sinne mit Erotik zu tun haben, häufiger geklickt als alle anderen, was die Such- und Vorschlagsprogramme Googles ordentlich stimuliert.
Gerücht wie ein fieses Krebsgeschwür
Zum anderen haben Blogger, Journalisten und jede Menge andere Internetnutzer in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass sich das Gerücht, Bettina Wulff, Gattin des früheren Bundespräsidenten, habe eine wie auch immer geartete Rotlicht-Vergangenheit, ausgebreitet hat wie ein fieses Krebsgeschwür.
Erst heimlich, still und leise, dann immer größer werdend, bis es nicht mehr zu ignorieren, sondern nur noch zu verdrängen war. Ergebnis: Es gab schon im Herbst vergangenen Jahres kaum noch einen Stammtisch an dem die angebliche Vergangenheit Bettina Wulffs nicht Thema war. Beweise allerdings lagen keiner dieser "Expertenrunden" vor.
Aus Sorge vor Mediengewitter verdrängt
Bettina Wulff, so sieht sie es selbst, hat diese Geschichten, die auch vor der Nominierung ihres Mannes für das Schloss Bellevue, schon ihre Runden gemacht hatten, lange Zeit verdrängt. Hat versucht sie zu ignorieren, auch weil es immer einen Riesen-Medienaufstand gegeben hätte, wenn sie offiziell dagegen angegangen wäre. Und das in Zeiten, in denen ihr Mann noch Minister- oder Bundespräsident gewesen ist. Am Ende hätte es ihm geschadet. Jetzt aber ist Bettina Wulff frei.
Noch in diesem Monat wird sie deshalb ihr Buch veröffentlichen, indem sie, davon darf man wohl ausgehen, auch die Rotlicht-Gerüchte offensiv thematisieren wird. Was diese Art Stiller-Internet-Post bedeutet hat für sie, für ihren Mann, auch für ihre Kinder. Der älteste Sohn, Leander (9), ist ja durchaus schon in der Lage das Internet zu bedienen.
Kommen die Rotlichtgeschichten aus der CDU?
Man kann sich das lebhaft vorstellen, was eine derartige Gerüchteküche für Folgen hat in einer Familie. Das Buch, das voraussichtlich den Titel "Jenseits des Protokolls" tragen wird, soll nach den juristischen Klagen die zweite Welle einläuten, mit der Bettina Wulff ihren von den Rotlichtgerüchten ramponierten Ruf wiederherstellen will.
Aber wie das so ist mit Gerüchten, das eine folgt dem anderen, und dann entwickeln sich die Dinge quasi wie von selbst. So verbreitet die "Süddeutsche Zeitung" an diesem Wochenende die "Nachricht", dass die Rotlichtgeschichten um Bettina Wulff ihren Ursprung in der CDU Niedersachsens genommen haben. Einen Beweis dafür liefert der vom Investigationsspezialisten Hans Leyendecker gezeichnete Artikel allerdings nicht. Die Geschichte bleibt spannend.
http://www.welt.de/politik/article109096331/...mpft-um-ihren-Ruf.html |