27.07.2010 13:37 UPDATE: BP forciert Konzernumbau nach Milliardenverlust DJ UPDATE: BP forciert Konzernumbau nach Milliardenverlust
(NEU: Zum Verkauf gestellte Unternehmensteile, Analysten, Aktienkurs)
Von James Herron DOW JONES NEWSWIRES LONDON (Dow Jones)--Der britische Ölkonzern BP forciert den Konzernumbau, nachdem er im zweiten Quartal aufgrund der Rückstellungen für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko einen Konzernverlust von 17,15 Mrd USD geschrieben hat. Tony Hayward wird zum 1. Oktober als CEO von Robert Dudley ersetzt, und durch den Verkauf von Unternehmensteilen will der Konzern nun bis zu 30 Mrd USD erlösen. "BP wird in Zukunft ein anderes Unternehmen sein", sagte Chairman Carl-Henric Svanberg am Dienstag nach der Zahlenvorlage. Der Londoner Konzern benötige eine frische Führungsmannschaft und einen sehr engagierten Verwaltungsrat, fügte er hinzu.
CEO Hayward, der sich im Zuge der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko eine Reihe von Fehltritten erlaubt hatte, tritt zum 1. Oktober zurück. Hayward erklärte, die Ölpest im Golf von Mexiko sei eine schreckliche Tragödie, für die er sich als der Mann an der Spitze zum Zeitpunkt des Unglücks immer verantwortlich fühlen werde, egal bei wem die Schuld letztlich gefunden werde.
Der US-Amerikaner Dudley, der derzeit die Maßnahmen zur Eindämmung der Ölpest verantwortet, soll das schwer beschädigte Image des Ölkonzerns insbesondere in Amerika reparieren. Die Wiederherstellung der Reputation des Konzern in den USA hat laut Analysten oberste Priorität für BP. In den USA produziert die BP plc rund ein Viertel ihres Öls und Gas.
Dudley hat viel Arbeit vor sich. "BP America muss komplett umgebaut werden", forderte Oppenheimer-Analyst Fadel Gheit. Schon vor der Ölpest im Golf von Mexiko war BP wiederholt wegen Sicherheitsmängeln in den USA in die Schlagzeilen geraten. So forderte im Jahr 2005 eine Explosion in einer BP-Raffinerie im US-Bundesstaat Texas 15 Tote und 170 Verletzte.
Viele der US-Einrichtungen, mit deren Sicherheitsproblemen BP zu kämpfen hat, waren von BP im Zuge der Übernahme des Wettbewerbers Amoco erworben worden, wie ING-Analyst Jason Kenney sagte. Dudley, der zum Beginn seiner Karriere bei Amoco arbeitete, dürfte von dieser Erfahrung nun profitieren. "Dudley kannte Amoco in- und auswendig", sagte Kenney.
Noch ist unklar, wie groß das US-Geschäft von BP in Zukunft sein wird. Der Ölkonzern will sich in den kommenden 18 Monaten von Unternehmensteilen im Wert von bis zu 30 Mrd USD trennen, um die Kosten der Ölpest zu decken und die Verschuldung zu senken. Bislang hatte der Konzern mit Veräußerungen nur ein Drittel der Summe einsammeln wollen. Verkauft werden sollen vor allem in der Förderung aktive Unternehmensteile. Der Konzern werde ein kleineres, dafür aber hochqualitätives Geschäft zur Förderung und Produktion von Öl und Gas behalten, teilte BP mit.
Nach Angaben einer mit der Angelegenheit vertrauten Person, spricht BP mit mehreren möglichen Käufern über den Verkauf wichtiger Assets im US-Bundesstaat Alaska. Mit dem Verkauf von Öl- und Gasfeldern in den US-Bundesstaaten Texas und New Mexico, in Westkanada und Ägypten an den US-Öl- und Gasproduzenten Apache hat BP bereits 7 Mrd USD eingesammelt. Darüber hinaus verhandele BP über den Verkauf ihrer Beteiligung an der argentinischen Pan American Energy an die Bridas Corp für rund 9 Mrd USD, sagte eine andere informierte Person. Zudem stehen Assets in Pakistan und in Vietnam zum Verkauf.
Durch die Veräußerungen will BP die Verschuldung auf 10 Mrd bis 15 Mrd USD senken, nachdem die Nettoverschuldung Ende Juni bei 23 Mrd USD lag. Zudem sind die Mittel notwendig, um die Kosten aus der Ölpest im Golf von Mexiko zu tragen.
Die Ölpest bescherte BP im zweiten Quartal einen Konzernverlust von 17,15 Mrd USD, nachdem im Vorjahresquartal noch ein Gewinn von 4,39 Mrd USD erzielt wurde. Insgesamt stellte der Konzern 32,2 Mrd USD für die Folgen der Ölpest zurück. In der Summe enthalten sind 20 Mrd USD für den angekündigten Entschädigungsfonds für die Opfer der Ölkatastrophe.
Ohne die durch die Katastrophe verursachten Kosten wäre die Geschäftsentwicklung von BP positiv verlaufen. Das um Bestandswertveränderungen (Clean Replacement Cost of Supplies) bereinigte Ergebnis erhöhte sich im Berichtszeitraum um nahezu 70% auf 4,98 Mrd USD. Analysten hatten allerdings eine leicht höhere Summe von 5,03 Mrd USD erwartet.
Bis Ende des Jahres will der Konzern die meisten der direkten Kosten der Ölpest bezahlt haben. Andere Kosten, wie Geldstrafen, längerfristige Entschädigungszahlungen oder Rechtskosten dürften sich über mehrere Jahre hinziehen, sagte der noch amtierende CEO Hayward.
Webseite: www.bp.com -Von James Herron, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29725 104, unternehmen.de@dowjones.com DJG/DJN/has/jhe (END) Dow Jones Newswires
July 27, 2010 07:07 ET (11:07 GMT)
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