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Wer wollte der Ex-First-Lady mit den Rotlicht-Verleumdungen schaden? Vieles spricht für eine politische Intrige: Die Spur der bösen Worte führt in Wulffs damalige Landesregierung.
Freitag gegen 17 Uhr: Bei dem Anwalt von Starmoderator Günther Jauch, Christian Schertz, geht per Mail ein brisanter Schriftsatz ein. Abgeschickt hat ihn der Bonner Anwalt Gernot Lehr im Auftrag der ehemaligen First Lady Deutschlands, Bettina Wulff.
Es handelt sich um die am selben Tag beim Landgericht Hamburg eingereichte Klage, mit der sich Bettina Wulff gegen Gerüchte zur Wehr setzt, sie habe ein Vorleben als Prostituierte oder Escort-Lady.
Noch am selben Abend knickte Jauch ein. Nach Angaben Lehrs teilte Schertz ihm per Mail mit, sein Mandant Jauch erkenne den Anspruch an, „sich gegen Strafandrohung zu verpflichten, die Gerüchte nicht weiter zu verbreiten“.
Für Bettina Wulff war das ein klarer Erfolg in ihrem Kampf gegen die seit Jahren umlaufenden Rotlicht-Gerüchte. Die Internetsuchmaschine Google, gegen die Bettina Wulff ebenfalls Klage eingereicht hat, lehnt die geforderte Unterlassungserklärung jedoch ab (siehe Kasten). In der Sache ist sich Jauch keiner Schuld bewusst. Über seinen Anwalt ließ er gestern erklären:
„Ich habe niemals über Frau Wulff eine falsche Tatsachenbehauptung aufgestellt, sondern lediglich im Dezember vergangenen Jahres aus einem Artikel der ‚Berliner Zeitung‘ zitiert und daraus eine entsprechende Frage an den stellvertretenden BILD-Chefredakteur formuliert. Wer daraus eine Herabsetzung von Frau Wulff konstruiert, liegt daneben.“
Die Abgabe der Unterlassungserklärung begründet Jauch so: „Da ich allerdings kein Interesse an einer Auseinandersetzung mit Frau Wulff habe, habe ich den Rechtsstreit beenden lassen, noch ehe mir die Klage überhaupt offiziell zugestellt wurde.“
Für Wulff-Anwalt Lehr, der seit Mai auf Jauchs Erklärung gewartet hat, ist die Sache damit nicht ganz erledigt: „Wir werden beim Landgericht Hamburg ein Anerkenntnisurteil beantragen.“
Schertz hingegen ist wichtig, dass es kein Schuldeingeständnis Jauchs gebe und dass es zu einem Gerichtstermin nicht kommt. Allerdings: Juristen schließen nicht aus, dass es noch zu einer Schmerzensgeldklage gegen Jauch kommt.
Ausgelöst wurde das monatelange juristische Gezerre durch Jauchs Bemerkungen in seiner ARD-Talkshow am 18. Dezember 2011.
Damals hatte der Moderator einen Artikel der „Berliner Zeitung“ zitiert. Das Blatt hatte über das Gerücht geschrieben, BILD habe eine „Geschichte über das frühere Leben Bettina Wulffs“ in der Schublade, die aus Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten aber nicht veröffentlicht würde.
Noch in der Sendung bezeichnete der stellvertretende BILD-Chefredakteur Nikolaus Blome das als „kompletten Quatsch“.
Doch im Internet wurden einschlägige Beiträge über eine angebliche Rotlicht-Vergangenheit Bettina Wulffs hunderttausendfach angeklickt. Nach dem Rücktritt Christian Wulffs vom Amt des Bundespräsidenten wegen einer Hauskauf- und Medienaffäre begann dessen Ehefrau Bettina, sich gegen die Gerüchte über ihr Vorleben juristisch zu wehren.
Sie gab sogar eine eidesstattliche Versicherung dazu ab. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ will sich die einstige First Lady gegen die zahlreichen Verleumdungen wehren, durch die ihre „Reputation zerstört worden“ sei.
Woher kamen überhaupt die Gerüchte?
Laut „Süddeutscher Zeitung“ haben „CDU-Kreise in Hannover seit 2006 das Gerücht gestreut, Bettina Wulff habe früher im Rotlichtmilieu gearbeitet“. Dann wäre Bettina Wulff das Opfer einer politischen Intrige, die sich gegen ihren Mann und damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff gerichtet hätte.
Manches spricht dafür. Denn nach Recherchen von BILD am SONNTAG wurden haltlose Behauptungen über eine angebliche Tätigkeit Bettina Wulffs in einem Bordell aus Wulffs eigener Landesregierung verbreitet.
Konkret ging es um Informationen aus einem Steuerstrafverfahren im Zusammenhang mit dem „Chateau am Schwanensee“.
Das Bordell nahe Hannover war im Jahr 2004 in finanzielle Schwierigkeiten geraten und musste später schließen. Die Ermittler befragten seinerzeit auch eine der dort tätigen Prostituierten als Zeugin. Sie berichtete unter anderem über eine Reihe von Kolleginnen, die während der Messen in Hannover zur Verstärkung angeheuert wurden, darunter auch eine „Tina, Studentin“, die für ein Jahr im „Chateau“ gearbeitet habe.
Diese Zeugenaussage wurde aus Hannover mit dem verleumderischen Hinweis gestreut, bei „Tina“ könne es sich um Bettina Wulff handeln – eine durch nichts bewiesene Unterstellung.
Schnell machte das ungeheuerliche Gerücht die Runde, erst in Hannover, dann in Berlin und erreichte schließlich auch Christian Wulff und dessen Gattin Bettina.
Wulffs Nachfolger als Parteivorsitzender und Ministerpräsident, David McAllister, wollte sich gestern zu den Vorwürfen, CDU-Leute hätten die üblen Rotlicht-Gerüchte verbreitet, nicht äußern. Ein Sprecher: „Wir werden die Sache nicht kommentieren.“
Damit gibt sich die SPD-Opposition nicht zufrieden. Thomas Oppermann, SPD-Fraktionsgeschäftsführer im Bundestag, zu BILD am SONNTAG: „David McAllister muss die Vorwürfe schnell aufklären.“ |