wird gerade veräussert, daher auch die 6 Mio. Aktien, die Herr Görg sich annehmen konnte. Das die Aktionäre aus den Geldern nichts erhalten, ist deshalb auch normal. Die Gläubiger / Banken mussten auch verzichten, also können auch nicht die Aktionäre, oder Vorzüge aus der Insolvenz-Masse bedient werden, Gläubigererlass. Dagegen stehen die Aktionäre die noch ihre Anteile besitzen, wie z.B. Banken und Co, also Schickedanz / free float, die natürlich noch verkaufen wollen, oder mehr Wissen. Ein Mitarbeiter von Arcandor besitzt gar nicht die Möglichkeiten, über das Gepflecht zu Wissen und was später übrig bleibt. Auch wenn, würde er es Dir auch nicht sagen, was geplant ist. Hier Mal ein paar Zeilen bzgl. Bilanz-Analyse, sehr verstrickt und interessant !
Der Kurs hat ein Spread, der entspricht den Handelsraum eines MM und dessen Wertes / Kursspanne. Sollte der Kauf-Kurs innerhalb der Spanne erfolgen, wird der Wert der Order gezeigt. Dadurch werden die Kurspreise nach oben, oder nach unten gezogen. Ist der Spread gesättigt, steigt der Kurs.
Der Abschluss von Arcandor (früher: KarstadtQuelle) ist aus mehreren Gründen undurchsichtig und auch wenig aussagekräftig. Es wurden diverse bilanzpolitische Maßnahmen ergriffen, die einen genaueren Einblick in die Rechnungslegungsdaten verhindern.
Zunächst hat Arcandor in den vergangenen Jahren eine massive Portfoliobereinigung vorgenommen. Allein in 2007 wurde durch den Kauf der restlichen Anteile von Thomas Cook von der Lufthansa und der kurz darauf erfolgten Fusion von Thomas Cook mit einem britischen Konkurrenten derart verzerrt, dass ein Vergleich der Daten mit anderen Geschäftsjahren nicht möglich ist.
Auch in den Vorjahren hat Arcandor umfangreiche Verkäufe getätigt:In 2005 wurden Golf House, Wehmeyer, Runners Point, SinnLeffers und 75 kleine Warenhäuser verkauft;
ebenfalls 2005 wurde die Karstadt Hypothekenbank in den KarstadtQuelle-Pensionsfonds eingebracht;
in 2006 wurde ein umfangreiches Immobilienpaket an einen Fonds verkauft, an dem Arcandor zu 49% beteiligt ist;
in 2007 wird die IT-Tochter Itellium an EDS verkauft;
Ende 2007 wird der Verkauf der Versandtochter Neckermann angekündigt.Arcandor hat allein bei diesen Verkäufen und den angestrebten Verkäufen sowie deren Folgen diverse Bilanzierungstricks verwendet:durch die Übertragung der Hypothekenbank an den Pensionsfonds wurde eine Tochter, die eine sehr große Bilanzsumme hatte (2,4 Mrd. € in 2004), aus der Bilanzsumme von Arcandor eliminiert. Die Bilanzsumme von Arcandor sank von 2004 auf 2005 von 11,6 Mrd. € auf 9,1 Mrd. €, was zum größten Teil auf die Hypothekenbank entfallen dürfte. Allerdings haftet Arcandor indirekt weiter für die Hypothekenbank, da der Pensionsfonds neuer Besitzer der Hypothekenbank wurde. Hier wurde eine Bilanzierungsvorschrift der IFRS ausgenutzt, die mit dem BilMoG auch in das HGB Einzug halten wird. Es erfolgte bilanziell eine Saldierung des Pensionsvermögens des Pensionsfonds mit den Pensionsschulden von Arcandor. Damit wurden die Vermögenswerte und Schulden der Hypothekenbank aus der Bilanzsumme von Arcandor „herausgeschmuggelt“, wobei sich an der Haftung von Arcandor für die Pensionsverpflichtungen nichts geändert hat.in 2006 kaufte die Hypothekenbank Forderungen in Höhe von 1.588 Mio. € von Arcandor auf. Bei einer Einbeziehung in den Konzernabschluss wäre diese Transaktion rückgängig gemacht worden. Durch diese Vorgehensweise hat Arcandor aus Forderungen liquide Mittel machen können.
eine besondere eindrucksvolle bilanzpolitische Maßnahme gelang mit dem Verkauf der Immobilien. Diese kaufte ein Fonds, an dem Arcandor zu 49% beteiligt ist. Damit handelt es sich um ein Geschäft, das einem Geschäft mit einer Zweckgesellschaft nahe kommt. Im Ergebnis wurde der Gewinn aus dem Verkauf der Immobilien zu 51% erfasst, während 49% des Gewinns in der Konsolidierung wegen des In-sich-Geschäftes eliminiert wurde.
aufgrund des Immobilienverkaufs ist Arcandor quasi finanzschuldenfrei. Allerdings wird Arcandor zukünftig durch hohe Mietzahlungen belastet. Die Rating-Agentur Moody´s rechnet bei der Rating-Ermittlung solche Miet- und Leasingzahlungen als Verbindlichkeiten wieder in die Schulden rein. Bei Mietverpflichtungen von 457,7 Mio. € und einem Multiplikator von acht, den Moody´s verwendet, hat Arcandor Mietverpflichtungen von 3,66 Mrd. € (Quelle: Manager Magazin, Heft 9, 2007, S. 40).
zum Verkauf gestellte Vermögenswerte werden nach IFRS nicht weiter abgeschrieben, sondern mit dem niedrigeren Wert aus erwartetem Veräußerungspreis und Buchwert bewertet. Weitere Abschreibungen ergeben sich nicht. Allein durch diesen Umstand hat sich Arcandor in den vergangenen Jahren besser gerechnet. Zum 31.12.2006 stehen allein Vermögenswerte von 1.314 Mio. € und Verbindlichkeiten von 899 Mio. € zum Verkauf. Auf die Vermögenswerte werden keine Abschreibungen mehr gebildet. Dadurch konnte Arcandor massiv die Ergebniszahlen verbessern. Dabei wurden aber die Cash-Positionen von den zum Verkauf gestellten Einheiten – insbesondere handelt es sich um Neckermann – nicht in die zum Verkauf gestellten Vermögenswerte eingeordnet, sondern unter den normalen Zahlungsmitteln des Konzerns ausgewiesen. Deren Betrag beläuft sich auf 190 Mio. €. Nur unter Hinzurechnung dieses Betrages ist Arcandor zum 31.12.2006 finanzschuldenfrei gewesen (Quelle: Manager Magazin, Heft 9, 2007, S. 40).
Letzterer Sachverhalt hat noch einen besonders negativen Beigeschmack. Da eine Wertminderung auf den niedrigeren Veräußerungspreis nur dann zu erfolgen hat, wenn der erwartete Veräußerungspreis unter dem Buchwert liegt, werden Unternehmen in der Regel nur dann Vermögenswerte zum Verkauf stellen, wenn der erwartete Veräußerungspreis über dem Buchwert liegt. Ansonsten wird dem potenziellen Käufer der erwartete Kaufpreis bereits vorab mitgeteilt. Arcandor hat die zur Veräußerung gestellten Vermögenswerte aber um 114,7 Mio. € abgeschrieben, da der erwartete Veräußerungspreis unter dem Buchwert liegt (Quelle: Geschäftsbericht 2006, S. 119). Dem potenziellen Käufer wird damit der potenzielle Verkaufspreis von Arcandor genannt. Bei Vermögenswerten von 1.314 Mio. € und Verbindlichkeiten von 899 Mio. € ergibt sich ohne Einbeziehung von Cash-Positionen ein Verkaufspreis von 415 Mio. €, den Arcandor aus dem Verkauf erwartet.
Neben diesen aus Verkäufen abgeleiteten bilanzpolitischen Maßnahmen hat Arcandor auch andere Maßnahmen ergriffen, um die Zahlen zu beeinflussen. So wird im Abschluss auf ein bereinigtes EBITDA verwiesen, dessen Berechnung nicht klargestellt wird. Allerdings wird bei den Krediten darauf verwiesen, dass es finanzielle Auflagen gibt, nach denen das bereinigte EBITDA zum jeweiligen Quartalsstichtag einen vorgegebenen Wert nicht unterschreiten darf (Quelle: Geschäftsbericht 2006, S. 123). An zwei Stellen hat Arcandor mindestens zweifelhaft das bereinigte EBITDA berechnet. Zum einen wurden erhöhte Kerosinkosten bei Thomas Cook in Höhe von 77 Mio. € als Einmalbetrag bezeichnet, zum anderen wurden Einmalausgaben von 57 Mio. € im Versandhandel nicht genauer benannt. Rechnet man diese Beträge vom bereinigten EBITDA ab, so hat sich das bereinigte EBITDA bei Arcandor in 2006 nicht um 20% verbessert, sondern um 31% verschlechtert (Quelle: Manager Magazin, Heft 9, 2007, S. 40).
Der Abschluss von Arcandor ist aus bilanzpolitischer Sicht hochinteressant, da viele nach IFRS mögliche Maßnahmen in Anspruch genommen wurden. Gleichzeitig wird aber auch die Gefahr aufgezeigt, dass solche Maßnahmen bei entsprechender Kenntnis des Bilanzlesers nachvollziehbar sind und damit nur mit Bedacht gewählt werden sollten.Aus Aktionärssicht ist der Abschluss von Arcandor derart undurchsichtig, dass eine Kaufempfehlung sicherlich nicht gegeben werden kann. Interessant ist Arcandor aus Zerschlagungsgesichtspunkten – ein Weg, den der Konzern ja bereits seit Jahren geht. Ob sich daraus aber höhere Werte ergeben als der heutige Aktienkurs, bleibt abzuwarten.
http://www.bilanzanalyse.com/firmenanalysen/arcandor/index.html ----------- MFG Horus |