ich habe mich hier ja öfter zu wort gemeldet zur nachhaltigkeit von biokraftstoff, die ich kritisch sehe. das thema ist komplex und es gibt viele argumentate. auf die schnelle lässt sich das nicht bewerten. hier einmal der versuch, es auf zentrale argumente zu fokussieren. hier findet man einen link zu dem sogenannten "faktencheck biokraftstoffe": https://www.ufop.de/presse/...-bestandteil-der-versorgungssicherheit/ aus meiner sicht etwas anmaßend, als lobbist seine stellungnahme als "faktencheck" zu bezeichnen. in dem papier wird ein fazit gezogen - zur vereinfachung beziehe ich mich nur darauf. als wesentliches argument wird gesagt, das weniger biokraftstoff mehr import von proteinfuttermitteln führt. wenn man das aufdröselt, wird einem klar, wie realitätsverzerrend diese argumentation ist. verzichtet man darauf, die ca. 3 t rapssaat von einem hektar für biokraftstoff zu nutzen, muss regenwald abgeholzt werden - so wird suggeriert. das stimmt so nicht. wird das rapsöl für nahrungsmittel verwendet, bleibt weiterhin der proteinreiche presskuchen als futtermittel. oder wird auf der fläche getreide oder kartoffeln angebaut, kann man pro hektar ca. 1000 kg nahrungsmittelprotein produzieren. bei raps sind es etwas 700 kg futtermitterprotein pro hektar - die aber noch durchs schwein, kuh oder huhn müssen mit 40 % verlust direkt + verlust bei schlachtung (nicht nutzbare anteile). es bleiben etwa 400 kg nahrungsprotein. diese dürften leicht hochwertiger sein als die oben genannten 1000 kg. aber das wiegt die 600 kg verlust nicht annähernd auf. zudem sind eben öl beim raps bzw. kohlenhydrate beim getreide für nahrungsmittelzwecke verlorengegangen, weil diese anteile im biokraftstoff landen. für ethanol aus getreide gilt ähnliches.
bei biokraftstoff aus reststoffen wie stroh sieht es ganz anders aus. darauf setzt verbio ja stark. hier entzieht man keine nahrungsmittel. wird aber der reststoff schlempe aus der ethanolproduktion zu biogas vergoren, sieht das wieder kritischer aus: schlempe wäre auch als proteinreiches futtermittel geeignet. hier entzieht man doch wieder futtermittel.
wie nachhaltig und volkswirtschaftlich sinnvoll biokraftstoffe aus stroh sind, ist auch die frage. ethanol wird kraftstoff beigemischt, weil es eine auflage ist um CO2-emissionen einzusparen. es erhöht aber den benzinpreis - mindestens in zeiten, in denen öl billig ist. unklar ist (mir), wie viel es kostet, auf diesem wege 1 t CO2-emissionen einzusparen. das wäre interessant zu wissen, um das mit anderen einsparmöglichkeiten zu vergleichen. die aktuell verfügbaren bzw. mobilisierbaren finanzen für den klimaschutz sollten dorthin fließen, wo es am preiswertesten ist pro t CO2 (bzw. anders gesagt: wo man mit der verfügbaren summe am meisten t CO2 vermeiden kann). hier dürfte es viel preiswertere möglichkeiten geben, wie z. B. ausbau der photovoltaik und windenergie. zugegeben: solange putin mit energieembargos droht, trägt ethanol aus stroh zur versorgungssicherheit bei. aber wenn man sich unabhängig von ihm gemacht hat, lässt das argument nach. dann steht wieder die frage im fokus: wieviel kostet es, 1 t CO2 auf dem weg einzusparen.
so - jetzt ist es doch wieder länger geworten. dann kann ich auch noch einen weiteren punkt nennen: es wird argumentiert, dass die biokraftstoffbranche bzw. verbio selbst düngemittel herstellt. das ist aber absurd. das, was bei verbio hinten rauskommt an phophor, stickstoff, kalium usw. ist in der gesamtbilanz ein nullsummenspiel: dieser dünger wird schlichtweg benötigt, um die fläche zu düngen, von der die rohstoffe stammten. und insbesondere stickstoff geht bei diesem kreislauf verloren und muss noch zusätzlilch zugegeben werden. verbio ist das ganz klar - und trotzdem wird damit argumentiert.
und noch ein punkt: betont wird oft, dass gewisse rohstoffe nicht von flächen stammen dürfen, die abgeholzt wurden. aber das rettet auch keinen quadratmeter regenwald: nach europa kommen dann vielleicht die rohstoffe von flächen, die nicht in den letzten jahren gerodet wurden. das, was auf gerodeten flächen angebaut wurde, wird dann aber einfach in länger geliefert, die nicht danach fragen, wo es herstammt. das system funktioniert nur, wenn a) global alle mitmachen, oder b) deutschland bzw. europa ihre eigene athmosphäre und ihr eigenes klima haben. insbesondere b) wird nie eintreten...und a) ist nicht einmal in der diskussion.
und noch einer: die nebenprodukte werden als argument genutzt - wie z. B. glycerin. das ist aber eine einfache, billige verbindung, die auch auf anderem wege produziert werden könnte. glycerin ist ein kleines argument - welches aber so aufgepustet wird, dass es für fachfremde als sehr wichtig erscheinen dürfte.
und noch ein punkt: es wird immer betont, dass nur futtermittel eingesetzt werden. aber wo ist hier die grenze? roggen kann für brot genutzt werden. selbst triticale. bei weizen wird betont, dass es oft keine backqualität hat. hier geht es ja letztlich um den proteingehalt ("klebereiweiß"), der dafür sorgt, dass brotteig richtig aufgehen kann. aber wenn ich nichts anderes als futterweizen zu essen habe, ist mir das herzlich egal. dann mache ich mir tortillas daraus - die müssen gar nicht aufgehen. und man kann sie auch aus maismehl herstellen.
die ernährungssicherheit könnte global gesichert werden, indem ausreichend vorräte angelegt werden. eine andere option wäre: man stellt biokraftstoffe daraus her. aber wenn es in einem jahr global mangelt an nahrung - dann stellt man in diesem jahr die produktion ein. die biokraftstoffindustrie könnte hier als puffer dienen. man könnte sie ja auch für entgangene gewinne entschädigen in solchen jahren. und würde damit global etliche menschenleben retten! |